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Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Titel: Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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und breitete eine dünne Decke über ihm
aus. »Es ist unmöglich, gegen den Herrn aufzubegehren. Er würde uns einfach
töten. Oder Schlimmeres tun.«
    Â»Wäre
es denn nicht besser, beim Versuch, die Freiheit zu erlangen, sein Leben zu
verlieren?« Jiggon blickte unvermindert ins Freie.
    Â»Es
wäre schlimm, bei dem Versuch, am Leben zu bleiben, zu scheitern«, erwiderte
sein Vater und strich ihm über das kurz geschorene Haar. »Die Rache der Albae
ist grausam. Ich bin nicht feige. Ich möchte nur nicht, dass du oder deine
Geschwister ihnen zum Opfer fallen.« Bevor Jiggon antworten konnte, erhob sich
Hirrtan wieder. Er ging jedem Streit stets aus dem Weg.
    Der
junge Mann hielt den Blick unvermindert ins Freie gerichtet und streifte die
Decke herab. Er wollte sie nicht. So wird niemals irgendwer
Freiheit erlangen. Die Albae haben keinerlei Recht, uns als Sklaven zu halten. Es gab albische Herren, die freundlicher waren. Und doch
ändert es nichts daran, dass wir uns nicht frei bewegen und frei entscheiden
können. Sogar die Menge unserer Nachkommen wollen sie uns vorschreiben. Yintaï hatte bereits mehrmals Neugeborene einsammeln lassen. Auch von ihnen
hörte man niemals mehr.
    Dass
mit den Dorón Ashont, den Wandelnden Türmen, ein Feind erschienen war, der das
Zeug dazu hatte, die Schwarzaugen in Bedrängnis zu bringen, sah er als
Zeichen. Die Götter wollten den Menschen einen Weg weisen, sich vom Joch ihrer
Unterdrücker zu befreien!
    Aber nicht, solange es Leute wie meinen Vater gibt, die jedes
Wagnis scheuen. Aus Angst oder aus Sorge, das ist gleich. Jiggon ließ
das grobe Tuch vors Fenster sinken, dann schloss er die Lider und sank schnell
in einen Schlaf. Die Anstrengungen des Tages, das Korndreschen und das Schleppen
der Getreidesäcke, hatten ihn erschöpft.
    Aber
mitten in der Nacht erwachte er.
    Ohne
zu wissen warum.
    Das
Schnarchen von Großvater und Vater erklang abwechselnd, jemand stöhnte im Traum
und schien sich vor etwas zu fürchten, woanders wurde geschmatzt, Holz knarrte
und Wind säuselte. Die Geräusche kannte er, davon schreckte er normalerweise
nicht hoch.
    Jiggon
lauschte, zog das Jutetuch vom Fenster.
    Ein
eiskalter Wind traf sein Gesicht, die Schlote der Hütten spien dicken Rauch
aus. Sterne funkelten am klaren Himmel. Kühe muhten gelegentlich in den
Stallungen, Schafe blökten – nichts, was ihn dazu gebracht hätte, aus seinem
Schlummer zu erwachen. Ich bin wohl einfach zu unruhig.
    Plötzlich
sah Jiggon den Alb, der um Irharts Hütte strich. Er hatte sein Schwert gezogen,
hielt es in der einen Hand und in der anderen einen Dolch. Das Blinken des
Metalls hatte ihn verraten, sonst hätte Jiggon ihn nicht bemerkt. Die Schatten
deckten den Alb, der immer wieder verschwand und erst nach langem Suchen wieder
zu entdecken war.
    Was tut er da? Jiggon wagte es nicht, sich zu rühren. Sucht er jemanden? Hat einer von uns die Flucht gewagt?
    Der
Alb sprang auf den Brunnenrand, von dort drückte er sich trotz seiner
Lederrüstung spielerisch leicht ab und landete auf dem Reetdach von Salisalas
Behausung. Er kniete sich hin, hielt offenkundig Ausschau.
    Dann
tauchte ein zweiter Alb auf, den Langbogen schussbereit in den Händen. Er
blieb unterhalb des anderen Wächters stehen und sicherte.
    Oder ein Sklave aus einem benachbarten Dorf ist verschwunden. Jiggon
wurde von Aufregung gepackt, und er fühlte sich beinahe glücklich bei dem Gedanken,
dass es einem von ihnen gelungen war, seinem Herrn zu entkommen. Weit kann er noch nicht sein, sonst würden sie ihn nicht bei uns
suchen.
    Jiggon
verfolgte die Albae mit seinen Blicken.
    Der
Wärter sprang vom Dach, ohne dass etwas zu hören war; nicht mal seine Rüstung
klapperte oder knarrte. Sie waren gefährliche Gegner, die mit der Nacht einen
Pakt eingegangen waren. Der Schütze und er wechselten ein paar leise Worte,
dann trennten sie sich wieder: Der Schwertträger kam auf Jiggon zu, der andere
verschwand außerhalb des Sichtfelds.
    Jiggon
konnte sich nicht rühren und sah den Alb heranhuschen.
    Doch
plötzlich blieb der Alb stehen, schaute nach rechts und öffnete den Mund zu
einem Schrei. Violettblaues Licht fiel auf sein Gesicht.
    Eine
riesige Keule fuhr auf ihn hinab und zerschmetterte den Kopf samt Helm, als bestünde
der Schutz aus gepresstem, dünnem Papier. Der Alb stürzte tödlich getroffen

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