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Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Titel: Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Blut haftete am kahlen Baum, am Laub auf
der Erde, als wäre es aus Kannen versprüht worden. Albae-Blut!
    Keine
Geräusche, kein Hinweis auf seine Begleiter.
    Sein
Herz pochte schmerzhaft hart in seiner Brust. Auch wenn er es sich nicht
eingestehen wollte, aber Arganaï fühlte zum ersten Mal in seinem Leben richtige
Angst. Grausame Angst. Dieses Gefühl wollte ihn zur Flucht verleiten und ihn
dazu bringen, seine Leute zurückzulassen, um mit heiler Haut davonzukommen. Vor
was auch immer.
    Ich darf nicht! Was soll ich dem Benàmoi sagen, wenn er wissen
will, was uns widerfahren ist? Arganaïs Gedanken überschlugen sich.
Hatte der Tümpel damit zu tun? War eine Kreatur daraus emporgestiegen, die sie
heimgesucht hatte?
    Er
schluckte und schlich vorwärts, weil er eine weitere Schneise gesehen hatte.
Der Boden war übersät mit Abdrücken, die er nicht deuten konnte. Hufspuren,
tiefe Rillen, die sich mit Lebenssaft füllten. Und er entdeckte auch Stückchen
von Albae-Rüstungen, Metallsplitter von geborstenen Waffen, eine braune
Haarsträhne … Trotz der Zeichen der Vernichtung und des Todes herrschte Stille.
Vollkommene Ruhe.
    Wieder
befiel Arganaï Furcht, dieses Mal noch stärker als zuvor.
    Mitten
in der Bewegung hielt er inne und setzte den Stiefel nicht nach vorn auf,
sondern nach hinten. Er trat den Rückzug an, langsam und lautlos, damit die
Kreatur, die Feuerstiere und Albae zerlegte, als wären sie Spielzeuge, nicht
auf ihn aufmerksam wurde.
    Ich allein richte nichts aus. Der Alb wandte sich um und
lief, so schnell er es vermochte. Ich muss dem Benàmoi
Bescheid geben. Sollen sie mich doch für einen Feigling halten!
    Arganaï
rannte und rannte.
    Er
gönnte sich keine Rast, hielt nur zum Trinken an und entledigte sich sogar
seiner störenden Lederrüstung. Es spielt keine Rolle mehr,
wie ich ankomme. Das Wichtigste ist, dass ich es überhaupt schaffe.
    Zwischendurch
dachte Arganaï, er würde verfolgt. Doch stets, wenn er den Kopf wandte, um nach
hinten zu sehen, entdeckte er nichts und niemanden. Er schob es auf die
Aufregung, die ihm diesen Streich spielte.
    Ohne
seinen Worbîn benötigte er trotz Dauerlaufs bis zum Abendrot, um den
vereinbarten Sammelpunkt am Sehnenpass zu erreichen. Jedes Glied schmerzte ihm,
er bekam kaum noch Luft. Mit rasselndem Atem gelangte er auf die Kuppe, von der
aus man einen guten Überblick hatte. Er sah Phinoïn, seinen Befehlshaber, der
an einem Felsbrocken lehnte.
    Arganaï
wankte auf ihn zu. Erleichterung durchflutete ihn. »Phinoïn!«, rief er schwach
und näherte sich ihm. »Ich … Im Nordwesten, beim Grenzposten der Fflecx …«
    Der
Schock beim Anblick seines Benàmoi ließ ihn verstummen.
    Jemand
hatte Phinoïn mit Eisenbolzen an den Schultern, der Brust, dem seitlichen Hals
samt der Rüstung durchbohrt und derart im Stein verankert, dass es den Anschein
erweckte, als würde er geduldig der Rückkehr seiner Späher harren. Die
Panzerung hatte Dellen bekommen, mit solcher Wucht war das Metall durch ihn
getrieben worden. Sein Blut hatte um die Füße eine Lache gebildet.
    Plötzlich
richtete der vermeintliche Tote den Blick auf ihn. »Lauf …!«, stöhnte er leise.
»Du musst Dsôn vor ihnen warnen! Wenn es dir nicht gelingt …«
    Violettfarbenes
Licht fiel auf Phinoïns Antlitz, dessen Ursprung hinter dem Späher lag. Der
Benàmoi riss die Augen weit auf, öffnete den Mund zu einem lauten,
markerschütternden Schrei.
    Was …? Arganaï wollte sich umdrehen und dabei zur Seite
hechten – da erhielt er in der Bewegung einen Schlag gegen den Rücken, der ihn
bäuchlings auf den Felsen schleuderte. Der heftige Aufprall raubte ihm das
Bewusstsein.

    Tark Draan (Geborgenes
Land), Graues Gebirge, Steinerner Torweg, 4371. Teil der Unendlichkeit (5199.
Sonnenzyklus), Sommer
    Das ist viel Material. Carmondai saß in dem, was ihm als
Unterkunft zugewiesen worden war und gerade mal als Kammer bezeichnet werden
konnte. Um sich herum hatte er beschriebene sowie bemalte Blätter auf Stuhl,
Tisch und Bett ausgebreitet.
    Es
waren die Aufzeichnungen des Abends mit den Nostàroi. Stichworte, herausragende
Formulierungen der versammelten Albae, hingehuschte Skizzen, detailreiche
Zeichnungen … Das alles wartete darauf, von ihm in eine vernünftige Ordnung zur
späteren Verwendung gebracht zu werden.
    Er
lehnte

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