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Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Titel: Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Kräutersud
und kommst damit unverzüglich zu mir, damit du mir erklärst, was in Dsôn vor
sich geht.« Er schickte sie los und begab sich in den Ruhesaal, wo er die hohen
Türen hinter sich zuwarf und die Wärter damit aussperrte. Sind
denn alle verrückt geworden?
    Sinthoras
warf sich auf die federweiche Liege und blickte zu den bodentiefen Fenstern
hinaus in den Garten, wo Graugras wuchs und Weißdorn mit rotschwarzem
Blattwerk das Licht dämpfte. Aber er sah auch das hässliche Unkraut, das
zwischen den feinen Knochenperlen auf dem Weg, zwischen den Platten und am
kleinen Wasserspiel wucherte. Weil sich niemand um die Pflege kümmerte.
    Entflohen! Einst war es undenkbar, dass sich Sklaven aus Dsôn
schleichen.
    Die
dunkelblau gestrichenen Wände wirkten beruhigend auf ihn. Seine Augen
betrachteten die ungerahmten Malereien um ihn herum. Seine eigenen. Wie lange stand ich nicht mehr an der Staffelei? Ich sollte den
Pinsel zur Hand nehmen und mir die Sorgen von der Seele malen.
    Ihm
wurde bewusst, wie sehr er es vermisst hatte. Sein Gestaltungsdrang unterschied
sich von Carmondais. Sinthoras ließ dem Arm, der Hand freien Lauf, sein Geist
wählte die Farben recht willkürlich, doch er erschuf stets kraftvolle Werke.
    Seine
Gedanken begannen um die Anhörung zu kreisen, da kam Wirian mit dem Sud. Sie
stellte die Kanne und den Becher auf einem Tischchen ab, goss ihm ein und
kniete sich auf den Boden. »Ihr wolltet wissen, was das Heer der Herrenlosen
ist?«
    Â»Ja.«
Sinthoras lächelte kaum merkbar. »Und sorge dich nicht länger. Dir wird nichts
geschehen.«
    Etwas
erleichterter berichtete ihm die Sklavin. »Nach dem Tod des Verwalters wusste
niemand, wie es weitergeht. Ich wollte einen Eurer Verwandten ansprechen, um um
die Zuteilung eines neuen Verwalters zu bitten, aber die anderen wollten nicht.
Sie sagten, sie würden aus Dsôn fliehen, was wegen der Krankheit leicht sei, um
sich dem Heer der Herrenlosen anzuschließen, und sperrten mich im Keller ein.
Als ich mich befreien konnte, waren sie weg.«
    Â»Das
Heer!«, erinnerte er sie nachdrücklich und nahm den Becher mit dem Sud.
    Â»Ja,
ja, natürlich, das Heer! Es besteht aus entflohenen Sklaven, dazu noch eine
Handvoll aus den Reihen der Vasallenvölker. Ihr Lager ist in der Nähe von …«
    Â»Ihr Lager? Man duldet einen Haufen abgerissener Rechtloser
in Dsôn Faïmon, statt sie zu vernichten?« Sinthoras starrte Wirian fassungslos
an und versuchte, von ihrem verschleierten Gesicht zu lesen. »Wie kann das
sein? Eine unserer unerfahrensten Wachen genügt, um hundert Barbaren in die
Endlichkeit zu schicken!«
    Wirian
starrte ihn unter dem Stoff heraus an und schwieg, offenbar vor Überraschung.
    Â»Was?«,
fuhr er sie an.
    Â»Ihr
… habt in Tark Draan nichts vernommen? Die Dorón Ashont haben an einer
Inselfestung einen Wall aufgeschüttet und halten die Stellung eisern gegen
jegliche Angriffe der Albae-Krieger.« Wirian korrigierte penibel den Stand der
Kanne auf der Warmhaltevorrichtung, in der zwei Stücke Kohle glommen und den
Sud heiß hielten. »Einzelne Dorón Ashont sind offenbar von dort in die Regionen
um Wèlèron, Avaris und Ocizûr geschlichen und zettelten Aufstände unter den
Leibeigenen an. Es gab Tote unter Eurem Volk, Herr. Siedlungen brannten,
Gehöfte standen in Flammen, und diese Wandelnden Türme führten das Heer der
Herrenlosen in vielen Kämpfen an. Bislang konnte es nicht niedergeworfen
werden.«
    Â»Wie
…?« Sinthoras wusste nicht, was er sagen sollte. »Das kann nicht wahr sein!«,
brüllte er vor Wut. »Ich reite durch Tark Draan und erobere ein Königreich nach
dem anderen, und in der Heimat werden weder die Gestirne noch die Kometen mit einer Handvoll Abschaum fertig?« Die Dorón Ashont stellen es schlau an. Erst schwächen sie
uns, dann hetzen sie die Barbaren und Vasallenvölker gegen uns auf. Er
legte eine Hand an die Stirn. »Bei Samusin! Ich komme gerade noch rechtzeitig!
Bevor ich zurück zum Heer reite, werde ich Dsôn Faïmon retten, gleich morgen
nach der Anhörung.«
    Sinthoras
bemerkte, dass Wirian vor Angst zitterte.
    Â»Geh
und bereite mir etwas zu essen«, sagte er milder. »Danach gehst du zu Timānris
…«
    Â»Herr
… ich …« Sie bebte noch stärker. »Das kann ich nicht, Herr. Aus dem gleichen
Grund, warum

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