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Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Titel: Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Kügelchen. Es ist keine Krankheit,
die unser Volk befallen hat! Es sind … Parasiten!
    Sinthoras
zog einen Beutel hervor, in dem er immer eine Handvoll Münzen aufbewahrte,
leerte ihn aus und langte damit in die Innereien. Das müssen
sich unsere Gelehrten anschauen! Er stülpte den Beutel um, sodass sich
die weiche Masse im Innern befand, zog das Band fest zu, damit die kleinen Fadenwürmchen
nicht entkamen.
    Er
erhob sich und wandte sich an einen seiner Bewacher. »Bring das nach Wèlèron«,
wies er ihn an. »Lass dich zum besten Gelehrten führen und gib ihm das. Sag ihm
genau, was du gesehen hast.«
    Aber
die Wächter wichen vor ihm zurück, einer legte die Hand an den Schwertgriff.
    Â»Seid
ihr …« Sinthoras bemerkte, dass etwas über sein Gesicht rann. Er fuhr mit dem
Zeigefinger darüber, und als er ihn sich ansah, klebte Blut an der Kuppe.
Fremdes Blut. Sie denken, ich hätte mich angesteckt. »Es
ist nicht im Blut!«, herrschte er sie an. »Ihr habt sie doch gesehen! Es sind
die Würmer, die den Tod …« Da ging ihm auf, dass die dünnen Parasiten durch die
Wucht, mit welcher der Körper geborsten war, durchaus bis zu ihm hin geflogen
sein konnten. Dann mache ich es eben selbst. »Du gehst
zu Timānris und sagst ihr, dass ich sie sehen will.« Er wies auf den anderen
Alb und fuhr fort: »Und du begleitest mich. Ich brauche einen Nachtmahr.«
    Zuerst
regten sie sich nicht, doch dann eilte einer in Richtung des Hauses Timānsor,
der andere folgte dem einstigen Nostàroi, blieb aber auf Abstand.
    Sie
liefen zurück zu Sinthoras’ Haus, wo er sich einen Nachtmahr nahm. Mit einer
Eskorte, die ebenfalls ängstlich darauf bedacht war, ihm nicht zu nahe zu
kommen, galoppierte er aus Dsôn hinaus in den Strahlarm Wèlèron, wo die
Gelehrten seines Volkes lebten und sich die hohen Schulen angesiedelt hatten.
Sämtliches Wissen versammelte sich dort.
    Ist das die Lösung? Das nach Blut und Exkrementen riechende
Säckchen hatte er nicht mehr aus der Hand gelegt. Es würde
zu den Dorón Ashont passen. Sie haben dem Gefangenen diese Würmer ohne sein
Wissen zugeführt und ihn dann entkommen lassen, damit er sie zu uns bringt. Ihn schauderte, als er an die Anzahl der Parasiten dachte, die sich aus dem
einen Toten herausgefressen hatten. Es muss bereits Tausende
von ihnen in Dsôn geben, und sie verbergen sich unbemerkt zwischen den
Knochenkügelchen! Die Vorstellung verengte ihm die Kehle. Sie wimmeln unter meinen Sohlen, vermehren sich immer mehr,
breiten sich aus. Es gab kein Entkommen, sollte seine Vermutung der
Wahrheit entsprechen. Man musste die Straßen von den Perlchen befreien, um der
Plage Herr zu werden. Eine Arbeit für Hunderte Momente der Unendlichkeit.
    Nach
einem anstrengenden Ritt erreichten sie Wèlèrons Ausläufer und die Stadt
Arrilgûr.
    Es
war eine fremde Welt für Sinthoras, in der sich die Akademien und Horte des
Wissens ausbreiteten. Er konnte sich kaum entsinnen, wann er zum letzten Mal
hier gewesen war. Die Gelehrten mischten sich nicht in die Politik ein, also
konnten sie ihm nicht nützlich sein, und eine Albin aus Wèlèron zu heiraten
hätte auch keinen gesellschaftlichen Vorteil gebracht.
    Er
fragte sich bis zu einem imposanten Gebäude durch, das in Bogenform aus
Knochenmarmor errichtet war. Die Fassade schimmerte weißlich, die polierten
Steine zeigten Maserungen, die an gepresste Gebeine erinnerten. Er schätzte,
dass mehr als fünfzig Gelehrte mit ihren Laboratorien und einer Bibliothek
darin Platz fanden. Hier sollte er einen Alb namens Bolcatòn finden, der das
höchste Wissen in Sachen Krankheit und Heilung erlangt hatte und zudem dem
städtischen Forschungsrat vorstand.
    Ich hoffe, er taugt etwas. Ich wüsste nicht, wohin ich sonst mit
den Würmern sollte. Die Zeit drängt. Sinthoras stürmte mit seiner
Begleitung in das Gebäude, scheuchte die Sklaven und albischen Bediensteten auf
und gelangte schließlich zu Bolcatòn. Es war spätabends, und sicherlich war es
ungehörig, einen angesehenen Alb in dieser Weise zu stören, doch das war für
ihn nicht von Belang.
    Mit
viel Lärm und begleitet von seiner Eskorte, überraschte er den Ratsvorsteher
beim Mahl, das mit Brot und Obst recht karg ausfiel; in dem durchsichtigen
Kelch neben der leeren Karaffe befand sich eine trübe Flüssigkeit.

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