Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Titel: Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
zehn
verschiedene Versionen bekommen. Aber es ändert nichts daran, dass ich in jener
Nacht nicht aus dem Haus gegangen bin.« Sinthoras setzte sich wieder. »Du hast
recht, ich will nicht voreilig wirken.« Er atmete tief ein. Es roch nach
Weihrauch, Licht fiel von oben durch die hohen Fenster des Gebäudes, das aus Schwarzholz
errichtet war. Dicke Säulen stützten das Dach. Die Strahlen beleuchteten die
Samusin-Statuen, die den Gott symbolhaft darstellten: als Wirbelsturm, als
umherwirbelndes Blattwerk, als aufrecht stehende Wellen und als Waage, deren
Schalen sich auf gleicher Höhe befanden. Ausgleich. Der Anblick beruhigte
Sinthoras. Es wird ein gutes Ende nehmen.
    Sein
Ankläger senkte den Arm und nahm ein gerolltes Blatt vom Tisch, hielt es hoch.
»Ich weise euch eine Aussage, unter Eid abgegeben und mit dem Leben verbürgt,
dass Sinthoras Falòran den Gardisten beauftragte, seinen Schild so zu halten,
dass er Robonor ins Bein schneiden musste und dieser
deswegen nicht vor den Steinen entkommen konnte.«
    Hätte ich von dem Zeugen gewusst, hätte ich ihn mir vorgenommen. »Lüge!«, rief Sinthoras unverzüglich. »Es kann keinen solchen Zeugen geben,
weil ich nichts damit zu schaffen habe!«
    Â»Es
ist jener Gardist, der hinter Robonor lief«, sagte Polòtain gänzlich ruhig und
kostete den Triumph aus. »Der Alb hielt seine Schuld nicht länger aus. Er kam
zu mir und gestand, von dir den Auftrag erhalten zu haben.«
    Â»Lüge!«,
wiederholte Sinthoras. Er hatte etwas anderes rufen wollen, doch sein Verstand
war wie gelähmt, müde und dazu noch überrascht. Das darfst
du nicht hinnehmen. Streng dich an. Halte dagegen. »Ein solcher Auftrag
wurde niemals erteilt!«
    Â»Ein solcher? Dann vielleicht ein anderer ?«,
schnarrte Polòtain.
    Â»Nein!« Gott des Ausgleichs! Er wünschte sich, dass eine der
Samusin-Statuen das Wort erhob. Aber die Abbilder blieben stumm.
    Polòtain
entrollte das Blatt. »Ich, Falòran, gestehe, dass ich von Sinthoras Lohn dafür
nahm, um ständig in Robonors Nähe zu sein, damit ihm ein Unglück geschähe. Aus
einem Unfall sollte ein Todesfall werden«, verlas er das Geständnis und hob den
Blick, sah die Mitglieder der Kammer an. Dann legte er das Papier nieder und
sagte: »Ich kann Falòran jederzeit kommen lassen. Er wird vor dem Gremium
sprechen und erneut einen Eid schwören.«
    Er hat den Gardisten erpresst. Oder bestochen. Sinthoras
schüttelte den Kopf. »Das ist Unsinn. Und schlecht erdacht obendrein. Ersonnen
von einem Greis, dem die Trauer den Verstand fraß«, sagte er spöttisch. Es
wurde Zeit für den Gegenangriff. »Ich kann ebenso Zeugen erscheinen lassen, die
aussagen, dass Polòtain Schuld an der Krankheit trägt, die Dsôn heimgesucht
hat. Es ist ein Leichtes, mit entsprechend vielen Münzen Zungen zu kaufen, die
falsches Zeugnis ablegen.« Das Denken fällt mir schwer.
    Die
Mitglieder der Kammer raunten sich gegenseitig zu, zwischen den Vertretern von Kometen und Gestirnen wurden
laute Beschimpfungen hin- und hergeschleudert.
    Sinthoras
schloss daraus, dass die Sache gut für ihn lief. »Freispruch« und »Unbewiesene
Behauptungen!« sowie »Bezahlter Zeuge!« wurde immer wieder gemurmelt und
gerufen.
    Â»Bevor
ihr ihn freisprecht«, rief Polòtain in den Aufruhr, »hört von der weiteren Tat,
die er beging und weswegen er nach Dsôn geholt wurde. Und dieses Mal kann er
die Wahrheit nicht verleumden.« Ruckartig wandte er sich Sinthoras zu und
zeigte anklagend mit der linken Hand auf ihn. »Er war es, der Itáni umbrachte!«
    Als
hätte Samusin nach Ruhe verlangt, erstarben das Gemurmel und die Rufe im Saal.
Die Blicke aller waren auf Ankläger und Beschuldigten gerichtet.
    Sinthoras
lachte. »Alter Narr! Ich beherrsche demnach die Kunst, an zwei Orten
gleichzeitig zu sein? In Tark Draan und hier?« Er selbst merkte, dass sein
Lachen zu schrill klang. Niemand fiel mit ein. »Ich war bei den Truppen und
habe gegen die Elben gekämpft. Ich hatte keine Zeit, mir Gedanken um eine angebliche
Künstlerin zu machen, die du beauftragt hattest, diesen Schund zu fabrizieren
und gegenüber meinem Haus aufzustellen!«
    Es
blieb still im Saal. Die Kammermitglieder warteten auf das, was folgen würde.
    Polòtain
deutete zur Tür und rief in schneller Folge Namen.
    Die
Wächter öffneten

Weitere Kostenlose Bücher