Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass
Infamen! Es ist nichts von Dsôn geblieben! Sie haben
die Stadt mitsamt der Bewohner aufgelöst!«
Téndalor
erschauderte bei dem Gedanken, welche Angst in den StraÃen geherrscht haben
musste, sobald die Bewohner verstanden hatten, welches Schicksal ihnen drohte. Hätte ich meine Inselfestung gehalten, sie wären alle noch am
Leben! Der Gedanke traf ihn hart. Ich trage
Verantwortung an dem Tod Tausender Albae! Die Gesichter von Freunden,
die er verloren glaubte, zogen vor seinem geistigen Auge anklagend auf. Er
wusste nicht, was er angesichts des unermesslichen Unglücks sagen konnte, auÃer
⦠»Aïsolon, töte mich«, flüsterte er.
»Was?«
»Ich
⦠sie konnten ihr Vorhaben nur in die Tat umsetzen, weil ich meine Insel nicht
gegen sie â¦Â«
Aïsolon
schüttelte den Kopf. »Nein. Ich brauche dich noch. Du wirst zusammen mit dem
Heer gegen die Dorón Ashont reiten. Wenn du aus dem Kampf lebend hervorgehst,
haben dir die Infamen verziehen.« Er zeigte in die gelblichen, schmutzigen
Fluten. »Das Leben jedes Albs ist nach diesem Debakel wichtig. Wer weiÃ, wie
viele es von uns noch gibt. Die Säure ist bereits weit in die Strahlarme
vorgedrungen.« Er warf den Nachtmahr herum. »Zurück zum Heer. Wir bringen den
Dorón Ashont den Tod!«
Du taugst nicht als Gott, Fadhasi. Téndalor zog den Dolch
und zerkratzte das winzige Zeichen des Gottes auf seiner Rüstung. Du hast mich damals aus dem Graben gerettet, um mir gröÃte Schuld
aufzulasten. Er folgte seinem Anführer.
Sie
hatten sich eine Viertelmeile vom Kraterrand entfernt, als Téndalor Risse im
Schnee um sie herum bemerkte, die sich rasch verbreiterten. Gelber Dampf schoss
aus ihnen hervor. Beim Durchreiten einer solchen Wolke musste er husten. Fast
glaubte er, an dem Dunst zu ersticken. Auch der Nachtmahr schnaubte, verlor an
Geschwindigkeit. Die Augen brannten fürchterlich.
»Der
Boden bricht auf!«, rief Aïsolon krächzend. »Das ist das Werk der Säure!
Rasch!«
Sie
trieben die Nachtmahre an, um den gefährdeten Bereich zu verlassen.
Teile
der Erde sackten unter den Hufen weg, die Tiere strauchelten und fingen sich
immer wieder wie durch ein Wunder; keiner der Albae stürzte aus dem Sattel, was
Téndalor als noch gröÃeres Wunder erschien.
Endlich
wurden die Spalten weniger, sie gelangten auf festen Boden.
Die
Nachtmahre waren am Ende ihrer Kräfte, ihre Läufe zitterten. Keuchend brach
zuerst Téndalors Rappe zusammen, danach Aïsolons. Im Fallen gelang es ihnen,
aus dem Sattel zu springen und weich zu landen.
Samusin, strafe sie! Téndalor sah nach Süden. Töte sie alle!
Das
Heer der Dorón Ashont rannte um sein Leben. Die riesigen Kreaturen hüpften und
sprangen über die Risse, verschwanden zu Dutzenden in den aufklaffenden Spalten
und wurden vom Dampf verschlungen.
»Gehen
wir dem Tod zur Hand!«, sprach Aïsolon düster.
Die
Albae nahmen ihre Bögen und schickten den Wandelnden Türmen, die am weitesten
gekommen waren, ihre Pfeile. Die Verletzungen, die ihr Beschuss erzielte,
reichten aus, um die Flucht der Feinde zu verlangsamen, sodass auch sie den
aufbrechenden Rissen zum Opfer fielen.
Von
den Hunderten Dorón Ashont entkamen nur die Geschicktesten und Glücklichsten
dem tückischen Untergrund â dann aber sackte das gesamte Areal, auf dem sich
die Risse zeigten, knirschend nach unten. Auf einer halben Meile Länge und
Breite verschwand die Erde und verschlang die Feinde der Albae.
»Samusin,
ich preise dich!« Aïsolon senkte den Bogen.
Ich nicht. Der Tod der Dorón Ashont bedeutete für Téndalor
keinen Ausgleich für die Vielzahl von Albae, die in die Endlichkeit eingegangen
waren.
Aïsolon
besah sich seinen erschöpften Nachtmahr. »Wir können nicht warten, bis unsere
Tiere wieder auf die Beine kommen.« Er zeigte nach Norden. »Laufen wir dem Heer
entgegen und berichten den anderen, was geschehen ist.« Er trabte los.
Téndalor
folgte ihm. »Was wird nun?«
»Du
bist lebend aus der Schlacht hervorgegangen«, erwiderte Aïsolon. »Die Infamen
sind der Meinung, dass du noch nicht der Endlichkeit anheimfallen sollst.«
Mag sein, dass ich mein Leben den Infamen verdanke. Aber will ich
es behalten? »Nein. Ich meine, aus unserem Volk.«
»Das
ist unsere nächste Aufgabe, Téndalor. Wir sollten die
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