Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass
Graues Gebirge, 4372. Teil der Unendlichkeit (5200. Sonnenzyklus),
Winter
»Haltet
mir die Kessel sechs und sieben im Auge! Der Druck steigt zu sehr, das Material
verkocht sonst.« Zu viele Pflichten sind der Feind der Genauigkeit. Durùston schüttelte den Kopf, während er gleich einem Benà moi durch die
Allee der zwergischen Schmelzvorrichtungen schritt, die seit der Eroberung
durch sein Volk einem neuen Zweck dienten.
Viele
Schritte hoch ragten sie rechts und links von ihm in die Höhe, darunter glommen
weià die Kohlefelder, angefacht von hüttengroÃen Blasebalgen; seine Schüler und
Leibeigenen schwärmten durch die Halle und achteten auf die Inhalte, die in den
GefäÃen brodelten.
»Mannschaft
an Kessel vier: Die Elbenknochen sollten bald abgekocht sein. Bereitet euch
aufs Abschütten vor.« Er blickte hinauf zum Abzug, vor dem sich der stinkende
Wasserdampf staute. »Und schickt zwei Mechaniker nach oben. Sie sollen
nachschauen, warum wir in diesem Dunst fast ebenso gegart werden wie die
Ãberreste unserer besiegten Feinde.«
Die
Umstehenden lachten.
Durùston
wischte sich über das Antlitz, SchweiÃtropfen spritzten von seinem Gesicht auf
die dicke, dunkelbraune Lederschürze, die er zum Schutz um den Leib trug. Ich brauche nochmals so viele Kessel und Leute.
Man
gierte in der Heimat nach Gebeinschmuck, Perlenketten, Ringen und Andenken an
die groÃen Siege über die verhassten Elben. Er konnte bei der Nachfrage aus
Dsôn kaum noch nachkommen. Die Nostà roi sandte Nachschub an Barbaren und Elben,
die sie aus den entlegensten Winkeln der Goldenen Ebene trieben.
Aber
an der Verarbeitung hakte es.
Durùston
war nicht ganz unschuldig daran. Er stellte hohe Ansprüche an seine Werke, und
wenn es um seinen Ruf ging, spielte Zeit keine Rolle. Erst, wenn er von Grund
auf zufrieden war, durfte das nächste Kunstobjekt die Werkstätten verlassen.
Er
zog sich die Lederkappe von den Haaren, die sie vor Funken schützte, und
verlieà die nebelverhangene Halle, in der es penetrant nach Rauch und
Schmorfleisch roch. Er betrat eine benachbarte Schmiede, wo er von einem
aufgeregten hellblonden Alb empfangen wurde. Der Neuling war vor wenigen
Momenten der Unendlichkeit zu ihnen gestoÃen, ein Neffe von Khlotòn, an dessen
Namen sich Durùston nicht mehr erinnern konnte. Es war der
Einfluss seines Onkels, der mich dazu bewog, ihn aufzunehmen, nicht sein Talent
für die Kunst. Denn das ist nicht vorhanden.
»Ich
habe etwas entdeckt!«, rief der blonde Alb freudig erregt und rannte schon
wieder davon.
Durùston
blieb stehen und blickte ihm nach. »Sehe ich es von hier aus, oder was soll ich
deiner Meinung nach tun?« Seine Laune war nicht besonders, die Unzufriedenheit
über das, was er schuf, peinigte ihn. Er hatte alles, um ein Werk zu schaffen,
das niemand aus Dsôn Faïmon überbieten könnte, insbesondere diese herrlichen
Gefangenen, die ihm für die Verarbeitung zur Verfügung standen. Doch es fehlte
ihm an Eingebung. Jemand brachte ihm einen Becher mit kaltem, klarem Wasser. Er
leerte ihn in raschen Schlucken. Wie hieà er noch gleich,
verflucht?
»Verzeih
mir«, rief der blonde Alb und war noch immer auÃer sich vor Begeisterung. Mit
einem Tiegel in der Rechten und einem geschnitzten Knochenstück kehrte er zu
Durùston zurück. In dem Gefäà schwappte eine ölige Flüssigkeit, die an zähes
Quwiksilber erinnerte. »Hier!«
»Ich
sehe nichts, was die Aufregung erklären könnte«, murrte Durùston.
Der
Alb stellte den Tiegel ab, kniete sich auf die Platten und strich mit einem
Pinsel einen Hauch der Farbe auf den Knochen. Er blies kurz darüber und reichte
ihn Durùston mit strahlenden Augen. »Trocken! Und es ist â¦Â«
»Silbrig.«
Gelangweilt nahm Durùston das Stück entgegen. »Ich kenne schnell trocknende
Farbe, die â¦Â« Er schwieg verwundert. Seine Finger fuhren über die behandelte
Stelle. Metall? Er schnippte mit dem Nagel dagegen,
und ein leises Klirren erklang. Entgeistert starrte er den Alb vor sich an.
»Gib mir den Tiegel.« Er bekam ihn gereicht und stellte fest, dass sich das
Gefäà lauwarm anfühlte. Es ist kein geschmolzenes Metall.
»Es
wird hart bei einer Temperatur, die der Wärme eines Lebewesens entspricht«,
erklärte ihm der blonde Alb. »Ich stellte bereits Versuche damit
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