Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass
machte
einen erschöpften Eindruck. Mehr als ein dünnes Leinenhemdchen hatte man ihr
nicht gelassen.
»Soll
ich dich begleiten?«, erkundigte sich der Krieger und reichte Durùston die
Ketten.
»Nein.
Das schaffe ich schon.« Durùston nahm das Ende und lief los. Er konnte es kaum
erwarten, seine Eingebung Wirklichkeit werden zu lassen. Die Elbin lieà er
schräg vor sich gehen, damit er sie im Auge behalten konnte. Es gab für sie
zwar kein Entkommen, aber er wollte keine Ãberraschungen erleben.
Kaum
marschierten sie durch die erste Halle mit den Kunstgegenständen, stockten ihre
Schritte. Ein lautes Stöhnen kam über ihre Lippen, als sie die Schädel und
Knochen sah, dann schien sie ein Gebet aufzusagen.
Fürchterliche Sprache. »Ich finde, sie haben es nicht
schlecht getroffen«, sagte Durùston. »Es ist immer noch besser, als durch einen
Pfeil auf dem Schlachtfeld zu Tode zu kommen und danach zu stinkendem Aas zu
werden, das die Tiere fressen.« Er lachte. »Sie bekommen ein warmes Zuhause,
stehen auf Schränken oder dienen als Küchenzierde. Auch eine Form der
Unsterblichkeit, meine Schöne.«
Die
Elbin wandte den Kopf und spie ihn an; der Klumpen landete auf seiner Schürze.
»Für
was der Schurz alles gut ist.« Durùston versetzte ihr einen StoÃ, sodass sie
gegen eine Knochensäule taumelte. »Dafür brauchte ich die Gebeine von
einhundert deines Volkes. Möchtest du, dass ich dir beschreibe, wie ich die
Säule aufgebaut habe?« Er lachte erneut, als er ihr angewidertes Gesicht sah.
»Keinen Sinn für Kunst«, murmelte er und ging weiter.
Durùston
bugsierte sie in sein Gemach, sorgte dafür, dass sie gewaschen wurde und danach
nicht eine Spur von Schmutz an ihr haftete. Aufmerksam begutachtete er ihren
makellosen Leib. Nackt oder angezogen? Er entschied
sich für die BlöÃe und führte die Elbin in die Schmiede, wo er die Kette einem
seiner Lehrlinge in die Hand drückte.
»Führt
sie in die Mitte des Raumes«, gab er Anweisung und schob ein flaches
Holzpodest, das vor einer Esse gestanden hatte, mit dem Fuà an. »Hier drauf.«
Während
die beiden Albae die Nackte in Position brachten, nahm Durùston den Eimer vom
Feuer, steckte sich eine Kelle und einen Pinsel unter den Gürtel der Schürze.
Das besondere Metall war lauwarm. Das erste Mal, dass ich
mit lebendigem Material arbeite. Das erste und letzte Mal.
Er
wandte sich um und trat auf die Elbin zu. Noch sah er auf ihrem Gesicht nichts,
was auf Furcht hindeutete. Das schöne Antlitz war beherrscht von Abscheu ihm
gegenüber. »Ich bin Durùston, einer der gröÃten Künstler, und mit deiner Hilfe
bald der allergröÃte«, eröffnete er ihr. Er goss einen knappen Schwall des
Durùsilbers über Podest und FüÃe; leise klirrend erstarrte es und verband die
Elbin mit dem Untergrund. »Lasst sie los und nehmt ihr die Ketten ab«, befahl
er.
Seine
Lehrlinge taten, was er verlangte, und traten zur Seite.
Die
Gefangene schien keine Schmerzen zu leiden, die Aushärtung verlief
unspektakulär. Aber der Ausdruck in ihrem Gesicht hatte sich verändert. Sie
schien zu ahnen, was er beabsichtigte.
»Mein
erster Gedanke war«, erklärte Durùston, »dass ich es dich trinken lasse und
dein Fleisch anschlieÃend abschäle. Doch das wäre Vergeudung.« Er nahm die
Kelle und umrundete die Elbin, gab eine groÃzügige Portion auf ihren Rücken.
Fasziniert
sah er zu, wie die Flüssigkeit von den Schulterblättern dünn das Rückgrat
hinabrann und jede Feinheit nachformte. Es drang sogar in die Poren der Haut.
Die
Gefangene versuchte, sich zu drehen, doch das erstarrte Metall raubte ihr die
Beweglichkeit. Sie stöhnte auf, verdoppelte die Anstrengungen, aber der
Harnisch, der entstanden war, hielt. Sie stieà einen Schrei aus.
Es wird perfekt! Durùston goss eine zweite Kelle, eine
dritte, eine vierte über sie, über ihre Schultern, die Schenkel, den SteiÃ.
Mit
jedem Guss wurde aus der Elbin eine Statue, die sich vehement ihrer Starre
widersetzen wollte. Ãlig, aber schnell rann es über sie und härtete aus. Ihre
Bewegungen erlahmten zusehends.
Durùston
hatte den Pinsel gezückt und gab gezielt Flüssigkeit dorthin, wo sie nicht von
sich aus hingeronnen war, und verzauberte die Elbin immer mehr in ein Standbild.
Ihren Kopf aber sparte er
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