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Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Titel: Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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    Jeder Muskel zeichnet sich ab, jede Sehne! Außer sich vor
Glück strich er mit den feinen Borsten über die letzten unbedeckten Stellen an
Ober- und Unterkörper. Ich banne jede Feinheit ihres Leibes.
    Von
seiner Umgebung nahm er nichts mehr wahr, war ganz auf die Verwandlung der
Gefangenen konzentriert.
    Der
Eimer leerte sich gefährlich.
    Durùston
richtete sich vor ihr auf und sah ihr in die Augen. »Bist du bereit, dein Leben
zu verlieren?« Es muss mir gelingen! Er atmete tief
ein. »Du wirst mein Meisterwerk«, flüsterte er. Als sie zu einer Antwort ansetzte,
schüttete er eine Kelle Durùsilber in den geöffneten Mund. Es verschloss sofort
ihre Kehle, und sie erstickte allmählich.
    Ich darf den Moment nicht verpassen! Durùston hatte den
Pinsel getränkt, hielt ihn bereit und starrte ihr in die Augen, lauerte auf den
exakten Zeitpunkt des Todes.
    Die
Pupillen veränderten sich.
    Jetzt! Durùston wischte mit den Borsten über ihr Antlitz,
als der Blick ihrer Augen brach. »Ja!«, schrie er erregt und überzog den Rest
ihrer Züge mit dem Metall. »Ich habe den Tod gebannt!«, jubelte er. »Als er kam
und sie ergriff, habe ich ihn gefangen!« Er strich mit dem Pinsel über das Haar
der Toten – aber das Gefäß war leer. Der Rest reichte gerade noch, um die
Ansätze zu metallisieren. Der Schopf selbst blieb blond.
    Durùston
fand, dass es sein Werk noch besser machte! Erst da bemerkte er, dass sich
seine Lehrlinge um ihn in der Schmiede drängten. Mit Schwung beförderte er
Kelle, Pinsel und Eimer in die Esse, wo sich das verbliebene bisschen
Durùsilber rauchend auflöste.
    Â»Schaut
es euch an!«, rief er im Überschwang, ganz berauscht von seinem Schaffen.
»Schaut euch an, was ich den Unauslöschlichen als Gabe sende: Veïnsa, die
Fürstin der Goldenen Ebene, zum genauen Zeitpunkt ihres Todes! Nichts ist
nachgestellt.« Er seufzte glücklich. Das kann mir niemand
nachmachen . »Bewacht sie. Niemand darf ihr zu nahe kommen«, befahl er
seinen besten Schülern.
    Erschöpft
verließ er die Schmiede und suchte seine Gemächer auf. Nach einer kurzen Rast,
einem Bad und einer Stärkung würde er ein erklärendes Schreiben für die
Unauslöschlichen aufsetzen, damit sie die Statue, die keine war, in ihrer
Einmaligkeit und Unübertrefflichkeit zu schätzen wussten.

    Tark Draan (Geborgenes
Land), südöstlich des Grauen Gebirges, Gwandalur, 4372. Teil der Unendlichkeit
(5200. Sonnenzyklus), Winter
    Virssagòn
schlief in dieser Nacht nicht. Er wachte am Bett der Elben gleich einem
lebendig gewordenen Nachtschrecken.
    Seine
rasche Durchsuchung hatte ergeben, dass dies die einzige Kammer war, in der
zwei Reiter unmittelbar neben einem Drachen schliefen. Die restlichen Räume
waren leer, die Drachenzellen dagegen belegt.
    Er
vermutete, dass die beiden Elben Wachdienst hatten und auf Abruf bereitstehen
mussten. Sie würden die Ersten sein, die mit dem Erscheinen des Barbarenheeres
auf dem Geschuppten losflogen. Das wollte er keinesfalls verpassen.
    Virssagòn
peinigte sie mit grausamen Träumen, sodass ihnen der Schlaf keinerlei Erholung
brachte. Er lächelte, während sie sich unruhig hin und her wälzten, leise
stöhnten und riefen.
    Als
die ersten Sonnenstrahlen durch die kleinen Fenster fielen, ertönte ein lauter
Gong, gefolgt von einem Rufhorn.
    Ah, meine Barbaren kommen. Virssagòn verließ rasch den Raum
und verbarg sich in der Nähe des Drachengatters, um zu verfolgen, wie die
Reiter ihren Geschuppten vorbereiteten.
    Es
dauerte nicht lange, und die beiden kamen angelaufen, eingehüllt in Pelzmäntel,
über die sie ihre Harnische geschnallt hatten. Auf den Köpfen trugen sie dicke
Lederkappen und darauf Helme, die von Kinnriemen gehalten wurden.
    Die
Handgriffe an den Hebeln und Winden liefen wie von selbst ab: Der Sattel wurde
herabgelassen und rastete mit mehrfachem Klicken in der Eisenbandhalterung auf
dem Rücken des Drachen ein, die Halteklammern um die Schwingen wurden entfernt,
während ein Elb, der zu der Kreatur in den Käfig trat, ihr Lederriemen durch
die Bolzen führte; Virssagòn hatte sie gestern nicht bemerkt. Sie waren durch
die Schuppen geschlagen, saßen am Kopf, am Hals, rund um das Maul, und an
sämtlichen Stellen zeigten sich Verkrustungen. Die Bolzen waren bis ins Fleisch
geschraubt.
    So lenken sie die Bestien!

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