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Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Titel: Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Gelehrte …«
    Â»Sie
sind entweder umgekommen oder befinden sich in Ishím Voróo«, unterbrach sie ihn
und nahm seine Hand. »Bitte! Dein Verstand vermag in viele Richtungen zu
denken.«
    Carmondai
fühlte sich geschmeichelt. Und überfordert. Er musste sein Epos zu Ende
bringen, die Zeichnungen und Gemälde anfertigen und sollte zugleich noch eine
Stadt errichten? »Was wird aus Dsôn Faïmon? Hat das Geschwisterpaar dazu etwas
geäußert?«
    Â»Sie
sagten mir, dies hier sei das neue Reich. Wer mag, darf in Dsôn Faïmon bleiben,
wenn sich die Säure abgebaut hat. Doch die ehemals Goldene Ebene der Elben wird
das neue Zuhause der Albae. Der Krater und die Träne der Schöpferin seien ein
Zeichen, das Alte hinter sich zu lassen und an dieser Stelle Dsôn Balsur zu
gründen. Von hier aus werden wir Lesinteïl und Âlandur unterwerfen und die
Elben ausrotten. Ganz Tark Draan wird uns gehören, sagten sie. Bald werden sie
es offiziell verkünden.«
    Er
konnte an ihrem Tonfall erkennen, wie niedergeschlagen sie war. Auch ihn
erfüllte die Kunde nicht mit Freude. Es war nicht einfach, Dsôn Faïmon
aufzugeben, nach den vielen Teilen der Unendlichkeit, nach den Kriegen, die
darum geführt worden waren, nach den Entbehrungen. Gilt den
Unauslöschlichen die Heimat denn nichts? »Nun denn, Dsôn Balsur«,
wiederholte er den Namen leise. »Wie viele Einwohner hat das neue Reich?«
    Sie
lachte gezwungen. »Ein paar Tausend.«
    Zahllose
Gedanken jagten ihm durch den Kopf. Die Albae vermehrten sich nur langsam, was
es nicht einfacher machte, sich in den kommenden Teilen der Unendlichkeit in
Tark Draan zu behaupten. Toboribars Óarcos können uns bald
an Zahl um das Zehnfache überlegen sein, und auch die Barbaren pflanzen sich
rasend schnell fort. »Wir können nur zu den Infamen beten und hoffen,
dass die Seuche irgendwann endet, damit die Überlebenden unseres Volkes zu uns
gelangen.«
    Er
ahnte, welche Tragödie Ishím Voróo bevorstand: Der Ausgang der Schlacht würde
sich bald herumsprechen. Ohne den Graben, die Inselfestungen und die
Schutzvölker würde es nicht lange dauern, bis der übelste Abschaum marodierend
durch die Überreste Dsôn Faïmons wütete, um dort nach Schätzen zu suchen. Die
Überlebenden schwebten in größter Gefahr.
    Sicher
war sein Volk wehrhaft. Aber es war auch geschwächt wie selten in seiner
Geschichte. Carmondai kannte keine Aufzeichnungen, keine Epen, keine
Heldengesänge, die Derartiges beschrieben. Und ich bin in
Tark Draan.
    Â»Nicht
zu den Infamen.«
    Er
sah Imàndaris an. »Was meinst du?«
    Â»Die
Unauslöschlichen entschieden, dass unser Volk nicht länger zu den Infamen beten
wird. Sie haben uns im Stich gelassen und verdienen unsere Anbetung nicht
länger. Keine Opfer, Gesänge, Gebete.« Die Nostàroi schien von dieser Anordnung
noch weniger begeistert. Sie strich sich durch das hellrötliche Haar. »Nicht
mehr lange, und wir haben zwei Götter, Carmondai, denen wir einen neuen
Beinthron errichten müssen.«
    Nun
musste auch er sich setzen. Er ließ sich einfach auf einem Stapel mit
Zeichnungen nieder. Dsôn Faïmon lag im Sterben, die Infamen durften nicht mehr
angerufen werden, und das neue Dsôn Balsur ruhte auf tönernen Füßen. Carmondai
starrte Imàndaris an, ohne sie wirklich wahrzunehmen. Das
ist Stoff für weitere fünf Epen.
    Â»Wirst
du mir helfen?«, vernahm er ihre Stimme.
    In
seinem Verstand herrschte Verwirrung. Bei der Eroberung Tark Draans hatte er
tatkräftig mitgewirkt, ohne dass er seinen Namen in seinem Epos erwähnte, denn
niemand durfte wissen, dass er als Sinthoras aufgetreten war. Sollte es mir vergönnt sein, als Erbauer des aufsteigenden Dsôn in
die Geschichtsbücher einzugehen? Darf ich mich dem verweigern? Ist dies mein
nachträglicher Lohn für meine siegreichen Taten? Die Verantwortung, die
ihm übertragen werden sollte, belastete ihn. Und sie reizte ihn zugleich.
    Â»Sobald
die Plage ausgestanden ist und die Sperre aufgehoben wird, werden die
verbliebenen Albae zu uns kommen und voller Hoffnung sein«, sprach er getragen
zu Imàndaris und erhob sich. »Nostàroi, ich schwöre dir, dass wir beide ein
Dsôn erschaffen, das die alte Stadt an Schönheit und Glanz übertreffen wird.
Sie soll ein Zeichen für den Neuanfang sein,

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