Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass
Ersatzmaterial für die Katapulte, falls ein Teil
zu Bruch gehen oder verschleiÃen sollte.
Téndalor
blies den Staub von der Rune, steckte den Dolch ein und eilte den Turm hinab,
um die Lieferung zu prüfen.
Natürlich
zog er deren Güte nicht infrage, dennoch konnte das eine oder andere Stück beim
Transport beschädigt worden sein. Ausschuss brauchte er nicht. Schon gar nicht
an dieser Stelle des Grabens. Man stelle sich vor, sie hätten mitten bei der
Verteidigung der Inselfestung ein kaputtes Teil austauschen müssen und nur
Schrott aus der bereitstehenden Kiste gezogen.
Seine
Leute waren schon mit dem Abladen beschäftigt, als er den engen Hof betrat.
»Dann mal hoch mit den Deckeln«, befahl er.
Die
Soldaten öffneten die Kisten, jeder Inhalt wurde genauestens überprüft. Dem
Augenschein nach war alles heil bei ihnen angelangt, also wurde es weggepackt.
Jeden noch so kleinen Stauraum nutzten sie für die Munitionslagerung. Auf der
Inselfestung herrschten ohnehin beengte Verhältnisse, und dieses Problem hatte
sich seit der Nachricht über den kommenden Angriff noch weiter verschärft.
»So
eine Verschwendung«, murmelte die Kutscherin des Gespanns, ohne dass sie mit
anpackte. Sie trug einen langen schwarzen Ledermantel mit einer Reihe
Silberknöpfen; eine brünette Strähne lugte unter dem Hut hervor.
»Was
soll daran verschwendet sein?« Téndalor blickte sie verwundert an. Er wusste,
dass die Albin Ilinia hieÃ. Sie hatte ihn bereits mehrmals beliefert.
»Meine
Zeit.« Sie lehnte sich gegen das Rad und wirkte unzufrieden. »Ich verdiene mein
Geld damit, dass ich Getreide von den groÃen Gehöften nach Dsôn oder zu den
Mühlen fahre.« Sie nickte in Richtung der Kisten. »Stattdessen darf ich für die
Unauslöschlichen Kriegsdienste verrichten, ohne dass ich Lohn dafür erhalte.
Wobei noch gar nicht sicher ist, dass wir überhaupt angegriffen werden.«
Téndalor
zog die Brauen hoch. »WeiÃt du, was du da redest?«
»Ich
weià es. Und ich wiederhole es jederzeit.«
»Wir
sind hier zu deinem Schutz, Ilinia! Wenn die Dorón Ashont â¦Â«
Sie
lachte bissig auf. »Dieser Kinderschreck? Ich kenne die Sage, wie sie von den
Unauslöschlichen mit vergiftetem Wein übertölpelt wurden. Jeder kleine Alb und
jede kleine Albin hört von den Wandelnden Türmen: Mal sind sie die Söhne Tions,
mal die Kreaturen Samusins, je nachdem, wer die Geschichte erzählt. Aber sag
mir, wer sie gesehen hat, Benà moi!«
»Ein
Alb namens Arganaï. Wir retteten ihn.«
»Er
sagt, er hätte sie gesehen. Und du?« Sie löste sich
vom Karren und machte einen aufreizenden Schritt auf ihn zu. »Hast du sie denn gesehen?« Ilinia wies mit der Hand zur anderen
Seite des Wassers. »Dort sollen sie sein?«
»Nein«,
musste er zugeben, »ich habe sie nicht gesehen.«
»Und
bekamen wir seitdem Kunde von Spähern, die diese Dorón Ashont beobachtet
haben?«
Téndalor
biss die Zähne zusammen. »Was willst du damit sagen?«
»Ich
finde es merkwürdig, Benà moi, dass wir den Worten eines einzigen Albs glauben
und keine Einheit aussenden, um uns seine Geschichte bestätigen zu lassen.
Liegt es daran, dass ihm die Unauslöschlichen die Sache nicht wirklich
abkaufen? So sehe ich es nämlich!«
Er
wies mit einer Hand auf ihren Wagen. »Und warum senden sie dich mit Speeren und
Pfeilen von einer Festungsinsel zur nächsten, wenn sie mit keinem Angriff
rechnen?«
Ilinia
zuckte mit den Achseln. »Weià ich, was sich das Herrscherpaar denkt? Vielleicht
lassen sie euch im Glauben, dass euch ein Angriff droht, damit ihr wachsamer
seid. Immerhin ist es einer Einheit der Obboona gelungen, in unser Reich
vorzudringen. Das soll nicht noch einmal geschehen, oder?«
Téndalor
gab ihr nicht offen recht. Doch auch ihm erschien es mehr als ungewöhnlich,
dass er keine Soldaten zur Erkundung aussenden durfte. Mag
sein, dass sie diesem Arganaï nicht recht glauben und
die Aufstockung der Magazine nur veranlasst haben, damit ihre Untertanen
beruhigt sind. »Es ist mir gleich. Ich gehe davon aus, dass wir die â¦Â«
»Benà moi!«,
gellte es vom Turm. »Da steht ein Unterirdischer jenseits des Grabens!«
Ilinia
wirkte verdutzt. »Was haben die bei uns verloren? Sollte die Sache am
Steinernen Torweg schlecht für uns gelaufen
Weitere Kostenlose Bücher