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Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Titel: Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Draans Straßen bewegte, verzichtete sie darauf, aber bei den
Verhandlungen wollte sie verdeutlichen, dass sie keine gewöhnliche Elbin war.
    Die
Barbaren hielten sie dennoch dafür. Man vertraute ihr daher so sehr, dass sie
sogar im Thronsaal jene Waffen tragen durfte, die Virssagòn für sie geschaffen
hatte.
    Sonne und Mond. Morana mochte sein Geschenk und hatte
unterwegs damit geübt. Bei Mond waren zwei gebogene Sichelenden rechts und
links an ein kurzes Mittelstück angebracht. Die Klingen von Sonne hingegen
waren so gerade wie die stechenden Strahlen des Gestirns, Innen- und
Außenseiten der Schneiden waren geschliffen, und die Finger steckten in einem
korbartigen Metallschutz. Es handelte sich um reine Nahkampfwaffen, doch
Geschwindigkeit und Genauigkeit machten Sonne und Mond tödlich und kaum zu
parieren.
    Ich könnte sie der Reihe nach umbringen. Ihre Blicke
schweiften über die Wachen, die sich im Raum befanden. Zu
träge. Ihr würdet mich nicht aufhalten.
    Sie
spielte tatsächlich mit dem Gedanken, die Führungsriege des Königreichs
auszuschalten. Es würde für Verwirrung im Land sorgen, und Verwirrung aufseiten
der Verteidiger war bei Eroberungsplänen unbestritten hilfreich.
    Die
Kleidung der Barbaren sollte prächtig wirken und war es gewiss in deren Augen.
Aber für Morana hatte es den Anschein, als wäre sie von einer grobschlächtigen
Näherin gemacht worden, die keine Sorgfalt und keine Zeit für das Anfertigen
hatte walten lassen. Ihr entging keine unsaubere Naht, kein noch so kleiner
Fehler bei den Zierborten, und nicht, dass die Edelsteine unterschiedlich hoch
saßen. Der einfache Schmuck an den Fingern und die Ketten machten es nicht
besser.
    Wenn sie so kämpfen, wie sie ihr Geschmeide fertigen, wird uns
ihre Unterstützung wenig nutzen. Sie legte eine Hand auf ihre
Körpermitte und neigte den Kopf kaum merklich. »Ihr Edlen von Tark Draan, König
von Ido, ich grüße euch. Meinen Dank, dass ihr mich empfangt und mich anhören
möchtet.«
    König
Odeborn, ein breit gebauter Mann mit einer dicken Nase und herabhängenden
Tränensäcken, zog den Rotz hoch. »Ich wollte einfach mal eine Elbin sehen«, gab
er unumwunden zu; die Männer und Frauen lachten falsch, einige verdrehten aber
auch die Augen.
    Morana
hörte schon an der Art, wie er sprach, dass er den Thron geerbt oder erobert,
aber nicht wegen seiner Schläue erhalten hatte. Das macht es
für mich einfacher. Es wird besser sein, ich beziehe die Adligen mit ein. »Gleiche ich einer Elbin?«, fragte sie.
    Odeborn
winkte einen Diener herbei, der ihm seinen Kelch mit Rotwein füllte. Bis zum
Rand. Als er das Gefäß bewegte, schwappte ein wenig Wein über und hinterließ
frische Flecken auf dem langen, hellblauen Gewand. Es waren nicht die ersten.
»Na ja. Für ein Wesen des Lichts siehst du ein bisschen … düster aus«, meinte er
und schlürfte laut. »Bist du vielleicht eine Mondelbin, die nur im Dunkeln das
Haus verlässt?«
    Â»Du
hast einen scharfen Verstand«, erwiderte sie mit einem süffisanten Lächeln.
»Ich bin durchaus anders.« Morana betrachtete die Gesichter der Adligen und
glaubte, Furcht darin zu lesen. Nicht vor ihr, sondern vor Odeborn. »Wärt ihr
damit einverstanden, wenn wir den Nachfolger des Königs zu dieser Unterredung
hinzubitten? Es geht um eine Sache, die mehr als ein Menschenleben lang dauern
könnte.«
    Â»Nachfolger?«,
brüllte Odeborn. »Ich scheiße auf alle, die es auf meinen Thron abgesehen
haben!«
    Â»Du
hast keinen Sohn oder einen nahen Verwandten, der in deinem Namen …«
    Â»Unser
König hat die Mehrheit seiner Familie umbringen lassen«, sagte eine Frau leise.
Sie war eine derjenigen, die eben die Augen verdreht hatten. »Gleich nach der
Machtergreifung.«
    Â»Und
es war richtig, das zu tun«, rief Odeborn gut gelaunt. »Sie haben mich gehasst.
Ich bin ihnen nur zuvorgekommen.« Er leerte den Becher in einem Zug und warf
ihn nach der Frau. »Hör auf, meine Geheimnisse vor der Elbin auszuplaudern,
sonst gehörst du auch bald zu den Toten, Hurentochter!«, fuhr er sie an. »Das
geht sie nichts an!«
    Deswegen die vielen Wachen. Der Nächste, der ihn umbringt, wird
das Land regieren. Morana deutete auf die Bewaffneten an den Ausgängen
und im Saal. »Vielleicht kann ich dir helfen, deine Macht zu

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