Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass
kleinen Albae-Einheiten, die nicht zufrieden mit dem Verlauf des Einmarsches
sind«, legte Polòtain bereitwillig offen. Je nachvollziehbarer es war, was er
ihnen erzählte, desto mehr glaubten sie ihm und damit der Wahrheit. Seiner
Wahrheit. »Die Nostà roi haben diese Einheiten mit Barbaren, Ãarcos, Trollen und
Ogern ausgesandt, damit die Albae die Verbündeten im Zaum halten und sie
dirigieren. So war es geplant. Und genau da liegt der Haken.« Er langte nach
dem Tischtuch und zog es mit einem raschen Ruck herunter, ohne dass das
Geschirr auch nur klirrte. Eine übergroÃe Karte von Tark Draan, die auf dem
Holz aufgemalt war, kam darunter zum Vorschein. Polòtain nahm den Zeigestock,
den er unter dem Tisch hatte befestigen lassen; an diesem Abend gab es keine
Zufälle. »Ich will die Leistungen der Nostà roi Sinthoras und Caphalor nicht
schmälern. Es sind ausgezeichnete Krieger, die unsere Truppen zu einem
glänzenden Sieg über die Goldene Ebene führten. Aber sie haben die Verbündeten oder vielmehr den Abschaum von IshÃm Voróo, wie
ich ihn zu nennen pflege«, an beiden Seiten der Tafel klang leises Gelächter
auf, »an eine Kette gelegt, die nicht hält. Die Gier treibt den Abschaum in
alle Winde davon. Sie wollen das versprochene Land für sich, und jeder verlangt
das beste Stück. Meine Quellen«, dabei sah er Ratáris an, »berichteten von ersten
Scharmützeln zwischen verschiedenen Barbarenstämmen, und die Kraggash-Ãarcos
sollen sich mit den Halbriesen angelegt haben. Unsere Albae-Krieger stehen
immer öfter allein gegen die Heere von Tark Draan. Sobald die einheimischen
Könige ihren Schrecken überwunden und groÃe Armeen um sich geschart haben, wird
es für unsere Soldaten schwer.«
»Das
würde bedeuten, dass die Nostà roi ihrem Auftrag nicht nachkommen.« Demenion von
den Kometen gab einen verächtlichen Laut von sich.
»Sie sollten Tark Draan für die Unauslöschlichen einnehmen und zu einem groÃen
Vasallenreich machen. Stattdessen geben sie es in die Hand des Abschaums!«
»Ich
dachte, bei diesem Kriegszug ginge es darum, die Elben zu vernichten«, hielt
Ratáris dagegen. »Und das tun die Nostà roi doch. Oder irre ich mich?«
»Und
dennoch ist es falsch«, sagte Landaròn, der an ihrer Seite saÃ. »Die Dorón
Ashont wurden bisher von den Katapulten unserer Inselfestungen zurückgeschlagen.
Aber wo sind unsere Krieger, sollte es den Wandelnden Türme doch noch durch ein
böses Wunder gelingen, nach Dsôn Faïmon vorzudringen? Unsere Schutzvölker
treiben sich irgendwo in Tark Draan herum, unsere besten Kämpfer befinden sich
ebenfalls dort. Wir haben junge Wachsoldaten unter der Führung einer Handvoll
Veteranen sowie Sklaven, die wir notfalls einsetzen können. Aber was ist, wenn
sich unsere Leibeigenen gegen uns wenden und sich mit den Dorón Ashont
verbünden? Vielleicht wähnen wir uns aufgrund vergangener Erfolge zu sehr in
Sicherheit, denn die könnte sich als trügerisch erweisen. Es mag auf den
ersten Blick nicht so aussehen, aber wer genauer hinschaut, der erkennt, dass
sich das Albae-Reich niemals in einer solch gefährlichen Lage befand.« Er
schüttelte sachte den Kopf und starrte zu den Kometen hinüber. »Ihr könnt sagen, was ihr wollt, der Feldzug war ein Fehler.«
Polòtain
freute sich, dass die Sprache von selbst darauf gekommen war. »Auch wenn ich zu
den Verfechtern einer Erweiterung des Reiches gehöre, muss ich dir zustimmen,
Landaròn«, sagte er laut und deutlich.
Alle
Köpfe fuhren herum, die Ãberraschung stand auf sämtlichen Gesichtern.
»Ihr
müsst euch nicht wundern. Seht, die Nostà roi haben die Unauslöschlichen zu
einer Taktik überredet, die auf zu groÃer Zuversicht beruht. Sinthoras und
Caphalor gingen davon aus, dass wir IshÃm Voróo durch die Pakte, die wir
schlossen, befriedet haben, und sie lockten alle Feinde unseres Volkes nach
Tark Draan, wo sie mannigfachen Tod finden sollten. Man rechnete um diese Zeit
mit der Rückkehr der Nostà roi und der vollständigen Eroberung Tark Draans.
Nicht zuletzt wegen des Dämons, der jeglichen Widerstand brechen sollte.«
Polòtain verschränkte die Arme vor der Brust. »In Wahrheit stehen sie fast noch
am Anfang. Der Winter wird ihren Vormarsch zum Stocken bringen. Und Dsôn Faïmon
liegt
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