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Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Titel: Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geoff Rodkey
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vorzustellen versuchte, wie ich es gegen Pembroke einsetzen würde, überlief mich ein Schauder. Zum Teil, weil ich in einer nassen Unterhose an einem kühlen, windigen Strand stand. Aber nur zum Teil.
    »Ohne Kleider gehe ich nirgendwohin«, erklärte ich mit Nachdruck.
    »Und wo soll’n wir welche hernehmen?«
    Ich sah den Strand hinunter, Richtung Selighafen.
    »Wir werden sie stehlen müssen.«
    Wir verabschiedeten uns endgültig von unseren verdreckten Kleidern und liefen eilig den Strand entlang. Im Gestrüpp der Uferstraße warteten wir, um einen einsamen Reiter vorbeizulassen, danach schlugen wir uns in den Wald. Die Bäume waren so dicht, dass kaum Mondlicht hindurchdrang, was uns die Sicht erleichtert hätte, doch nach kurzer Zeit erreichten wir die ersten Häuser am Rand von Selighafen.
    Wir schlichen von Haus zu Haus, drückten uns eng an die Wände und überquerten eilig Straßen. Zum Glück war es bereits so spät, dass die meisten Stadtbewohner schliefen. Nur in wenigen Fenstern flackerte Kerzenlicht, und die einzigen Menschen, denen wir begegneten, waren zwei angetrunkene Männer. Es war einfach, ihnen aus dem Weg zu gehen, und ich freute mich über ihren Anblick, denn für jeden, der aus dem Fenster sah, lieferten sie eine glaubwürdige Erklärung für die Hunde, die zu kläffen angefangen hatten, als wir vorbeiliefen.
    Auch wenn ich immer noch hoffte, wir würden auf eine Leine voller Wäsche stoßen, die zum Trocknen draußen hing – das würde uns einen Einbruch in einen Laden ersparen – hielt ich das große Kleidergeschäft auf der Himmlischen Straße für das geeignetste Angriffsziel. Doch anscheinend hängt niemand über Nacht Wäsche raus, jedenfalls begegneten wir auf dem ganzen Weg keinem einzigen flatternden Laken. Schließlich saßen wir zusammengekauert neben der Imbissbude und starrten zu dem Geschäft auf der anderen Straßenseite hinüber.
    Es war ein niedriges zweistöckiges Gebäude, vor den unteren Fenstern waren die Läden zugeklappt und festgemacht. Die Fenster im zweiten Stock standen sperrangelweit offen, doch vermutlich wohnte dort der Besitzer, es wäre also sinnlos, es auf diesem Weg zu versuchen. Das Schloss der Eingangstür sah nicht übermäßig stabil aus, doch von der anderen Straßenseite konnte ich nicht erkennen, was für ein Schloss es war.
    Nicht dass ich irgendwie Ahnung von Schlössern gehabt hätte. An diesem Punkt setzte ich meine Hoffnung auf Guts.
    »Weiß nich«, erklärte er, als ich ihn fragte. »Wir schaun einfach.«
    Am anderen Ende der Himmlischen Straße plauderten einige Männer auf der Terrasse der Schenke Zum bunten Pfau , doch sie waren weit genug weg und zu sehr ins Gespräch vertieft, um zu bemerken, wie wir über die Straße huschten.
    Guts war direkt vor mir und sein erster Schritt die kurze Treppe zur Veranda des Ladens hinauf verursachte ein lautes Knarren. Das Geräusch ließ uns einen Augenblick erstarren, doch da es niemanden aufzuschrecken schien, gingen wir nach kurzem nervösem Innehalten weiter und achteten darauf, auf die Vorderkanten der Treppenstufen zu treten, wo es nicht ganz so heftig knarzte.
    Oben an der Treppe wurde das Vordach der Terrasse links und rechts von einer Säule gestützt. Als ich an der rechten vorbeilief, bemerkte ich ein dickes Blatt Papier, das dort befestigt war. Im Mondlicht war es schwer zu entziffern, und wenn mir nicht eine fast zehn Zentimeter große Überschrift ins Auge gestochen hätte, wäre ich wahrscheinlich einfach weitergegangen.
    Guts stand bereits vor der Tür und begutachtete das Schloss. Ich blieb stehen, um das Plakat eingehender zu betrachten.
    GESUCHT WEGEN MORDES.
    Das war die Überschrift. Darunter, in etwas kleinerer Schrift, waren die Wörter 5000 SILBERSTÜCKE BELOHNUNG – TOT ODER LEBENDIG.
    Noch weiter unten war ein Bild von mir.
    Es war eine Tuschezeichnung und sie war so genau, dass ich mich sofort erkannte. In diesem Moment sackte mir der Magen bis irgendwo in die Kniekehlen.
    »Guts«, brachte ich krächzend heraus, »schau dir das an.«
    Guts wandte sich von dem Schloss ab, das er mit seinem Messer aufzuhebeln versucht hatte, und stellte sich neben mich an die Treppe. Er musterte das Plakat mit zusammengekniffenen Augen.
    »Was steht’n da drauf?«
    »Gesucht wegen Mordes.«
    Er beugte sich vor und betrachtete das Bild. »Bist du das?«
    »Ja.«
    »Fünftausend in Silber?« Er nickte anerkennend. »Guter Preis.«
    Dafür hätte ich ihm am liebsten eine gescheuert, und

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