Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Titel: Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geoff Rodkey
Vom Netzwerk:
spielte die Besatzung um ein Fass sitzend Karten und trank. Wir machten, dass wir wegkamen, und kletterten wie die Affen über ein Tau auf den Kai. Gerade als ich den ersten Schritt Richtung Hafen machen wollte, zerrte mich Guts hinter einen Stapel Kisten.
    Nach einem Blick um die Ecke sah ich den Grund seiner Panik. Am Ende des Kais standen zwei bewaffnete Soldaten. Sie kehrten uns zwar den Rücken zu, doch um den Kai zu verlassen, musste man an ihnen vorbei.
    Wir hatten eine kurze, wortlose Diskussion. Ich machte Guts durch Gesten klar, dass ich ins Wasser springen und zum Ufer schwimmen wollte, doch er hatte Angst, das Aufplatschen könnte die Aufmerksamkeit der Soldaten erregen.
    Irgendwann gab Guts nach und wir sprangen. Er behielt Recht: Das Erste, was ich hörte, als mein Kopf ins Wasser tauchte, war das Geräusch von rennenden Füßen auf den Holzplanken über uns. Ich duckte mich hinter den nächsten Stützpfosten unter dem Kai, so dass mich keiner, der über den Rand spähte, sehen konnte, und versuchte mich so ruhig wie möglich zu verhalten.
    Guts folgte einen Pfahl weiter meinem Beispiel. Wir lauschten, als die Soldaten darüber debattierten, was sie gehört hatten und ob sie der Sache weiter nachgehen müssten. Irgendwann gingen sie achselzuckend davon und kehrten zu ihrem Posten am Ende des Kais zurück.
    Nachdem wir eine Weile gewartet hatten, schwammen wir am Kai entlang vom Ufer weg, langsam an einer Reihe vertäuter Schiffe vorbei, bis wir der Meinung waren, wir wären weit genug von den Soldaten entfernt, um uns an den benachbarten Kais vorbei in die offene Bucht zwischen der Mole und der Küste vorzuwagen.
    Ich war so damit beschäftigt, kein Geräusch zu machen, und dermaßen froh, endlich aus dem Dreck raus zu sein, dass ich der Silhouette der Insel zunächst keine Beachtung schenkte; sie lag still im Mondschein und der lange Strand ging in Klippen über, die sich an der Küste links und rechts des Hafens erhoben.
    Plötzlich bemerkte ich den Umriss einer Festung auf der näher gelegenen Klippe, und die Erkenntnis, wo wir uns befanden, war wie ein Schlag in die Magengrube. Ich drehte den Kopf, um zur Stadt zurückzuschauen, die, nachdem wir die Schiffe am Kai hinter uns gelassen hatten, allmählich in Sicht kam.
    Diese Ansammlung von Gebäuden war unverwechselbar.
    Während sich der Schlag in Angst verwandelte, die sich in meinem Körper ausbreitete, stieß ich einen von Guts’ Piratenflüchen aus.
    »Was?«, flüsterte er.
    »Das ist Morgenröte«, erwiderte ich.

»Was machst’n da so ’n Zirkus?«
    »Weil es Leute auf dieser Insel gibt, die mich umbringen wollen!«
    »Jaja, aber du willst doch auch sie umbringen!«
    »Aber in diesem Aufzug kann ich niemanden umbringen! Ich bin halb nackt!«
    Wir kauerten dicht aneinandergedrängt in Unterhosen hinter einem großen Felsen auf dem dunklen, verlassenen Strand nördlich von Selighafen. Der Rest unserer durchnässten Kleider lag in der Nähe auf einem Haufen. Wir hatten sie ausgezogen, als wir an Land gegangen waren, und nachdem ich festgestellt hatte, wie ekelhaft sie noch immer aussahen und stanken, hatte ich sie innerlich abgehakt.
    Guts war nicht so leicht zu überzeugen. »Zieh das Zeug wieder an.«
    »Es ist voller Schweinemist!«
    »Ich hab schon Schlimmeres angehabt.« Er zuckte mit den Achseln, vielleicht zuckte er auch bloß so. Das konnte man bei ihm nie genau sagen.
    »Es bringt nichts. Wir müssen neue auftreiben.«
    »Du kannst doch seine Klamotten nehmen. Sobald du ihn kaltgemacht hast.«
    Ab dem Moment, als ich Guts gesagt hatte, wo wir waren, hatte er sich in den Kopf gesetzt, dass dies eine hervorragende Gelegenheit war, Roger Pembroke umzubringen. Mir jagte der bloße Gedanke Angst ein, aber das konnte ich Guts nicht einfach so sagen; immerhin war es ja ursprünglich meine Idee gewesen. Ich musste deshalb banalere Einwände anführen.
    »Seine Kleider passen mir nie im Leben! Er ist riesengroß. Außerdem kann ich in Unterhosen niemanden umbringen.«
    »Klar kannste. Passiert ständig.«
    »Echt?«
    Er nickte. »Ich hab’s gesehen. Mehr als einmal. Los jetzt! Wo geht’s zu seinem Haus?«
    »Das ist Wahnsinn. Hör zu, ich hab überhaupt nichts, womit ich ihn umbringen kann.«
    Guts reichte mir sein Messer, das er die ganze Zeit über in der Hand gehalten hatte, weil er es ja schlecht in seine Unterhose stecken konnte.
    »Jetzt haste was. Leg los!«
    Das Messer fühlte sich schwer und fremd in meiner Hand an. Als ich mir

Weitere Kostenlose Bücher