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Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Titel: Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geoff Rodkey
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herumbrummelte, dass es allmählich spät wurde und wir die Kanone zum Haus herunterbringen mussten, war es fast eine Erlösung.
    Millicent bat uns, nicht aufzugeben, und als ich Guts die Klippe hinauf zur Kanone folgte, stürmte sie schmollend Richtung Haus.
    Da die Holzräder in der aufgelockerten Erde versanken, war es Knochenarbeit, die Kanone durch den Graben zu zerren, den Percy und seine Leute rings um den Felsen des Verderbens ausgehoben hatten. Doch sobald wir sie auf der anderen Seite hatten, übernahm die Schwerkraft, und ziemlich bald bestand die Herausforderung nicht mehr darin, die Kanone ins Rollen zu bringen, sondern sie daran zu hindern, völlig unkontrolliert den Abhang hinunterzusausen.
    Als es Zeit zum Abendessen war, hatten wir sie auf der vorderen Veranda in Position gebracht und bauten eine Schutzmauer, indem wir leere Obstscheffel mit Erde vom Abhang füllten. Zwei aufeinandergestapelte Körbe hatten die perfekte Höhe, um aus der Hocke darüber zu schießen. Ich wusste nicht, wie gut die gefüllten Behälter eine Kugel abhalten würden, aber etwas anderes hatten wir nicht.
    Irgendwann kam Millicent aus dem Haus und half uns, auch wenn sie die ganze Zeit finster vor sich hin starrte. Als wir Kutschenräder auf der Straße hörten, hatten wir die Veranda ziemlich gut verrammelt.
    Guts und ich holten unsere Gewehre, und Millicent zog sich maulend ins Haus zurück. Doch es war nur Stumpy in einer kleinen offenen Kutsche, davor war das Pferd gespannt, mit dem er den Berg hinuntergeritten war.
    Er ließ das Pferd vor dem Haus halten und grinste mich vom Kutschbock aus an.
    »Die ham bis Mittag gebraucht, bisse ’n Boot angeheuert hatten. Dann war Ebbe. Bis Spätnachmittag kamense nich weg. Sind wohl kaum vor morgen früh zurück.«
    »Wo hast du die Kutsche her?«
    »Geschenk für dich. Und die Ladung auch. Wird dir gefallen.«
    Guts und ich kletterten in die Kutsche. Darin lagen ein halbes Dutzend länglicher Kisten. Ich öffnete die oberste.
    Sie war randvoll mit Gewehren – mindestens zwei Dutzend und so neu, dass die Metallteile der Steinschlösser wie Spiegel glänzten. Guts gab ein Geräusch von sich, das zwischen Lachen und Schreien schwankte.
    »Da sind sowohl Gewehre als auch Granaten drin«, erklärte Stumpy. »Und Beutelkartätschen – damit lädt man Gewehre um einiges schneller als mit Pulver oder Kugeln.«
    Ich traute meinen Augen nicht. »Wo kommt das alles her?«
    »Warte – da war noch ’ne Nachricht bei.« Stumpy zog eine kleine Karte aus der Tasche, richtete sich zu seiner vollen Größe von einem Meter zwanzig auf und räusperte sich effektheischend.
    »Ä-hä-mm …« Er hielt sich die Karte mit dem hochnäsigen Ausdruck eines königlichen Dieners vor die Nase. Dann reichte er sie mir kichernd und zuckte dabei mit den Achseln.
    Viel Glück. Du wirst es brauchen.
    Burn Healy.
    Ich las Guts die Nachricht vor. Er schüttelte langsam den Kopf. »BurnHealy. Warum?«
    Dasselbe fragte ich mich auch. »Vielleicht kann er einfach Pembroke nicht leiden.«
    »Vielleicht.« Guts zog eine Granate aus den Kisten und hielt sie hoch, damit ich sie bewundern konnte. »Da sieht doch alles gleich anders aus, was? Was glaubste, wie viele Soldaten so ’n Ding abmurksen kann?«
    »Einige.« Ich grinste von Ohr zu Ohr, bis ich bemerkte, dass Millicent uns von der Verandatreppe finstere Blicke zuwarf.
    Ich bedeutete Guts mit einem Rippenstoß, die Granate wegzupacken. »Komm, wir laden alles aus.«
    Wir stapelten die Kisten im Haus, wo Quint sich vor Begeisterung überhaupt nicht mehr einkriegte. Währenddessen tränkte und fütterte Stumpy das Pferd, damit er wieder den Hügel hinunterreiten und nach den zurückkehrenden Soldaten Ausschau halten konnte.
    Als er weg war, wollte Guts die Kanone ausprobieren, damit sie genau an der Stelle einschlug, wo die Straße zwischen den Bäumen hervorkam. Ich wollte ihm schon helfen, eine Kanone zu laden, als Millicent mich zur Seite zog.
    »Kann ich dich mal unter vier Augen sprechen?«, fragte sie.
    »Klar.«
    Guts schüttelte missbilligend den Kopf, als ich ihr in den Garten folgte, weit genug, dass niemand uns hören konnte.
    Millicent musterte mich mit besorgtem Blick. »Das ist doch Wahnsinn! Ein paar Gewehre ändern überhaupt nichts.«
    »Es sind nicht nur ein paar«, widersprach ich.
    »Dann sterben nur noch mehr Leute! Du kannst nicht gewinnen, Egg! Wir müssen fliehen.«
    »Millicent, ich muss –«
    »Nein, musst du nicht! Du bist einfach

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