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Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Titel: Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geoff Rodkey
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Kopf ragten …
    Millicent stieß einen Schrei aus, was mich so erschreckte, dass ich zurückprallte und mir den Kopf an der Decke stieß.
    »Was ist denn?«
    »Schau mal –« Sie deutete auf etwas, das an der Wand unter den Zeichnungen quer auf dem Boden lag. Zuerst hielt ich es bloß für eine der dünnen, ungleichmäßigen Steinformationen, die durch schnell abkühlende Lava entstehen.
    Aber nein. Es war zu symmetrisch, eine Doppelreihe feiner Linien, die sich aus dem Boden wölbten und in einer langen, glatten Platte zusammentrafen.
    Es war der Brustkorb eines Skeletts. Ich folgte mit den Augen der Linie des Brustbeins, bis ich einen menschlichen Schädel entdeckte, der in der Düsternis nur schemenhaft zu erkennen war. In einem Halbkreis um den Schädel ragte eine lückenhafte Linie kleiner farbiger Steine aus dem Boden und endete in einem Erdklümpchen knapp unter dem Kinn. Einer der Steine leuchtete hell, seine Oberfläche fing einen vereinzelten Sonnenstrahl auf, der durch den Eingang hereinfiel.
    Ich beugte mich gerade herunter, um mir alles genauer anzusehen, da sagte Guts: »Hinter dir sind noch mehr.«
    Ich drehte mich um und entdeckte zwei weitere unordentliche Knochenhaufen links und rechts des Höhleneingangs. Aus jedem ragten parallel zum Eingang zwei Beinknochen.
    Offenbar waren sie beim Bewachen des Eingangs im Sitzen gestorben und die Skelette waren in sich zusammengefallen, als die Körper verwesten.
    Millicent kniete vor dem Totenschädel des ersten Skeletts und wischte den Staub von dem Halbkreis aus Steinen. Als die Erde abfiel, wurde sichtbar, dass es sich nicht einfach um Steine, sondern Edelsteine handelte: Die meisten waren unter einer angetrockneten Schmutzschicht nicht zu erkennen, doch hier und dort blitzten Rubine, Smaragde und sogar ein Diamant auf.
    »Es ist eine Halskette«, sagte Millicent und wühlte unter einem der Steine mit den Fingern in der Erde. Heraus kam ein schlaffes, erdverkrustetes stabartiges Ding, das ich zuerst nicht einordnen konnte.
    »Was ist das?«
    »Ein Federkiel. Zwischen jedem Stein lag eine Feder.«
    »Woher weißt du das?«
    »Weil es so in den Büchern beschrieben wird. Zusammen mit –« Sie grub unter dem Erdklumpen in der Mitte der Halskette, bis er zerfiel und ein ungefähr zehn Zentimeter langer Anhänger zum Vorschein kam. Nachdem sie den Dreck abgekratzt hatte, wurde ein kunstvoll gearbeiteter vielfarbiger Vogel sichtbar, der die Flügel über den Kopf breitete; als Auge hatte er einen Diamanten, die Federn bestanden aus Rubinen und vereinzelten Saphiren und Smaragden.
    Selbst erdverkrustet war er wunderschön. Millicent bestaunte ihn mit großen Augen.
    »Es ist ein Feuervogel. Das sind seine Insignien.«
    »Von wem redest du?«, wollte Guts wissen.
    »Vom Feuerkönig.«
    »Wo ist dann der Schatz?«, fragte Guts und sah sich in der Höhle um. Außer den Skeletten lag bloß ein Haufen Schutt in einer Ecke – ein paar kleine Schalen, ein abgerundeter Stein in der Form eines Stößels und ein paar zerbröselnde Brocken, die von längst auseinandergefallenen Gefäßen zu stammen schienen.
    »Vielleicht hat mein Vater ihn mitgenommen«, überlegte ich.
    Millicent kauerte vor den Wandzeichnungen. »Nein«, sagte sie. »Der wäre zu groß gewesen. Und ich glaube nicht, dass er sich jemals hier befunden hat.«
    »Woher willst’n das wissen?«, fragte Guts.
    »Warum hätten sie sonst eine Karte zeichnen sollen?«
    Wir stellten uns vor die Wand und betrachteten die Zeichnungen.
    »Schaut«, sagte Millicent. »Diese dritte Hieroglyphe ganz oben – ein Feuervogel, genau wie der an der Halskette, mit zwei Linien und einem Punkt darunter –, das ist das Zeichen von Hutmatozal. Und das hier –« Sie deutete auf eine Hieroglyphe irgendwo in der Mitte der ersten Gruppe, die einen Blitz über einer Faust darstellte. »Das ist die Faust des Ka. Und das …« Sie beschrieb mit dem Finger einen großen Kreis um die Fläche zwischen den zwei Hieroglyphenblöcken. Es war ein Durcheinander vereinzelter Zeichen – Punktlinien, schiefe Schnörkel, X-Zeichen und ein paar wahllose Symbole. »Das hier muss eine Karte sein.«
    »Wovon?«
    »Wir mussen erst mal rausfinden, was hier daneben steht«, erklärte sie. »Wie man die Karte liest.«
    Ich betrachtete im immer schwächer werdenden Sonnenlicht die seltsamen Bilder und geheimnisvollen Formen. Für mich ergaben sie keinerlei Sinn. Doch je genauer ich hinsah, umso mehr war ich davon überzeugt, dass Millicent

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