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Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Titel: Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geoff Rodkey
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entlang? Das ist ein längerer und beschwerlicherer Aufstieg, aber man sieht den Ozean.
    Hat Dad so gedacht? Hat er sich jemals für den malerischen Weg entschieden?
    Nicht, wenn er nicht musste. Dad ging nirgendwohin, ohne einen genauen Plan zu haben. Er hätte –
    Ich hörte die Holzstufen knarren. Jemand kam die Treppe herunter. Einen Augenblick später war ein dumpfes Bumm zu hören, gefolgt von einem kaum hörbaren »Autsch!«, als sich, wer immer es sein mochte, den Zeh am Türrahmen stieß.
    »Wer ist da?« Uns trennten nur ein paar Schritte, doch ohne Laterne war es stockfinster und ich konnte überhaupt nichts erkennen.
    »Hab ich dich geweckt?«, fragte Millicent.
    »Nein.«
    »Kann ich ein bisschen hier unten bleiben? Ich kann nicht schlafen und mein Bett stinkt nach Soldat.«
    »Meins auch«, sagte ich.
    »Das macht nichts.« Ich spürte, wie sie gegen meine Bettkante stieß. »Bist du das?«
    »Ja.« Ich fühlte ihr Gewicht auf die dünne Strohmatratze drücken und rutschte an den äußersten Rand, um Platz für sie zu machen.
    Ihr Arm presste sich auf meinen und auf meinem Kopf landete irgendetwas Weiches. »Ich hab ein Kissen mitgebracht.«
    »Oh.« Ich rückte den Kopf beiseite, damit sie ihr Kissen hinlegen konnte. Mein Herz raste, mein Hirn jedoch war benebelt und träge. Ich hätte gern irgendetwas Schlaues gesagt oder etwas Charmantes, aber mir wollte beim besten Willen nichts einfallen.
    Wir schwiegen eine Weile. Der Teil ihres Arms, der auf meinem lag, fühlte sich – mit Ausnahme ihres Schulterblatts, das schmerzhaft in meinen Oberarm bohrte – durch mein Hemd warm und weich an. Sollte ich mich auf die andere Seite drehen, oder würde das alles verderben?
    »Dein Soldat stinkt nicht ganz so übel wie meiner«, sagte sie. Dann spürte ich, wie sie ihre Haltung änderte und sich von mir wegdrehte, und ich dachte schon, ich hätte alles verdorben, weil ich nichts getan hatte.
    »Gib mir deine Hand.«
    Ich hob die rechte Hand, die ihr am nächsten war, und tastete in der Dunkelheit nach ihrer. Verlegen ergriff ich sie.
    »Nein, die andere Hand … jetzt leg dich auf die Seite.«
    Ich tat wie geheißen und drehte mich zu ihr. Sie nahm meine linke Hand und legte sie über sich wie eine Decke, dann zog sie mich näher, bis meine Brust gegen ihren Rücken drückte und ihre Haare mich in der Nase kitzelten. Ich konnte spüren, wie sich ihr Körper bei jedem Atemzug leicht hob und senkte.
    Es war wundervoll. Ich hoffte bloß, dass sie nicht spürte, wie mein Herz in meinem Brustkorb bummerte.
    »Es tut mir so leid, dass ich dir nicht geglaubt habe«, flüsterte sie.
    »Schon in Ordnung«, erwiderte ich.
    »Ich kann nie mehr zurück«, sagte sie. »Nicht nach dem, was er getan hat.«
    »Du kannst hierbleiben.«
    Sie seufzte. »Nein. Das kann keiner von uns. Sie werden auf dieser Insel einfallen. Selbst wenn die Piraten auf deiner Seite stehen. Lass uns einfach fliehen.«
    Ich dachte darüber nach. Was ich wollte, und zwar mehr als irgendetwas sonst auf der Welt, war, mit ihr so liegen zu bleiben, den Arm um sie, für alle Ewigkeit.
    Doch solange er am Leben war, würde Roger Pembroke das zu verhindern versuchen.
    »Bist du sicher, dass dein Vater mit herkommen wird?«
    »Auf jeden Fall.«
    »Dann dürfen wir nicht weg.«
    »Warum?«
    Weil ich versuchen muss, ihn zu töten.
    »Weil ich nicht zulassen kann, dass er sich den Schatz schnappt.«
    »Falls es einen Schatz gibt … finden wir ihn morgen früh«, sagte sie. »Gemeinsam. Und dann hauen wir damit ab.«
    Wieder fand ihre Hand im Dunkeln meine und drückte sie fest.
    »In Ordnung?«
    »Ich denk darüber nach«, sagte ich.
    So schliefen wir die ganze Nacht. Morgens gingen wir in die Küche, wo wir Guts und Quint antrafen. Quint buk Fladen und Guts sah ihm dabei zu.
    »Ich könnte ja ein bisschen abwaschen«, sagte Millicent. »Wie macht ihr das hier?«
    »Im Zimmer mit der Badewanne steht ein Eimer mit frischem Quellwasser«, antwortete Quint und deutete mit einem Holzlöffel den Gang hinunter.
    »Vielen Dank auch«, erwiderte Millicent und schlenderte den Flur hinunter. Sobald sie außer Hörweite war, drehte sich Guts mit skeptischem Blick zu mir.
    »Warum war die in deinem Zimmer?«
    »Wollte wohl nicht allein sein.«
    Er sah immer noch skeptisch aus.
    »Was denn? Ich hab sie nicht mal geküsst!«
    »Warum nicht?«, fragte Quint.
    »Keine Ahnung«, sagte ich.
    Aber ich wusste es natürlich. Trotz allem, was passiert war, konnte ich noch

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