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Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Titel: Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Vorstoß wagen und das Herz des Übels treffen, das Balaia schon so lange plagte. Er würde sie zerschmettern, ihre Kollegien und ihre Türme, und das Volk befreien.
    Selik lächelte, was in seinem von der Magie zerstörten Gesicht wie ein höhnisches Grinsen aussah. Seine Zeit war gekommen. Die Magier hatten sich selbst den Todesstoß versetzt, den sie nicht überleben würden. Sie versteckten sich und leckten ihre Wunden, und unterdessen wuchs seine Macht. Was unter dem großen Travers als Versuch begonnen hatte, ein gewisses Maß an Kontrolle auszuüben, wollte Selik bis zum bitteren Ende bringen. Und wenn die Magie verschwunden war, dann wäre seine Macht die beherrschende, dafür würde er sorgen.
    Er stieß seinem Pferd die Hacken in die Seiten und galoppierte los. Fünfzig seiner Männer folgten ihm. Erskan und die Dörfer in der Nähe waren die nächsten Ziele. Er hatte gehört, dass die Magier dort immer noch ihr übles Werk verrichteten. Es gab noch einige, die ihre Lektion nicht gelernt hatten.
     
    Noch lange nachdem die anderen Al-Arynaar sich ihren Aufgaben zugewandt hatten, wartete Rebraal im Tempel.
Er übernahm die erste Kontemplation, und er hatte inbrünstig gebetet, die Andacht möge ihm neue Weisheit schenken.
    Aryndeneth war kühl und still bis auf das Wasser der Harmonie, das ins halbmondförmige Becken strömte, bevor es seine Reise durch die Adern der Erde fortsetzte. Er versenkte sich in dieses Geräusch, bis er nichts mehr wahrnahm außer unvergänglicher Schönheit.
    Der Abend wurde von den Al-Arynaar verehrt, weil in ihm Land, Sonne und Himmel zusammenkamen. Rebraal spürte die Veränderung des Lichts auch durch die geschlossenen Lider. Er öffnete die Augen und betrachtete, noch kniend, das bernsteingelbe Glühen des abendlichen Sonnenlichts durch ein genau an die richtige Stelle gesetztes Buntglasfenster in der Basis der Kuppel.
    Überall, wo das Licht auf die polierten Wände fiel, begannen Wandmalereien und Mosaike prächtig zu strahlen, um wieder im Schatten zu versinken, sobald das Licht weiterkroch. Er beobachtete und sah aus den Augenwinkeln das tanzende, funkelnde Wasser im Becken. Das Licht erreichte die Statue, ein Teil des diffusen Strahls fiel zwischen dem abgewinkelten linken Arm und dem Körper hindurch. Im hinteren Teil des Tempels knirschte Stein auf Stein, als eine Tür des Lernens sich öffnete.
    Die Zeit war knapp. Sobald das Licht die Armbeuge passiert hatte, würde sich die Tür wieder schließen, und zwanzig Tage würden vergehen, ehe sie sich wieder öffnete.
    Manche Türen öffneten sich täglich, doch dies hier war eine Gelegenheit, Studien zu betreiben, die nur selten möglich waren. Es war das Buch Shorth, das Buch der Gottheit mit den geschwinden Füßen. Der Hüter des Todes. Er bewachte das Gleichgewicht am Ende des Lebenszyklus.
Er gab die Körper der Toten der Erde, ihren Atem dem Himmel und ihr Mana der Harmonie zurück. Rebraal hatte ihn bisher kaum studiert. Vielleicht konnte er genug lernen, um dafür sorgen zu können, dass dies nicht seine letzte Chance war.
    Er schickte ein kurzes Dankgebet an Yniss, erhob sich und eilte leise an der Statue vorbei, den Blick auf die Dunkelheit im hinteren Teil des Tempels gerichtet. Zu seiner Linken führte eine Tür in eine kleine, mit Wandmalereien geschmückte Zelle, die vom warmen, bernsteinfarbenen Licht aus einem großen Fenster erhellt wurde. Ein einsamer Schreibtisch und ein Stuhl standen vor zwei Borden voller Texte. Einige waren bereits so alt, dass man sie kaum noch in die Hand zu nehmen wagte. Rebraal wählte ein schweres, in Leder gebundenes Buch aus und begann zu lesen.

Fünftes Kapitel
    Als Ilkar am Abend in die Küche kam, in der es köstlich nach Suppe und frischem Brot roch, entsprach seine Reaktion dem, was der Unbekannte erwartet hatte. Die geschwungenen Augenbrauen zogen sich zusammen, die Lippen wurden schmal, die Wangen mit den markanten Knochen röteten sich, und die blattförmigen Ohren zuckten heftig. Seine Worte unterbrachen das müßige Tischgespräch der anderen Rabenkrieger.
    »Ich habe einen wundervollen Tag hinter mir«, sagte er. »Ein strahlend blauer Himmel, warmes Wasser, eine Insel in der Nähe, zu der ich mit der Frau, die ich liebe, segeln konnte. Und dann wird die Vollkommenheit zerstört, kaum dass ich hierher zurückkomme, denn wie ich sehen muss, ist die Kontrolle über Herendeneth an Xetesk übergegangen. Möchte mir vielleicht jemand den Grund dafür nennen?« Er starrte

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