Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Titel: Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
Vom Netzwerk:
den Unbekannten an. »Hallo, Unbekannter. Dich zu sehen, tut gut, was ich allerdings nicht über die anderen sagen kann, die mit dir gekommen sind.«
    Er setzte sich.

    »Ein beachtlicher Auftritt«, meinte Hirad.
    »Keine schlechte Vorstellung«, stimmte Denser zu.
    Erienne lächelte leicht, doch das Lächeln verschwand sofort wieder.
    »Das ist überhaupt nicht witzig«, fauchte Ilkar. »Berichtige mich, falls ich mich irre, aber wir haben uns auf eine Forschungsmission mit sechs Teilnehmern geeinigt. Ich bin ja nicht der größte Mathematiker, aber ich denke doch, dass ich auf dem Weg durchs Haus erheblich mehr als sechs xeteskianische Magier gezählt habe. Ach ja, und ich glaube fast, auch das halbe Dutzend Protektoren, das heute Morgen noch hier war, hat sich inzwischen auf wundersame Weise vermehrt.«
    Unter anderen Begleitumständen hätte der Unbekannte gelacht. Ilkars Sarkasmus war wie immer treffend und gekonnt vorgetragen, doch dies war nicht der richtige Augenblick.
    »Es sind dreißig Magier und einhundert Protektoren. Sie sind hier, weil sie eine Invasion der Insel durch Dordover fürchten.«
    Plötzlich herrschte tiefes Schweigen am Tisch. »Der Grund ist, dass Xetesk und Dordover jetzt Krieg gegeneinander führen. Es ist ein offener Konflikt, der bald ganz Balaia erfassen wird. Unsere Heimat, die jetzt schon halb verhungert und geschlagen ist.
    Sie sind hier, weil sie das Spektrum der Dimensionsmagie erforschen wollen. Wir können sie nicht daran hindern, und wir können keine Forderungen stellen. Wir können allerdings etwas in Bezug auf Balaia tun. Morgen Nachmittag setzt die Flut früh ein, und diese Gelegenheit müssen wir nutzen.«
    Die Suppenlöffel waren vergessen, das Brot lag unbeachtet daneben. Der Unbekannte hörte sie schnaufen –
die Krieger des Raben, vollzählig bis auf einen einzigen Abwesenden. Die Menschen, zu denen er ein unerschütterliches Vertrauen hatte. Er stellte sie jetzt gewiss auf eine harte Probe.
    »Wir haben so lange für Balaia gekämpft. Für den Frieden – und um einen Ort zu schützen, an dem wir sicher und wohlbehalten alt werden können. Ich habe meine Frau und meinen Sohn hierher gebracht, weil ich fürchten musste, sie könnten verhungern oder durch Krankheit oder das Schwert sterben, wenn ich sie dort gelassen hätte. Wir dürfen es nicht weiterlaufen lassen wie bisher. Sonst wäre alles, was wir bisher getan haben, umsonst gewesen.«
    »Aber ich dachte, der Friede sei ausgehandelt worden«, sagte Hirad.
    »Du hast dich getäuscht«, erwiderte der Unbekannte. »Wir haben uns alle getäuscht. Es war wohl nur eine Frage der Zeit.«
    Ry Darrick, der links neben dem Unbekannten saß, regte sich unbehaglich auf seinem Stuhl. Der ehemalige General aus Lystern war in Balaia wegen Fahnenflucht angeklagt worden, weil er auf Seiten des Raben gekämpft hatte, doch das änderte nichts an seinen Gefühlen für seine Heimat.
    »Lystern?«, fragte er, als fürchtete er die Antwort.
    »Unterhändler für den Frieden, die keinen Frieden finden können«, sagte der Unbekannte. »Im Augenblick ist Lystern nicht direkt beteiligt, aber …« Er zuckte mit den Achseln. Alle verstanden, was er meinte. Er wandte sich an Ilkar. Der Elf war nach dieser Erklärung alles andere als besänftigt. »Es gibt aber noch eine Chance. Wir müssen das Gleichgewicht wiederherstellen. Wir müssen das Herz von Julatsa bergen.«

    »Richtig«, stimmte Ilkar zu. »Das setzt allerdings voraus, dass wir zweihundert Magier finden, die uns helfen.«
    »Jevin fährt als Nächstes nach Calaius, um Fracht aufzunehmen. Wir sollten ihn begleiten. Dort gibt es jede Menge Magier.«
    »Ja, Unbekannter. Und Sie sind alle aus einem guten Grund dorthin gegangen«, erklärte Ilkar.
    »Dann musst du sie überzeugen, noch einmal zurückzukehren«, sagte der Unbekannte. »Sie werden auf dich hören.« Er starrte den Julatsaner an, bis er nickte.
    »Und inzwischen überlassen wir diese Insel hier Xetesk?«
    »Was können wir sonst tun, Ilkar?«, fragte der Unbekannte. »Wir können sie nicht zwingen, die Insel zu verlassen, und was noch wichtiger ist, ihre Forschungen könnten die Protektoren befreien und den Drachen helfen, nach Hause zurückzukehren.«
    »Aber was ist mit den anderen Resultaten?«
    »Ich weiß«, sagte der Unbekannte. »Deshalb müssen wir Julatsa wieder als Kolleg in Gang bringen. Das ist die einzige Chance, den Krieg einzudämmen. Ich sehe keine andere Möglichkeit. Selbst wenn Lystern und

Weitere Kostenlose Bücher