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Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd

Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd

Titel: Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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später ihre Trauer. Jetzt waren die Rollen umgekehrt.
    »He, Kopf hoch.«

    Ren’erei sah sie an, eine Träne rollte aus ihrem Auge. »Das ist nicht so einfach.«
    »Wir brechen bald auf«, sagte Erienne. »Hast du deinen Bogen und dein Schwert überprüft?«
    »Was?« Ren runzelte die Stirn. »Oh, ja. Sicher.«
    Sie machte eine unbestimmte Geste zu ihrem Bogen hin, der neben ihr am Stein lehnte.
    »Ich verstehe ja nicht viel davon, Ren, aber ich dachte immer, ein Bogen braucht eine Sehne.«
    Die Elfenfrau sackte in sich zusammen, legte die Arme um Eriennes Hals, presste ihr Gesicht an Eriennes Schulter und begann haltlos zu weinen. Erienne nahm sie in die Arme, sah sich zu den Rabenkriegern um und bedeutete ihnen, sich fern zu halten. Ilkar starrte herüber und schnitt eine Grimasse, weil er Schuldgefühle bekam, die er nicht haben sollte.
    »Es tut mir Leid, entschuldige«, sagte Ren schließlich und löste sich von Erienne, um sich die Augen zu trocknen.
    »Schon gut, das war mal nötig.«
    »Es kommt mir so vor, als wäre das seit einiger Zeit ständig nötig.«
    »Ich weiß, Ren, aber jetzt musst du es zur Seite schieben. Bespanne deinen Bogen und mach dich bereit, mit uns zu kämpfen.«
    Die Elfenfrau nickte und nahm die Waffe. »Ich weiß nicht, wie ihr das schafft, ihr alle«, sagte sie, während sie im Lederbeutel nach der Bogensehne suchte. »Er stirbt, und wir können nichts tun, aber ihr macht weiter, als wäre nichts geschehen.«
    »Sag das nie wieder«, wies Erienne sie scharf zurecht. »Du darfst die Hoffnung nicht verlieren. Ilkar ist noch nicht tot, und wenn Hirad glaubt, dass wir ihn retten können,
dann glauben wir es alle. Auch du musst es glauben. Es ist nicht das erste Mal, dass wir so etwas erleben. Wir haben immer wieder Freunde sterben sehen, und wenn wir ihnen wirklich nicht helfen können, besteht die beste Art, sie zu ehren, darin, das Richtige zu tun. Jetzt geht es darum, das Bruchstück der Statue von Yniss zu holen und so viele andere Elfen zu retten, wie wir nur können, ohne noch mehr Angehörige unseres eigenen Volks zu verlieren. Deshalb wirken wir so ruhig. Denn wenn wir auch nur einen Augenblick daran denken, dass wir scheitern könnten und dass Ilkar stirbt, dann haben wir schon verloren. Der Rabe verliert nicht gern.«
    »Aber …«
    »Kein Aber, Ren. Es ist einfach so, wie ich sage.« Erienne richtete sich wieder auf. »Das ist die einzig richtige Art, es zu sehen. Komm schon.«
    Sie streckte die Hand aus, Ren schlug ein und ließ sich hochziehen. Die Frauen kehrten zu den Gefährten zurück.
    »Alle bereit?«, fragte Hirad.
    »Ja«, sagte Ren energisch.
    »Gut, dann lasst uns aufbrechen.«
    Die Rabenkrieger verließen zu Fuß das Lager, Hirad nahm Ren in den Arm.
    »Es ist ganz in Ordnung, traurig zu sein. Das sind wir alle. Aber die Trauer muss jetzt warten. Im Augenblick haben wir etwas zu erledigen, und dazu brauchen wir dich.«
    »Wirklich?«
    Hirad zuckte mit den Achseln. »Aber klar. Du gehörst zum Raben.«
    Hinter ihm lächelte Erienne. Denser lief neben ihr, und sie konnten beobachten, wie Ilkar so leichtfüßig, wie es ihm eben möglich war, zu Rens anderer Seite lief und
sie ebenfalls in den Arm nahm. Sie legte ihrerseits den beiden Männern den Arm um die Hüften.
    »So sieht es aus, wenn Berufssöldner in die Schlacht ziehen«, meinte Denser.
    Erienne knuffte ihn. »Lass sie in Ruhe.«
    »Wie geht es heute Morgen, Ilkar?«, fragte Hirad.
    »Ich habe Schmerzen«, sagte Ilkar, »aber ich kann noch laufen.«
    »Gut. Ich kann auch niemanden erübrigen, der dich trägt.«
    »Dein Mitgefühl überwältigt mich.«
    »Man tut, was man kann.« Hirad sah an Ren vorbei zu Ilkar, und Erienne konnte im Zwielicht der Dämmerung sein Profil erkennen. Er schien immer noch ebenso verzweifelt wie ungläubig zu sein. »Du musst die Schmerzen nicht ewig ertragen. Es sind nur etwa zwanzig Tage, bis wir den Tempel erreichen.«
    Ren zuckte zusammen, aber Ilkar lachte. »Ich werde mich bemühen, innerlich nicht zu sehr zu verwesen, bis wir da sind.«
    »Ganz genau«, sagte Hirad. »Wenn du nämlich stinkst, kannst du dir jemand anders suchen, der die Kabine mit dir teilt.«
    Ihr Kichern war ein wenig zu laut.
    »Still«, warnte der Unbekannte.
    Understone war nur noch eine Meile entfernt.
     
    Auum sah den Rabenkriegern nach, die den Hang hinabschlenderten, als wollten sie einen Morgenspaziergang unternehmen. Er hörte sie reden und lachen und schüttelte den Kopf.
    »Vielleicht war

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