Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd
schwieriger. Dort sammelten sich Kämpfer.
Es war Zeit, sie anzugreifen.
Im Kornspeicher, der drei Dutzend oder mehr Männern als Schlafsaal diente, waren Laternen angezündet worden. Der Rabe zog die Türen auf und sah Kämpfer, die sich gerade aufrappelten und Kleidung und Waffengürtel anlegten. Sie waren schlaftrunken, und der Sturm, der über sie kam, verstärkte ihre Verwirrung noch.
»Lauft um euer Leben!«
Hirad rannte hinein, der Rabe formierte sich um ihn, der Unbekannte links und Darrick rechts.
»Harter Schild steht«, meldete Denser.
Einige ihrer Gegner rannten bereits zur gegenüberliegenden Tür, doch andere stellten sich dem Kampf. Einer trug die Tätowierung der Schwarzen Schwingen. Hirad zog das Schwert von rechts nach links, traf die Klinge
eines Feindes und trieb ihn zurück. Er sammelte sich, stieß zu – der Hieb wurde abgelenkt –, blockte mühelos die Riposte ab und führte das Schwert schräg von links nach rechts. Die Schneide traf den Unterleib des Mannes, der zurückkippte, während die Eingeweide aus seinem Bauch quollen.
Neben Hirad machte auch der Unbekannte mit den Gegnern kurzen Prozess. Sein erster Schlag zerquetschte seinem Gegner die Rippen, dann stieg er über den fallenden Feind hinweg, wehrte mit dem Dolch einen Hieb ab und trieb dem nächsten Mann das Schwert in den ungeschützten Bauch. Gleichzeitig konnte Aeb einen mächtigen Axthieb mit flacher Klinge anbringen, der seinen Gegner von den Füßen fegte und gegen den nächsten Mann hinter ihm taumeln ließ.
Die Überlebenden zauderten, doch der Kämpfer der Schwarzen Schwingen trieb sie an. Er bellte einen Befehl und ging auf Hirad los, versuchte es mit einem raschen Stoß, den Hirad abblockte, worauf hohe Schläge von beiden Seiten auf Hirads Kopf folgten, unter denen der Barbar wegtauchen oder die er abwehren konnte. Dann bekam er einen Schnitt am Schwertarm ab. Er fluchte laut.
Der Mann der Schwarzen Schwingen lächelte und griff wieder an, doch Hirad hatte das Schwert in die linke Hand genommen. Der erwartete Block kam aus der falschen Richtung und zwang den Mann, sich zu drehen. Er verlor das Gleichgewicht, Hirad stieß in die Lücke und knallte dem Gegner das Schwert mit der Rückhand ins Kreuz. Grunzend ging er zu Boden.
»Da vergeht dir das Grinsen, was?«, fauchte Hirad und wandte sich seinem nächsten Opfer zu. Der Mann war nervös. Hirad tat so, als wollte er angreifen, und der Mann
sprang zurück wie ein erschrockener Hund. »Du hast deine Gelegenheit bekommen.«
Hirad schlug zu, fegte das zur Abwehr gehobene Schwert zur Seite und schlitzte mit seiner Klinge Wange, Nase und Stirn des Gegners auf. Der Mann heulte und taumelte zurück. Mit einem Stoß durch die Brust machte Hirad ihm den Garaus. Alle anderen waren inzwischen fortgelaufen.
»Gute Arbeit«, sagte Darrick.
Er eilte zum Vordereingang des Kornspeichers und schaute hinaus, der Rabe sammelte sich hinter ihm. Rechts herrschte Chaos – immer noch brannte es lichterloh, Dutzende Männer rannten in alle Richtungen davon. Auf der Hauptstraße kamen die TaiGethen gerade an einigen vernagelten Schuppen vorbei.
Links bot sich ein etwas anderes Bild. Mehrere Schwertkämpfer hatten die Palisaden verlassen und kamen die Straße herauf.
»Da haben wir’s«, sagte Darrick. »Ich sagte doch, dass sie sich irgendwann blicken lassen.«
»Wir gehen hinten herum und schnappen sie von der Seite«, sagte der Unbekannte.
In der Nähe knurrte der Panter und tappte vorbei; sein Partner folgte ihm. Verängstigte Menschen stoben davon. Die TaiGethen waren auf der Straße angelangt und hatten die organisierte Gruppe bereits bemerkt.
»Ausgezeichnet«, sagte Hirad. »Ein erstklassiger Köder.«
Der Rabe rannte durch den Kornspeicher und verließ ihn durch den Hinterausgang. In der Morgendämmerung eilten sie hinter dem Lager entlang, dann an einem recht großen Wohnhaus und an den Trümmern eines Bordells vorbei, bis sie sich wieder zur Straße wandten.
»Feuerkugeln sind bereit«, meldete Erienne.
»Sobald wir im Freien sind«, sagte der Unbekannte.
Befehlsgewohnte Stimmen übertönten inzwischen die chaotischen Rufe der unzulänglich vorbereiteten Balaianer. Viele rannten in Richtung der Palisaden. Es wurde Zeit, die Stimmen zum Verstummen zu bringen. Zeit, den Schwarzen Schwingen ihren Anführer zu nehmen.
Dreiundzwanzigstes Kapitel
Auum und seine Tai rannten die Hauptstraße hinunter, ohne auf die Menschen zu achten, die sie mit kreidebleichen
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