Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd
rannte zu den vorderen Zelten, in denen sich Menschen bewegten. Der Heiße Regen war fast vorbei, und er hatte wie erhofft gewirkt. Die Zeltstadt stand in Flammen. Überall stieg Rauch auf, die Feuer fraßen gierig Seile und Zeltplanen, und mit jedem Herzschlag wurden die Stimmen lauter.
Er schlug die Seile des vordersten Zelts durch, knallte einer Gestalt, die sich drinnen bewegte, den Schwertgriff auf den Kopf und schaltete seinen ersten Gegner aus.
»Lauft!«, rief er. »Lauft!«
Ein Kopf schob sich nach draußen. Hirad schlug mit der Faust zu und zerrte einen Mann heraus, dessen Kleider versengt waren. Er zog ihn dicht an sich heran.
»Lauf weg. Sieh dich nicht um. Nimm deine Freunde mit.«
Der Mann plapperte dummes Zeug, als Hirad ihn losließ, dann wischte er sich den Mund ab und machte, dass er aus Understone herauskam.
Brüllend stürmten die Rabenkrieger durch das brennende Lager. Aeb schlug mit der Axt um sich und zerstörte Zeltpfosten, spaltete Schädel und legte Zelte flach. Thraun heulte wie der Wolf, der er einst gewesen war, und schrie wie Hirad die Männer an, wegzulaufen und nicht mehr zurückzukommen. Der Unbekannte und Darrick folgten ihnen, dann kamen die Magier, die schon wieder Sprüche vorbereiteten.
Chaos breitete sich im Lager aus. Schwerter klirrten, brennende Menschen schlugen hilflos um sich, die Schreie wurden schriller, und der erstickende Rauch wurde dichter. Hirad ging auf zwei Männer los, die mit gezogenen Schwertern bereitstanden. Keiner war völlig angezogen, keiner ein Soldat. Er sprang los, hackte mit dem Schwert noch während der Landung zu und schlug dem Ersten die Klinge aus der Hand.
»Worauf wartest du? Kämpfe oder lauf weg. Mir ist es egal.«
Dreimal wechselte er blitzschnell den Griff. Die Männer drehten sich um, rannten weg und schlossen sich denen an, die schon die Hauptstraße hinunterflohen. Die meisten verließen auf kürzestem Wege die Stadt, einige wenige liefen in Richtung der Palisaden, wo der Kampf ernstlich beginnen sollte.
»Der Rabe!«, rief der Unbekannte. »Weiter!«
Das Zeltlager befand sich in der Nähe des Kornspeichers. Dort sammelte sich der Rabe an der Hintertür und außer Sicht der Palisaden, zog die Türen auf und rannte hinein.
Auum sah das Signal – den Feuerregen, der vom Himmel fiel. Er huschte auf der Nordseite der Hauptstraße in die Stadt und hielt aufs zweite Zeltlager zu. Die Elfen würden dort auf ihre eigene Art Angst und Schrecken verbreiten. Der Panter des Krallenjägerpaars brüllte und sprang aufs nächste Zelt, der Elf folgte auf dem Fuße und schlitzte die Plane auf.
Auum und seine Tai verteilten sich. Er öffnete eine Zeltbahn mit dem Schwert und sah fünf Menschen, die gerade erst erwachten. Viel zu langsam. Auum stieß einem, der hochkommen wollte, das Schwert ins Gesicht, trampelte dem Zweiten über den Kopf, stürmte mit blitzender Klinge weiter durch das zerstörte Zelt und trat hier und dort zu. Einem weiteren Mann stach er die Klinge ins Auge, dann beugte er sich zum letzten Überlebenden hinunter und sprach die Worte, die er gelernt hatte: »Lauf weg.«
Dann rannte er weiter, während rings um ihn Menschen schrien. Der Panter hatte einem Fremden die Kehle zerfetzt, gleich daneben erledigte der Krallenjäger einen Mann mit einem Schwert, der keine Ahnung hatte, wie er seine Waffe einsetzen musste. Er schwang die Klinge, doch der Elf unterlief den Schlag und stieß mit gestreckten Fingern nach dem ungeschützten Hals. Der Mann ging zu Boden, der Krallenjäger lief weiter.
Auum verfolgte die Bewegungen seiner Gefährten. Rechts tauchte Duele aus einem Zelt auf, ein Überlebender rannte in die entgegengesetzte Richtung. Evunn
hatte einem Fremden, der dumm genug gewesen war, gegen ihn kämpfen zu wollen, den Bauch aufgeschlitzt und lief nun in Richtung Hauptstraße weiter. Der Panter verbreitete Schrecken im Zeltlager, fauchte und knurrte bei jedem Sprung, biss und kratzte und zerfetzte Zeltbahnen.
Die Stimmen der Gegner waren ein ängstliches Geplapper. Auum lächelte humorlos und sah den fliehenden Fremden hinterher. Viele waren nur halb bekleidet. Auf der anderen Straßenseite stand das zweite Zeltlager lichterloh in Flammen, und durch den Tumult hörte er den Raben. Es war, als hätten sie eine Rinderherde in Panik versetzt. Die Nacht, das Feuer, der Geruch von Blut und drohender Stahl. Es ging zu leicht. Doch die Straße hinunter am Ende der Stadt erhob sich der Palisadenzaun, und dort würde es
Weitere Kostenlose Bücher