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Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd

Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd

Titel: Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Schmerzen in seinen Ohren wie Donner, und er zitterte am ganzen Körper, obwohl es ein milder, bewölkter Abend war.
    »Jetzt sind wir auf uns allein gestellt«, sagte Hirad eher zu Ren und Darrick als zu den erfahrenen Mitgliedern des Raben. »Wir müssen eng zusammenarbeiten, uns bewegen wie ein Mann und in Bewegung bleiben, was auch immer geschieht. Gestern haben wir eine Armee übertölpelt. Morgen müssen wir kämpfen. Reden wird nicht ausreichen, und wir wissen, warum.«
    »Wir werden kurz vor der Morgendämmerung zuschlagen«, fuhr der Unbekannte fort. »Wir verwickeln sie in einen Kampf, solange sie noch schlaftrunken sind. Auf Ilkars Verteidigung können wir nicht bauen, weil wir nie wissen, wie sich sein Zustand von einem zum anderen Augenblick verändert, aber wir kommen trotzdem zurecht, weil sie nicht mit magischen Mitteln angreifen können. Wir kämpfen ohne die TaiGethen und die Krallenjäger. Sie werden selbstständig angreifen, wie sie es für richtig halten; wir haben uns nur auf die Ausgangspunkte geeinigt. Achtet nicht auf sie. Wir sind der Rabe, wir brauchen niemanden sonst. Nicht zur Verteidigung und nicht als Unterstützung.« Er sah sie an und wartete auf Reaktionen. »Aeb, du hast etwas zu sagen.«
    Der Protektor stand am Rand des Feuerscheins.
    »Es war nicht richtig, mich mitzunehmen«, sagte er. »Die Macht des Gebietens wird bald widerrufen werden. Es ist nur eine Frage der Zeit.«

    »Dieses Risiko sind wir gern eingegangen«, erwiderte Denser.
    »Xetesk weiß, dass wir hier sind und was wir suchen«, fuhr Aeb fort.
    »Wann werden sie hier eintreffen?«, fragte Hirad.
    »Morgen früh.«
    Nicht zum ersten Mal versetzte Thraun sie in Erstaunen, als er nach langem Schweigen wieder das Wort ergriff. »Dann müssen wir uns beeilen«, sagte er.

Zweiundzwanzigstes Kapitel
    Als der Rabe am Morgen erwachte, fiel Nieselregen. Ilkar hatte kaum geschlafen und sah aus, als wäre er dem Tode nahe. Es war ein schrecklicher Anblick. Schaudernd gab Erienne Denser einen Kuss, stand auf und atmete tief durch. Die kühle Luft strömte in ihre Lungen, vertrieb den dumpfen Kopfschmerz und den Nebel, den sie durch den Einfluss des Einen immer wahrnahm, wenn sie gerade erwacht war.
    Die Al-Drechar hatten seit jener Nacht in der Burg von Blackthorne nicht mehr mit ihr gesprochen, und sie war froh darüber. Sie hatten die Tür ein wenig weiter geöffnet, damit etwas mehr Kraft vom Einen hereinströmen konnte, und es Erienne überlassen, so gut wie möglich damit zurechtzukommen. Erienne hatte die Herausforderung angenommen und einen Teil ihres Bewusstseins darauf trainiert, diese neue Kraft, die sie als Einzige auf ganz Balaia besaß, in Schach zu halten. Fragen oder Ratschläge hatte Erienne nicht zu hören bekommen. Zusammen mit dem Raben entschied sie selbst, was das Beste war. Heute sollte ihr Glaube auf eine schwere Probe gestellt
werden. Sie fragte sich, ob sie anzuwenden wagte, was sie gelernt hatte.
    Sie ließ die Arme kreisen, um die verkrampfte Muskulatur zu lockern, und sah den anderen bei ihren Vorbereitungen zu. In vielerlei Hinsicht sah es aus wie ein ganz normaler Tagesanbruch. Der Unbekannte, Hirad, Aeb und Darrick unterhielten sich, während sie die Schwertschneiden schärften, leise über Taktik und Angriffsformationen. Thraun stand in der Nähe und hörte aufmerksam zu. Neben Erienne saß Denser im Schneidersitz und meditierte, um sein Mana zu bündeln und zu erforschen, wie viel Kraft er hatte. Nachdem er Dawnthief gewirkt hatte, hatte er ein neues Verständnis des Mana gewonnen und war zu einem außerordentlich effizient arbeitenden Magier geworden.
    Auch Ilkar ließ es sich nicht nehmen, den Tag auf gewohnte Weise zu beginnen. Er wanderte in kleinen Kreisen umher, probierte Mana-Formen aus und vergewisserte sich, dass er sie wenn nötig schnell zur Hand hatte. Erienne glaubte nicht, dass er wirklich Sprüche wirken konnte, aber so dachte er wenigstens nicht über das schreckliche Schicksal nach, das ihm bevorstand.
    Nur Ren hatte sich abgesondert. Die Ringe unter ihren Augen und das verquollene Gesicht verrieten, wie es ihr ging. Sie saß, an einen Stein gelehnt, allein im Gras und starrte ins Leere. Hin und wieder, wenn ihr Blick den eines Gefährten traf, schüttelte sie den Kopf.
    Erienne hockte sich neben sie. Sie empfand große Achtung für die stille Elfenfrau, die ihr in den Tagen vor Lyannas Tod so viel Kraft gegeben hatte – damals, als ihre Verzweiflung so tief gewesen war wie

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