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Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd

Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd

Titel: Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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wiedersehen. Er glaubte sogar schon, seinen Sohn rufen zu hören.
     
    Hirad ließ sich vom Unbekannten hochziehen. Die beiden blieben noch einen Augenblick lang bei dem Toten stehen.
    »Du warst freundlich zu ihm, Hirad.«
    »Ich habe ihn getötet, Unbekannter. Er hatte keine Chance, er war nur ein Bauer.«
    Hirads Blick wanderte über das Gelände. Die Elfen standen schweigend und andächtig beisammen. Denser, Erienne und Darrick teilten sich einen Wasserschlauch, die Protektoren hatten Aebs Maske aufgehoben und versammelten sich an der Tür.
    »Was wird mit ihnen, Unbekannter?«
    »Ich rede mit ihnen, bevor sie gehen, aber ich weiß nicht, was ihnen bevorsteht. Sie sind verletzlich, doch gerade das beispiellose Ausmaß ihrer Rebellion könnte sie wenigstens für den Augenblick retten. Dystran kann es sich nicht erlauben, sie alle zu töten. Er würde den Krieg verlieren.«
    Der Krieg. Hirad zog die Augenbrauen hoch. Er hatte ganz vergessen, dass Krieg war. Allerdings war ihm egal, wer gewann. Wichtig war nur, dass der Rabe viel zu große Verluste erlitten hatte.
    »Wir sehen uns im Lager«, sagte er zum Unbekannten. »Komm mit, Thraun. Wir müssen uns um die Totenwache kümmern.«

     
    Es war Nacht, und die TaiGethen waren bereits auf dem Rückweg nach Blackthorne und zur Calaianische Sonne . Rebraal war beim Raben geblieben. Sie hatten in Understone Kerzen gefunden, und vier von ihnen, eine für jede Himmelsrichtung, standen an den frischen Gräbern. Es war Zeit für eine Totenwache, die Hirad nie hatte halten wollen.
    Der Unbekannte stand vor Aebs Grab, Erienne bei Ren und Hirad bei Ilkar. Der Barbar nickte dem großen Mann zu und sprach für alle.
    »Im Norden, im Osten, im Süden und im Westen. Auch wenn ihr fort seid, werdet ihr immer zum Raben gehören, und wir werden euch nie vergessen. Die Götter sollen lächelnd auf eure Seelen herunterschauen. Gut soll es euch ergehen bei allem, was euch jetzt und in der Ewigkeit noch begegnen mag. Eines Tages wird der Rabe wieder zusammen reiten.«
    Als er die Himmelsrichtungen ansprach, wurden nacheinander die Kerzen gelöscht, bis völlige Dunkelheit herrschte.
     
    Erst als die Morgendämmerung anbrach, verließen die Rabenkrieger die Gräber. Sie sprachen wieder, auch wenn Darrick und Thraun nur wenig beizutragen hatten. Sie erinnerten sich an Schlachten und Auseinandersetzungen, sie weinten und lachten zusammen und spekulierten, wer der Nächste sein mochte. Es machte ihnen das Herz und die Seele ein wenig leichter.
    »Du bist mit Ren nicht gut zurechtgekommen, Hirad«, sagte Erienne.
    »Ilkar hat sie geliebt, und damit war es für mich in Ordnung«, erwiderte Hirad. »Ehrlich gesagt, wir haben ihn noch nie so glücklich gesehen.«

    »Du weichst aus«, warf Denser ihm vor. »Lass dir was Besseres einfallen.«
    »Schon gut, schon gut.« Hirad hob die Hände. »Ich muss zugeben, dass sie ihre Fehler hatte, was die Zusammenarbeit mit dem Raben angeht. Sie war eine brillante Bogenschützin. Die beste, die wir je hatten. Aber sie war so impulsiv. Überlege nur, was sie am Tempel getan hat.« Er hielt inne. »Und was sie gestern getan hat.«
    Der Unbekannte nickte. »Sie hätte es noch gelernt. Und was sie getan hat, war außerordentlich. Sie hat bewiesen, dass sie zum Raben gehörte. Sie war ohne Zögern bereit, für einen von uns ihr Leben zu geben. Deshalb halte ich sie in Ehren.«
    »Darauf will ich trinken«, sagte Hirad. »Sobald wir wieder in Blackthorne sind.«
    »Weißt du, ich werde eure Sticheleien vermissen«, warf Denser ein. »Es war ein Vergnügen, euch zuzuhören.«
    »Du bist auch nicht so schlecht«, sagte Hirad. »Keine Sorge, ich werde es jetzt mit dir probieren. Ich brauche einfach jemanden, den ich piesacken kann.«
    »Soll das heißen, du hast noch nicht angefangen?«, fragte Denser.
    »Ach, mein lieber Denser«, schaltete sich der Unbekannte ein, »wir waren schon zehn Jahre unterwegs, ehe du dich uns angeschlossen hast. Du hast nicht die Hälfte mitbekommen. Er hat noch nicht einmal die Oberfläche angekratzt.«
    Der Himmel wurde heller, der neue Tag begann. Es sollte ein Tag ohne Ilkar werden, ein schrecklicher Gedanke für Hirad. Doch mit seinem Tod hatte der Magier allen lebenden Elfen Hoffnung geschenkt, und dieses Licht brannte lebhaft in Hirads Herz und würde nie verlöschen.

    Er stand auf, klopfte sich ab und wandte sich an den Raben.
    »Kommt schon, es wird hell. Lasst unsere Freunde einstweilen ruhen.« Er kniete nieder und klopfte

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