Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd
Schwerter gehoben wurden und sich senkten. Chandyr beugte sich nach links und führte über den Kopf seines Pferds hinweg einen Streich gegen die Waffe eines Feindes. Er ließ den Zügel los und zog mit der linken Hand die Schulter des Mannes nach vorne, während er die Waffe zurücknahm. Aus dem Gleichgewicht gebracht, sah der Dordovaner nicht, dass Chandyrs Klinge sich in die Gegenrichtung bewegte, um seinen behelmten Kopf zu treffen. Betäubt fiel der Mann vom Pferd und wurde von den Hufen zertrampelt.
Der xeteskianische Kommandant sah sich nach seinen Soldaten um. Sie hatten die Dordovaner auf der rechten Flanke zurückgedrängt, bald würden die feindlichen Linien vollends zusammenbrechen. Wieder zuckten Sprüche über seinen Kopf hinweg, und die feindlichen Magier waren vollauf damit beschäftigt, ihre Schilde zu halten. Mindestens einer brach mit einem Knall zusammen.
»Rusau!«, brüllte er, doch seine Stimme ging unter im Schlachtlärm, im Klirren der Schwerter, in den Schreien der sterbenden Männer, den Rufen von fünfzig Leutnants und dem Stampfen unzähliger Hufe.
Ein Schwert fuhr auf ihn herunter. Instinktiv blockte er den Schlag ab. Sein gut platzierter Hieb warf den Dordovaner in den Sattel zurück, und im Nachsetzen konnte er dem Gegner mit einem zweiten Stoß die Schwertspitze durch den Hals treiben.
»Weiter, weiter!«, drängte er, als er sah, wie die Dordovaner zurückwichen.
Chandyr zog sein Pferd nach links, schlug nach unten und traf die Schulter eines Pikeniers, dessen Waffe sich am Boden verfangen hatte. Im Schlachtgetümmel war jede Ordnung dahin, und die Männer kämpften nur noch um ihr nacktes Überleben. Chandyr entschloss sich jedoch, um das Leben eines anderen Menschen zu kämpfen – das von Rusau. Kaum zu glauben, aber der Lysternier saß immer noch aufrecht im Sattel, auch wenn sein Mantel und die Kleider voller Blut waren.
»Zieht Euch zurück, verdammt!« Dabei wusste Chandyr genau, dass der Magier ihn nicht hören konnte, da er mitten im dichtesten Kampfgetümmel steckte. Sein Pferd war verletzt und verängstigt, es stieg hoch und bockte, und Rusau legte eine bemerkenswerte Geschicklichkeit an den Tag, als es ihm gelang, dennoch im Sattel zu bleiben.
Chandyr hackte sich den Weg zum hilflosen Magier frei. Sein Pferd, das für den Kampf ausgebildet war, trat dabei nach allen Seiten aus und stieß mit dem Kopf, um die Feinde zu vertreiben und seinem Reiter ein gutes Gesichtsfeld und Bewegungsfreiheit mit dem Schwert zu geben. Der Xeteskianer hielt die Beine hinten und das Schwert vorn, um den Gegnern ein möglichst kleines Ziel zu bieten.
»Rusau! Zu mir!«
Sein Schwert traf das Gesicht eines Fußsoldaten, und er sah erleichtert, dass der Magier ihn gehört hatte.
Doch Rusaus Pferd gehorchte nicht. Der Magier zerrte an den Zügeln und wollte sich etwas Platz verschaffen, was ihm jedoch nicht gelang.
»Helft ihm!« Chandyr beugte sich im Sattel weit nach vorn und ließ das Schwert herabfahren. Wieder ein Schritt gewonnen. Ringsum stießen seine Männer vor. »Los doch, los!«
Jetzt war es sinnlos geworden, Befehle an Männer zu geben, die weiter als fünf Schritte entfernt waren. Es kam nun vor allem darauf an, dass die Truppführer den Schlachtverlauf richtig deuteten. Erfahrene Männer, die inmitten von Metall und Blut, Panik und Tod nicht die Übersicht verloren. Darrick hatte es ihn gelehrt, und er hatte seine Männer entsprechend unterwiesen. In dieser Schlacht war die Übersicht der entscheidende Faktor. Auf der ganzen Linie hielt Xetesk die Formation, und Dordover musste zurückweichen.
Noch einmal spornte er sein Pferd an, beförderte einen Mann mit einem Tritt zur Seite und drängte sich durchs Kampfgetümmel.
»Rusau!« Er konnte den Mann jetzt fast berühren. »Springt hinter mir auf.«
Auf einmal, als ein wenig Raum entstand, stießen von beiden Seiten Piken zu. Chandyrs gut ausgebildetes Pferd wich sofort einen Schritt zurück und stieg hoch, um die Vorderhufe zur Verteidigung einzusetzen. Auch Rusaus Reittier stieg voller Panik hoch, warf dabei aber den Reiter ab. Mit einem Schrei stürzte der Magier, verzweifelt mit den Armen rudernd, aus dem Sattel und fiel geradewegs in eine erhobene xeteskianische Pike hinein.
»Nein!«, schrie Chandyr, doch es war zu spät.
Die Klinge durchbohrte den Rumpf des Lysterniers und trat, nachdem sie alle Rippen gebrochen hatte, an der Brust wieder aus. Ein Blutschwall schoss aus dem Mund des sterbenden Magiers, und
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