Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd
Fußsoldaten und Magier unterstanden seinem Befehl, die Männer waren weit aufgefächert und warteten auf einen Angriff, der seiner Ansicht nach sowieso nicht kommen würde, zumal Lystern sich inzwischen an der Blockade beteiligte. Es war ihnen gelungen, den Strom des Nachschubs für Xetesk auf ein bloßes Tröpfeln zu reduzieren. Der lysternische Anführer Heryst verlegte sich auf die Diplomatie, die nach Vuldaroqs Ansicht zum Scheitern verurteilt war. Auch Tendjorn hätte diese Bemühungen gern scheitern sehen, damit er eine Gelegenheit bekam, seine Fehler wettzumachen, doch vor allem wollte er nach Hause, die Füße hochlegen und seine Forschungen fortsetzen.
Er verließ sein Befehlszelt und schlenderte durchs Lager zu einer Wache im Süden. Die meisten seiner Männer standen im Norden und hatten sich zur Verteidigung gegen die Protektorenarmee, die dort irgendwo unterwegs war, verschanzt. Dennoch hatte er so viele Männer, wie er nur erübrigen konnte, im Süden stationiert, weil die Befehlshaber sagten, die xeteskianischen Forscher kehrten nach Hause zurück und würden versuchen, die Blockade von
Süden her zu durchbrechen. Auch das konnte er nicht recht glauben.
»Gibt es etwas zu berichten?«
Der Posten salutierte lächelnd und schüttelte den Kopf. »Immer noch nichts, Sir.«
»Sind sie schon zurück?«
»Schon vor ein paar Stunden, und es …«
Etwa drei Meilen südlich, vielleicht sogar näher, erschienen Feuerkugeln am Himmel, darauf folgte das unverwechselbare Funkeln von Heißem Regen.
»Was war das, verdammt?«, sagte er. »Ist so weit im Süden jemand von uns unterwegs?«
»Nein, Sir.«
»Die Lysternier?«
»Soweit ich weiß, nicht, Sir«, sagte der Wächter. Sie sahen eine Weile zu, wie Spruch auf Spruch den Himmel erhellte, doch die Erscheinungen kamen nicht näher.
»Lauf zum Späher«, befahl Tendjorn. »Finde heraus, was da los ist.«
»Nicht nötig«, sagte der Wächter und deutete auf einen Mann, der in ihre Richtung gerannt kam. Er ruderte mit beiden Armen, um das Gleichgewicht zu halten, und rannte mit voller Geschwindigkeit zwischen den Büschen hindurch. Er rief etwas Unverständliches, und es schien, als wollte er sie von ihrem Standort verscheuchen. Tendjorn blieb jedoch stehen und legte sich eine Hand ans Ohr.
»Ich kann nichts verstehen!«, rief er und winkte ihm. »Komm näher.«
Der Mann kreischte jetzt fast. Tendjorn runzelte die Stirn. Noch jemand rief, aber hinter ihm. Endlich war der Späher in Hörweite.
»Protektoren!«, keuchte er. »Fünfundzwanzig, sie kommen hierher gerannt. Alarmiert die Verteidigung.«
Tendjorn nickte, drehte sich um und eilte ins Lager zurück.
»Hauptmann, ich brauche im Süden eine Verteidigungslinie. Protektoren nähern sich. Es sind fünfundzwanzig. Magier, Feuerkugeln und Todeshagel. Los jetzt!«
Während einige losrannten, um die Befehle des Hauptmanns auszuführen, liefen andere in die entgegengesetzte Richtung und rissen Waffen aus den Ständern. Offiziere brüllten mit kreidebleichen Gesichtern Befehle, die nicht befolgt wurden.
»Bei den Göttern, was ist denn los?«
Tendjorn eilte zur nördlichen Linie auf einen Hügel, von dem aus man eine weite Ebene überblicken konnte. Sie hatten diese Position als ideales Schlachtfeld ausgewählt. Auch von dort kamen Protektoren heran, es waren mindestens fünfzehn. Sie sollten ihre Schlacht bekommen.
»Verdammt«, keuchte er. »Haltet sie auf, so lange es geht. Passt auf, was in eurem Rücken geschieht, von Süden kommen noch mehr.«
Er drehte sich um und rannte zu seinem Zelt zurück. Von der südlichen Kampfreihe war bereits das Klirren von Stahl zu hören, und die ersten Sprüche schlugen ein. Tendjorn stürzte ins Zelt, legte sich auf die Pritsche und versuchte verzweifelt, sich so weit zu beruhigen, dass er Kommunion halten konnte. Hoffentlich war Vuldaroq empfangsbereit. Tendjorn hatte nicht mehr lange zu leben.
Fünfzehntes Kapitel
Als Hirad auf der rechten Seite über den Bäumen die Sprüche am Himmel aufblühen sah, trieb er sein Pferd an. Die anderen Rabenkrieger folgten ihm sofort. Gelegentlich übertönten Stimmen die Explosionen, das Schlachtfeld selbst blieb jedoch hinter Wald und Hügel vor ihren Blicken verborgen.
»Uns läuft die Zeit weg, Rabenkrieger!«, rief er über die Schulter zurück.
Doch sie ritten schon so schnell sie konnten. Es war schwierig gewesen, den verschiedenen Siedlungen auszuweichen, und da sie Aeb über ihr Ziel im Unklaren lassen
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