Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz
seine Augen verrieten auch seine ungebrochene Entschlossenheit.
Der Herr vom Berge schenkte ihm einen Becher kühles Wasser ein. Ranyl trank einen großen Schluck.
»Danke, Mylord.«
»Keine Ursache«, erwiderte Dystran. »Wenn Ihr bereit seid, wollen wir fortfahren.«
Ranyl lächelte. »Ich brauche keine bevorzugte Behandlung, Mylord. Ich bin da, und ich kann Euch folgen.«
Einige anwesende Magier kicherten; Ranyl genoss bei allen Magiern in Xetesk nach wie vor großes Ansehen, doch
jetzt kam noch ein Faktor hinzu. Jeder Seniormagier im Kolleg wusste genau, dass Dystran Ranyls Wunsch, was seine Nachfolge im Kreis der Sieben anging, entsprechen würde.
»Dann wollen wir uns nicht länger aufhalten als unbedingt nötig und uns zunächst mit unseren Fortschritten bei der Untersuchung der Elfenschriften befassen. Trifft es zu, dass es einen Durchbruch gab?«
»Klein, aber sehr bedeutsam«, erwiderte Gylac, der leitende Archivar und der einzige Mann, der wirklich fähig war, die alten Elfenschriften zu entziffern. Wieder jemand, von dem Dystran fürchtete, er werde sterben, bevor die Arbeit vollendet war. »Ich habe in allen Textfragmenten, die wir aus Calaius bekommen haben, einen roten Faden entdeckt. Immer geht es darum, das gesamte Elfenvolk in einen Mantel der Magie zu hüllen, der sie bei den Werken schützt, die sie im Auftrag ihrer Götter zu vollbringen haben.«
»Ist das der Schlüssel zu ihrer Langlebigkeit?«
»Jedenfalls ist es eng damit verknüpft, Mylord«, erklärte Gylac. »Interessant finde ich die Tatsache, dass die Ausdrucksweise bei allen, zugegebenermaßen vagen Hinweisen auf den Elfenfluch stets sehr ähnlich war.«
»Ach, wirklich?«
Gylac wandte sich an Ranyl. »Lord Ranyl hat sich mit der Theorie dieses Themas viel ausführlicher befasst als ich. Ich konzentriere mich auf die Übersetzung.«
»Gylac ist zu bescheiden«, erwiderte Ranyl und neigte höflich den Kopf. »Es ist ein nicht zu unterschätzender Durchbruch. Wenn wir richtig liegen und die Wechselwirkung zwischen den Elfen und dem Mana aufdecken, dann sollten wir fähig sein, einen Spruch zu wirken, der den schützenden Mantel zerreißt. Ein künstlicher Elfenfluch,
könnte man sagen. Die Mana-Konstruktion ist bereits zur Hälfte entwickelt, doch es gibt momentan noch zu viele Unbekannte, um sie zu vollenden.«
Dystrans Herz schlug schneller. Das war mehr, als er in diesem Augenblick erhofft hatte. »Wie lange noch?«
»Das kann ich nicht sagen«, erklärte Ranyl. »Gylacs Gruppe arbeitet unermüdlich, doch einige Wendungen dieser Sprache sind derart fremdartig, dass sie sich einfach nicht übersetzen lassen. Ich schlage vor, wir verstärken unsere Bemühungen, ein oder zwei Elfen zu fangen, die uns helfen können.«
Dystran nickte. »Ich treffe mich bald mit unseren militärischen Kommandanten und werde dies mit ihnen besprechen. Vielen Dank. Ich danke Euch allen. Das sind gute Neuigkeiten, aber es ist noch nicht genug. Wir brauchen neue Waffen, weil wir sonst früher oder später diesen Krieg verlieren werden.« Er hielt inne. »Nun zu unseren Dimensionsexperimenten.«
»Sie sind abgeschlossen«, berichtete Ranyl. »Wir haben den vollen Kontakt zur Dämonendimension hergestellt. Die Informationen der Al-Drechar haben es uns erlaubt, die Karte des interdimensionalen Raumes neu zu zeichnen und die Annäherungspunkte der Dimensionen neu zu berechnen. Wenn es so weit ist, werden wir unsere Dimensionsmagie in vollem Umfang einsetzen können, solange der Kontakt anhält. Wir sind bereit, wir haben wieder die Kontrolle.«
Abermals lächelte Dystran. »Die Informationen über die Annäherung sollen an die Armee gegeben werden, damit wir dies in unsere Angriffspläne einbeziehen können. Wann wird der erste hilfreiche Zeitpunkt kommen?«
»In drei Tagen«, sagte Ranyl.
»Dann bestimmt dies unseren Zeitplan.« Dystran zielte mit dem Zeigefinger auf Kestys. »Ihr müsst Euch stärker ins
Zeug legen. Deckt binnen drei Tagen die Identität des Magiers auf, der die Eine Magie gewirkt hat. Da wir wieder mit dem Rest des Dimensionsraumes in Verbindung stehen, können wir den verdammten Drachen nach Hause schicken. Vielleicht sollten wir ihm eine Abmachung vorschlagen. Eigentlich ist es mir aber auch egal. Wenn ich Euch beim Schlafen erwische, bevor diese Aufgabe erledigt ist, verfüttere ich Euch an die Dämonen.
Und nun beendet Eure Mahlzeit. Die Sitzung ist geschlossen.«
Riasu hatte tatsächlich sofort, nachdem er Devun
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