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Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Titel: Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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eingelassen hatte, einen berittenen Boten ins Kernland der Wesmen geschickt. Zu Devuns Empörung hatte er dies dem neuen Anführer der Schwarzen Schwingen jedoch volle zwei Tage verschwiegen. Im Laufe dieser beiden Tage hatte Devun abwechselnd um sein Leben gefürchtet und das Potenzial zu erfassen gesucht, das Seliks Plan barg.
    Riasu war kein besonders schwieriger Mensch, aber er war misstrauisch, und er beherrschte die im Osten Balaias gesprochene Sprache nur sehr unzureichend, wenngleich immer noch erheblich besser, als Devun sich in der Sprache der Wesmen-Stämme verständlich machen konnte. Sein Misstrauen war gut begründet und erklärte seine anfängliche Feindseligkeit.
    Die Teufel aus dem Osten hatten ihn schon einmal hereingelegt, und das durfte kein zweites Mal passieren. Vor sechs Jahren hatten ein Magier und seine Armee aus wandelnden Toten mit ihren leeren Gesichtern den Wesmen ihre Hilfe dabei angeboten, alle Kollegien außer dem xeteskianischen zu zerstören. Er war, wie alle Männer aus dem Osten, ein Lügner gewesen. Viele tapfere Wesmen-Krieger waren seinetwegen zu den Geistern gegangen.

    Nach vielen umständlichen Fragen hatte Devun herausgefunden, dass es sich bei diesem Magier um Styliann gehandelt hatte, den ehemaligen Herrn vom Berge in Xetesk, der von einem Drachen aus einer fremden Dimension getötet worden war.
    Dennoch schöpfte Devun ein wenig Hoffnung. Riasu hatte mit großer Freude vernommen, dass Styliann schon lange tot war. Dennoch hatte Devun zwei volle Tage lang seine ganze Überredungskunst aufbieten müssen, bis Riasu bereit war, ihn erstens nicht zu töten und ihn zweitens zu Tessaya zu bringen.
    Nun kam endlich Bewegung in die Sache. Devun und seine paar Männer ritten unbewaffnet und von der zehnfachen Zahl Wesmen-Krieger begleitet. Außer Riasu besaß keiner ihrer Gastgeber ein Pferd, doch es schien ihnen nichts auszumachen, sich stundenlang im Dauerlauf zu bewegen, was Devun wider Willen beeindruckte.
    Ein seltsames Funkeln war in Riasus Augen getreten, als er durchblicken ließ, dass Tessaya bereits unterrichtet war und einen Treffpunkt festgesetzt hatte. Devun hatte kräftig mit den Zähnen geknirscht und alle Erinnerungen an Furcht und Unsicherheit in den hintersten Winkel seines Bewusstseins verbannt. Jetzt kam es nur noch darauf an, dass sie rasche Fortschritte machten. Sollte Riasu sich doch an seinem kleinen Sieg weiden. Allerdings war Devun völlig bewusst, dass Riasu nur ein kleines Hindernis darstellte. Tessaya war aus einem ganz anderen Holz geschnitzt.
    Sie reisten durch eine beeindruckende, wenngleich öde Landschaft. Mächtige Abhänge voller Schieferplatten und Felsen zogen sich nach Norden, während vor ihnen eine Reihe mit Buschwerk bedeckter Hügel für Mann und Reiter schwieriges Fortkommen verhießen.

    »Sagt mir, Riasu, hat auch Euer Volk unter den schlimmen Stürmen gelitten?«, fragte Devun. Er sprach bewusst einfach und ließ das Nachtkind und dessen Zerstörungen unerwähnt.
    Riasu, der neben ihm ritt, wandte sich mit hartem Gesicht an ihn. Das dunkle, störrische Haar, das sein grobes, faltiges Gesicht einrahmte, war grau durchsetzt. Seine Lippen waren schmal, und seine große Nase sah aus, als hätte er sie in den letzten Jahren zu oft in den Weinkelch gesteckt. Die Augen lagen unter buschigen Brauen tief in den Höhlen.
    »Die Krieger sind kampflos gestorben«, sagte er. »Kinderbäuche sind angeschwollen, obwohl kein Essen darin war. Alte ermatteten vor der Zeit und gingen zu den Geistern. Wir leiden heute noch unter den Folgen, doch nichts kann die Wesmen brechen.«
    »Ich zeige den Wesmen, wo ihr Feind steht«, versprach Devun.
    Er hielt inne und widerstand dem Drang, schnell zu sprechen. Die Unterhaltungen verliefen meist quälend langsam.
    »Das sagtet Ihr schon.« Riasu zuckte mit den Achseln.
    »Glaubt Ihr mir nicht?«
    »Ich glaube Euch, dass Ihr die Magie hasst«, erwiderte Riasu. »Aber könnt Ihr uns die Feinde ausliefern? Sie werden sich hinter ihren Mauern verstecken und ihre bösen Sprüche wirken. Sind sie wirklich am Ende, oder lügt Ihr wie alle von Eurem Volk? Lord Tessaya wird entscheiden.«
    Riasu hatte es immer noch nicht richtig verstanden. Fast schien es, als erwartete Riasu, die Schwarzen Schwingen würden die Magier in Ketten aus Xetesk abführen. Devun hatte nicht einmal versucht, den komplizierten Krieg, in den die Kollegien verwickelt waren, in allen Einzelheiten zu beschreiben, und er hatte auch die Unterstützung

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