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Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Titel: Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Loyalität infrage stand. Dystran vermutete, auch wenn er es nicht beweisen konnte, dass sie beim Diebstahl des Daumens eine Rolle gespielt hatten. Ohne die Protektoren hatte er jedoch nicht genug Männer, um das Kolleg gegen die Elfen zu sichern. Ein normaler Angriff wäre kein Problem gewesen, aber diese Gegner waren viel zu klug und viel zu verbissen. Er musste unbedingt Wachen auf den Stadtmauern postieren.
    Es gab viel zu tun.

     
    Am ersten Abend hatten Tessaya und Devun nicht viel besprochen. Der Wesmen-Lord hatte gesehen, wie müde die Schwarzen Schwingen waren, und sich für ihre Behandlung entschuldigt. Er hatte darauf bestanden, dass Devun und seine Männer in einem neu aufgeschlagenen Zelt außerhalb des Lagers untergebracht wurden.
    Erst am Mittag des folgenden Tages war Devun wieder zu Tessaya gerufen worden. Er und seine Männer hatten sich inzwischen ausruhen, erfrischen und satt essen können, waren aber angesichts ihrer Lage immer noch nervös. Von einem mürrischen Wesmen-Krieger in äußerst stockendem Balaianisch zu Tessayas Zelt gerufen, entspannte Devun sich merklich, als er die Blüten in dampfenden Schalen und die Duftkerzen roch.
    Tessaya war mehr oder weniger wie am Vorabend gekleidet und lud Devun ein, sich auf ein Sofa zu setzen und sich mit Brot, Früchten und Fleisch zu bedienen, die auf dem Tisch bereitstanden. Dann setzte er sich auch selbst.
    »Wo waren wir gestern Abend stehen geblieben?«, fragte er. »Ihr habt mir erzählt, die Kollegien zeigten sich kriegslüstern, Julatsa habe nach unserer erfolgreichen Eroberung nach wie vor große Schwierigkeiten, und Xetesk werde gerade von den vereinigten Truppen von Lystern und Dordover belagert, nicht wahr?«
    »Ja, Mylord«, bestätigte Devun.
    »Bitte.« Tessaya hob eine Hand. »Ich bin nicht Euer Lord. Für Euch bin ich Tessaya, und Ihr seid für mich Devun.«
    »Danke«, sagte Devun, der sich ganz wider Willen vom Charme dieses Mannes entwaffnet sah, von dem er bisher nichts anderes gehört hatte, als dass er ein Wilder sei. »Dabei genießen sie die Unterstützung der Elfen, die vom Südkontinent Calaius gekommen sind.«

    »Ja, das ist faszinierend«, sagte Tessaya. »Und sie sollen sehr gute Kämpfer sein, sagtet Ihr.«
    »Außerordentlich gute Kämpfer«, erwiderte Devun. »Ich wurde selbst Zeuge eines Angriffs. Drei Elfen töteten fünfzehn meiner Männer. Wie ich hörte, sind sie den Protektoren ebenbürtig.«
    Tessaya zog die Augenbrauen hoch. »Das wäre wirklich sehenswert. Aber kommen wir zur Sache. Ihr wendet Euch an mich, weil Ihr Hilfe braucht. Mir ist allerdings nicht ganz klar, wie ich Euch helfen kann. Ich kann mich kaum einer Belagerung anschließen, die von meinen Erzfeinden durchgeführt wird, und ich sehe auch keinen Sinn darin, sie anzugreifen und damit Xetesk, dem weitaus schlimmsten unter den Kollegien, aus der Klemme zu helfen.«
    Er lehnte sich zurück, nahm einen Apfel vom Teller und biss hinein, dann spülte er mit einem Schluck aus dem Weinkelch nach. Devun sah sich von Tessayas eindringlichem Blick durchbohrt, seine Augen funkelten unter den dicken Augenbrauen.
    »Ich stimme Eurer Einschätzung zu, und ich will Euch auch nicht bitten, Euch der Belagerung der Kollegien anzuschließen. Bevor Selik vom Raben ermordet wurde, baute er eine Armee der Gerechten auf. Gewöhnliche Balaianer, die genau wie Ihr und ich dem Übel, das Magie genannt wird, ein Ende setzen wollen.
    Er wollte gegen Xetesk eine neue Front eröffnen, die Mauern niederreißen und es damit Lystern und Dordover erlauben, die Türme des Kollegs zu zerstören. Unsere Armee verzagte jedoch angesichts der Wälle und braucht frische Energie. Die Wesmen könnten uns als Freunde und Verbündete diesen Ansporn geben.«
    Devun hoffte, sein Anliegen so geschickt vorgebracht zu haben, wie Selik es getan hätte. Mit leicht zitternder Hand
schenkte er sich ein Glas schweren Rotwein ein und bemühte sich, seine angespannten Schultern zu lockern.
    »Die Wesmen sind nicht daran gewöhnt, als bloße Ablenkung aufzutreten«, erwiderte Tessaya. »Es bleibt unser erklärtes Ziel, eines Tages im Zentrum von Xetesk zu stehen und die Türme selbst niederzureißen. Nun sagt mir, glaubt Ihr, dass Xetesk sich in dieser Belagerung gut hält?«
    »Bisher halten sie sich sehr gut, wie es scheint. Sie haben keine Anstalten gemacht, die Belagerung zu durchbrechen, doch nach allen Berichten, die ich bekommen habe, sind ihre Kräfte vor den Toren noch nicht einmal ernsthaft

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