Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz
waren auch hier die Tore der Schwachpunkt.
Inmitten des kriegerischen Lärms stieg er ab. Hunderte Soldaten eilten umher, Offiziere bellten Befehle, Schmiedehämmer klirrten auf neuen Waffen, Hufeisen und beschädigten Rüstungen. Hier war es gut zwanzig Grad wärmer als im Kolleg. Links von ihm wehte Dampf aus einer Küche, und dahinter lagen im Lazarett Männer im Sterben, die Tag für Tag vom Schlachtfeld hergebracht wurden.
Doch noch viel mehr Männer waren bereit und warteten gut ausgebildet auf den Befehl zum Vorstoß. Der Tag war nahe, obwohl nicht einmal seine Generäle eingeweiht waren. Nur Dystran und Ranyl wussten es. Er musste die Karten, die er noch im Ärmel hatte, mit Bedacht spielen.
Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, eilte Dystran die Wendeltreppe zum Wall hinauf. Sein Unbehagen nahm zu, er rannte fast über den Wehrgang und stürmte über die zentrale Treppe in den Turm. Oben angekommen, sah er, dass Chandyr schon dort war … und er sah zum ersten Mal mit eigenen Augen das Opfer, das im Namen von Xetesk und für den Herrn vom Berge erbracht wurde. Er stützte sich auf das unbequeme, schön geschnitzte Geländer und starrte auf die Schlacht hinaus, so weit er sie überblicken konnte.
Die jüngste Trockenheit hatte die Erde ausgedörrt, sodass eine Staubwolke über den kämpfenden Parteien hing, die vom Rauch der Feuer und den brennenden Sprüchen noch verstärkt wurde. Dystran konnte im Dunst gerade eben die Kampfreihen ausmachen. Die Xeteskianer waren in einer fünfhundert Schritt breiten Linie diszipliniert aufgestellt, an zehn Punkten von Protektoren verstärkt.
Die riesigen maskierten Krieger führten die Verteidiger an und sorgten im ganzen Kampfgebiet für einen gedankenschnellen Informationsaustausch. Außerdem flößten sie seinen Männern Selbstvertrauen ein. Dystran stellte sich den Seelenverband tief in den Katakomben des Kollegs vor, der vor Aktivität förmlich brodelte. Obwohl sie individuell kämpften, waren die Protektoren durch ein Gruppenbewusstsein miteinander verbunden und konnten sich im Kampf gegenseitig auf Gefahren und Gelegenheiten aufmerksam machen. So wurden sie zu einer schrecklichen Streitmacht – schwer zu besiegen und vernichtend für die Moral der Feinde.
Hinter der Frontlinie stand die Reserve bereit. Die Kämpfer stießen aufmunternde Rufe aus, schleppten die Verletzten vom Schlachtfeld und füllten die Lücken in den eigenen Reihen.
Noch weiter hinten saßen oder standen Magier unter dem Schutz von Wächtern in Gruppen beisammen. Einige feuerten offensive Sprüche auf die feindlichen Kräfte ab, andere hielten gemeinsame Schilde aufrecht, an denen feindliche Sprüche und Geschosse abprallten.
Seine Bogenschützen und die Kavallerie vervollständigten das Bild. Beide waren ständig in Bewegung, beide besaßen eine eigene magische Verteidigung.
Je nach den taktischen Gegebenheiten wurden sie an verschiedenen Stellen eingesetzt. Die Bogenschützen beschäftigten die feindlichen Magier und zwangen sie, ständig Schutzschilde zu halten, während die Kavallerie in Dreiergruppen links und rechts und im Zentrum aufgestellt war, um Vorstöße der gegnerischen Schwertkämpfer oder Reiter abzuwehren oder etwaige Schwächen in den feindlichen Linien auszunutzen.
Während Dystran zuschaute, geriet das Zentrum der feindlichen Reihen unter Druck, und immer mehr Männer wurden in ein Handgemenge verwickelt. Stahl funkelte im Rauch und im Staub. Das Brüllen der Kämpfer wurde lauter, und hinter den feindlichen Kriegern flogen Sprüche in hohem Bogen durch die Luft. Feuerkugeln, grün oder gelb gefärbt, stiegen mit dampfendem Schweif auf und stürzten weiter hinten auf die Reihen der Magier und Bogenschützen. Dunkelblaue Schilde blitzten über den geschützten Truppen und wehrten die sonnenheißen Mana-Kugeln ab. Die Kraft der feindlichen Sprüche wurde in den Boden abgelenkt und warf Erdbrocken hoch.
Gleich nach dem magischen Feuer kamen Pfeile geflogen,
dann setzte die Kavallerie mit blitzenden Waffen und donnernden Hufen nach. Energisch stießen sie auf der linken Flanke vor. Es war ein mitreißender Anblick. Dystran zuckte zusammen, als die xeteskianische Kavallerie losritt, um die Gegner zwischen den Fronten abzufangen.
Die feindlichen Kräfte trafen aufeinander und lösten sich in kleinere Gruppen auf, bis in der Masse von Männern und Pferden viele einzelne Kämpfe entbrannt waren. Dann aber schlug der lysternische Kommandant einen Bogen, nutzte mit
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