Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz
»Wir müssen es wissen.«
»Warum?«
»Das ist unsere Sache.«
»Hirad, bitte«, sagte Denser. »Wir wollen einen Freund nach Hause schicken.«
»Ah, natürlich«, warf Ranyl ein. »Der große Sha-Kaan. Er wird nach Hause zurückkehren, sobald wir dazu fähig sind.«
Die Klinge drückte fester gegen seinen Hals. »Falsch«, sagte Hirad. »Er stirbt mit jedem Tag ein wenig mehr. Wenn Ihr es tun könnt, dann werdet Ihr uns sofort helfen.«
Ranyl winkte ab. »Das ist ein recht simpler Spruch. Wir haben aber einfach nicht genug Zeit dazu. Wenn Ihr Eure Freunde überzeugen könntet, die Belagerung aufzuheben, dann könnten wir Euch auch helfen.« Wieder sendete er einen Impuls. Der Hausgeist reagierte nicht.
»Wo finden die Forschungen statt? Und wer ist für sie verantwortlich?«, fragte Denser. »Ich kenne Euch, alles
wird genau dokumentiert. In welcher Katakombe sitzen sie?«
Ranyl zuckte mit den Achseln. »Ich war schon eine Weile nicht mehr unten, Denser. Es könnte überall und nirgends sein.«
»Er spielt auf Zeit«, warf jemand anders ein. Eine Frauenstimme.
»Erienne«, sagte er. Die Beute war in sein Schlafzimmer spaziert. »Ich bedaure Euren Verlust.«
»Lügner.«
»Aber Ihr wärt ein noch größerer Verlust für die Welt«, fuhr Ranyl fort. »Ihr besitzt ein so großes Potenzial. Bleibt bei uns.«
»Ich habe genug davon.« Der Unbekannte Krieger trat näher, nahm Ranyls Kinn in eine riesige Hand und drückte. »Keine Spielchen mehr. Keine Verzögerungen mehr. Ich will eines klarstellen: Wir können jederzeit unentdeckt hier eindringen, und deshalb würde ich vorschlagen, dass Ihr meine Worte sehr ernst nehmt.«
Das Gesicht des Unbekannten war dicht vor Ranyls Gesicht, damit der Alte dem ehemaligen Protektor in die Augen sehen und erkennen konnte, dass er die Wahrheit sprach. Es ging um mehr als nur darum, die Forschungsergebnisse zu stehlen. Der Krieger fuhr fort.
»Das Aryn Hiil wurde inzwischen von seinen rechtmäßigen Besitzern geborgen, aber das ist nicht das einzige Eurer Verbrechen, dem wir in dieser Nacht ein Ende setzen wollen. Ihr werdet uns sagen, wo die Dimensionsforschung stattfindet, damit wir Sha-Kaans Gefangenschaft beenden können, auch wenn Ihr das für eine nebensächliche Angelegenheit haltet, die Eurer Aufmerksamkeit nicht bedarf.« Der Unbekannte packte Ranyls Kinn noch etwas fester, und sein Gesicht lief dunkel an.
»Noch etwas. Ihr und die anderen im Kreis der Sieben werdet dafür sorgen, dass meiner Frau und meinem Sohn auf Herendeneth nichts zustößt. Sie sind dort, damit sie vor den Zerstörungen dieses Landes sicher sind. Sie sind nicht Eure Marionetten. Ihr werdet nicht zulassen, dass sie bedroht werden, dass sie als Geiseln benutzt werden oder dass auch nur ein Xeteskianer sie anrührt. Glaubt nicht, ich würde es nicht herausfinden. Ihr wisst, dass wir in Verbindung stehen. Falls meinen Angehörigen durch eines Eurer Machtspiele etwas zustößt, egal was es ist, dann werdet Ihr wünschen, Eure Krankheit hätte Euch schon viel früher dahingerafft. Und der Kreis der Sieben wird inbrünstig wünschen, er hätte auf Euch gehört, als Ihr ihm meine Worte übermittelt habt. Habt Ihr das verstanden?«
Ranyl schwieg. So hatte noch nie jemand mit ihm gesprochen. Sein erster Impuls war, ebenfalls eine Drohung auszustoßen, was in seiner derzeitigen Situation jedoch wenig überzeugend geklungen hätte.
»Ich …« Er bekam kaum etwas heraus, weil die Hand des Unbekannten seinen Mund zusammenquetschte.
»Habt Ihr das verstanden?«
Der große Krieger lockerte seinen Griff.
»Ich habe es gehört.«
»Gut.«
»Aber was für eine Schande«, sagte Ranyl.
»Wie bitte?«, fragte Denser.
»Aus Euch hätte so viel werden können.«
»Aus wem?«
»Aus Euch, Denser. Der Kreis der Sieben braucht Euch. Und auch Euch, Sol. Ihr hättet der Anführer der Protektoren werden können.«
»Das bin ich bereits.« Er richtete sich auf. »Also sprecht. Wo sind die Forscher?«
Ranyl atmete tief durch. Sie hatten ihm die Kontrolle überlassen, auch wenn sie es anscheinend nicht erkannten. Er musste sie unbedingt noch etwas aufhalten.
»Wir überprüfen unsere Theorien Tag und Nacht in den Katakomben unter meinem Turm. Ich bin im Kreis der Sieben für die Dimensionsmagie zuständig, mein leitender Mitarbeiter ist Kestys.« Er zuckte mit den Achseln. »Ihr kennt den Weg, Denser. Nehmt es Euch, wenn Ihr glaubt, Ihr könnt es.«
»Brauchen wir sonst noch etwas?«, fragte
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