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Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Titel: Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Hirad.
    Denser schüttelte den Kopf. »Nein. Er sagt die Wahrheit.«
    »Warum sollte ich auch lügen?«, gab Ranyl zurück. »Ich hätte so oder so nichts zu gewinnen.«
    »Lasst uns gehen«, sagte der Unbekannte. »Denser, Ranyl sieht müde aus.«
    »Kein Problem.«
    Denser begann, seinen Spruch zu wirken. Ranyl hatte es kommen sehen und wusste, dass es sinnlos gewesen wäre, Einwände zu erheben. Im Grunde freute er sich sogar auf ein paar Stunden seligen, schmerzfreien Schlafs. Dann spürte er einen Ruck in seinem Geist und lächelte.
    Der Rabe machte Anstalten, wieder zu gehen. Der große, blonde und schweigsame Krieger legte, offensichtlich besorgt, ein Ohr an die Tür und schüttelte den Kopf. Lysterns größter Verlust, Ry Darrick, trat neben ihn, und die anderen folgten.
    »Bereit?«, fragte Denser. Seine Stimme klang ein wenig abwesend, weil er sich bemühte, den Spruch, so einfach er auch war, nicht wieder zu verlieren.
    »Bereit«, sagte Ranyl.
    Doch der Spruch wurde nie gewirkt. Ranyls Bett explodierte förmlich in einer Wolke aus zerfetztem Tuch und Federn.
Sein Hausgeist kreischte wütend und flog mit ledrigen Schwingen auf, schnappte blindlings in alle Richtungen und beäugte mit hasserfüllten Augen die Eindringlinge.
    Deren Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Denser wandte sich um, ließ den Schlafspruch fallen und bereitete einen anderen vor. Der Unbekannte hatte bereits das Schwert gezogen und zielte damit auf den Hausgeist, während er mit der freien Hand Erienne hinter sich schob.
    »Fliege!«, rief Ranyl. »Achte nicht auf sie, fliege!«
    »Versperrt das Fenster!« Hirad rannte schon zum offenen Fenster und zur Balkontür. »Thraun, wir müssen das Biest aufhalten!«
    Der blonde Krieger knurrte, griff gar nicht erst nach seinen Waffen, sondern lief in die Mitte des Raumes und baute sich zwischen dem Hausgeist und dem Fenster auf. Auch die Elfenmagier bereiteten jetzt Sprüche vor. Darrick konzentrierte sich weiter auf die Tür, ein anderer Elf hatte den Bogen gespannt und den Pfeil eingelegt und wartete auf ein freies Schussfeld.
    Der Hausgeist sauste über ihren Köpfen herum und kreiste um den kleinen Leuchter. Er flog Thraun an, zog ihm eine Klaue durchs Gesicht und lachte, als er das Blut fließen sah.
    »Denser, wir brauchen dich!«, übertönte Hirad das Gelächter.
    Thraun sprang rasch und kraftvoll hoch, überraschte den Hausgeist und bekam sein Bein zu fassen. Das Biest kreischte, Thraun kam wieder herunter und zerrte das Wesen herab.
    »Halt fest, halt fest!«, rief der Unbekannte. »Denser!«
    »Moment noch«, keuchte Denser.
    Ranyl trat zu und traf Densers Bein. Der Magier zuckte zusammen, und das reichte aus.

    »Verdammt!«, knirschte er. »Rebraal, halt den Mann ruhig.«
    Thraun kämpfte mit dem Hausgeist. Das Wesen war so groß wie ein Affe, aber erheblich stärker, als man vermutet hätte. Das Biest wand sich und biss und schlug die Klauen in Thrauns Handgelenke. Der Krieger schrie auf und ließ unwillkürlich los.
    »Nein!«, brüllte Hirad.
    Der Dämon flog wieder hoch, kreischte noch einmal und raste zum Balkonfenster. Hirad sprang hinterher, doch der Hausgeist drosch dem Barbaren die Faust ins Gesicht, dass dessen Kopf zurückflog. Hirad erreichte ihn dennoch, aber der Dämon war zu stark und entzog sich ihm, flog in die Nacht hinaus und schnatterte und kreischte und rief das Kolleg zu den Waffen.
    Hirad richtete sich auf und betastete mit einer Hand sein Gesicht unter dem rechten Ohr. Er starrte hinter dem Hausgeist her und drehte sich dann zum Unbekannten Krieger um.
    »Oh, verdammt.«
    Draußen wurde bereits Alarm gegeben.

Neunzehntes Kapitel
    Auum rannte aus dem Archivraum in die Bibliothek zurück, das Aryn Hiil unter dem Hemd geborgen. Wie ein warmes Glühen breitete sich die Gewissheit, das Ziel erreicht zu haben, in ihm aus. Er fühlte sich belebt und beflügelt. Alle Elfen würden davon profitieren. Sie hatten das wertvolle Objekt zurückgeholt und konnten heimkehren, um über die Dinge zu reden, die als Nächstes kommen sollten.
    Doch so rasch, wie sein Hochgefühl sich eingestellt hatte, verflog es auch wieder. Vor der Bibliothek wurde Alarm gegeben. Selbst durch die dicken Mauern hörten sie in der drückenden Stille der Bibliothek die Rufe der Männer und die furchtbaren Schreie der Dämonen am Himmel. Das Kolleg war erwacht, und die Hüter wussten, dass die Elfen eingedrungen waren. Die TaiGethen waren draußen auf offenem Grund in großer Gefahr.

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