Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg
Brut und die Vestare, die ihnen
so selbstlos dienten. Das Gefühl der warmen, feuchten Luft auf den Schuppen, der Geschmack des Flammengrases, die Umarmung der Wolken. Heute würde er zurückkehren, um das alles wieder zu erleben, oder er würde auf Balaia sterben.
Er sah die Sprüche auf einer Seite gegen die Tore und auf der anderen gegen die Mauer schlagen. Er sah versprengte Elfen, die ein Ziel suchten, und andere, die reglos lagen, nachdem sie von Sprüchen oder Pfeilen getroffen worden waren. Schließlich blickte der erste Feind hoch, und dann folgten viele weitere seinem Beispiel, nachdem der unvermeidliche Warnruf ertönt war. Ihre Disziplin war dahin, einige ergriffen sogar die Flucht. Er bellte laut, das Geräusch hallte weit über das Land, und dann stieß er hinab.
Dabei zog er die Flügel zurück und legte sie an, um ein möglichst kleines Ziel zu bieten. Er konnte eine Gruppe Magier ausmachen, die sich still verhielten, und wusste, was sie planten. Pfeile flogen an ihm vorbei, einige trafen ihn sogar, prallten aber harmlos von seinen Schuppen ab. Diese Männer konnten ihm nichts tun. Wieder bellte er, riss das Maul weit auf und atmete tief ein. Mit einem Knall, der eine Meile weit zu hören war, schloss er den Mund wieder und stürzte entschlossen hinab, bis der Spruch losgelassen wurde.
Eine blaue Feuerkugel, größer als sein Kopf, flog ihm mit wehender Rauchfahne entgegen. Er ließ sie nahe herankommen, dann breitete er die Flügel aus; der schlagartig erhöhte Luftwiderstand bremste ihn ab und ließ ihn weit über die Flugbahn der Kugel steigen.
Anmutig wendete er in der Luft und stürzte sich erneut hinab. Drunten rannten die meisten Männer schon um ihr Leben. Nur die Magier, die sich in mehrere Gruppen aufgeteilt hatten und von den Mutigsten beschützt wurden,
hielten noch stand. Er kam knapp über den Hausdächern herein und glitt auf den Platz vor dem Kolleg hinunter.
Er landete hart, zerquetschte Männer unter seinen Krallen und dem Körper, rutschte weiter und riss das Pflaster auf. Mit den Flügeln bremste er ab und startete wieder, ehe er gegen die Gebäude auf der anderen Seite prallte. Dann wendete er scharf und flog noch einmal an, sein Bellen hallte zwischen den Wänden wider. Er stürzte sich hinab, bremste und trampelte mit den Hinterbeinen abermals Männer nieder, während sein Hals nach vorne schoss und einen Magier nach dem anderen schnappte und zerquetschte.
Sha-Kaan warf sie zu Boden, biss sie in Stücke und spuckte die Reste aus. Schwer schritt er über den Boden und spürte die Nadelstiche von Schwertern. Mit den Vorderpfoten schlug er um sich, riss Köpfe von Schultern und zerfetzte Brustkörbe und Bäuche. Körper flogen in alle Richtungen, sie konnten ihm nichts entgegensetzen. Er stürmte weiter und startete wieder, stieg steil hoch, wendete und nahm einen weiteren Anlauf.
Unter ihm flohen die Menschen kriechend oder rennend vom Platz. Er hatte sie gebrochen. Er röhrte triumphierend und stieß wieder hinab, sank bis fast zum Boden und schnappte sich einen weiteren Mann. Hirads Warnung kam zu spät, und er hatte es selbst nicht bemerkt. Von der Ecke des Kollegs kam ein Hagelsturm, getrieben von Mana-Wind. Er ließ den Soldaten fallen und wollte wieder aufsteigen, doch der Hagel prasselte gegen seinen Bauch, erfasste seinen Flügel und traf auch seinen langen Schwanz.
Sha-Kaan heulte gequält, die Schmerzen fraßen sich tiefer und tiefer in ihn hinein. Die feindlichen Magier hatten schnell reagiert. Zu schnell für ihn, und er hatte sich von seinem eigenen Erfolg blenden lassen. Er musste rasch aufsteigen
und einen sicheren Ort erreichen, an dem er sich um seine Wunden kümmern konnte. Der Hagel hatte jedoch die Flughaut beschädigt und den Flügel geschwächt. Lange konnte er ihn nicht mehr tragen. Die Muskeln am Flügelansatz waren schwer verletzt, und das Blut strömte herab wie Regen.
Er blickte hinab. Es gab nur einen Ort, zu dem er jetzt fliegen konnte, nur eine Hoffnung blieb ihm noch. Er wendete scharf und fiel eher, als dass er flog, ins Kolleg hinab.
»Nein!«, brüllte Hirad. Er schob sich an den anderen Rabenkriegern vorbei und rannte zur Treppe des Torhauses.
Er wusste, wo Sha-Kaan landen wollte. Die Schmerzen vom Todeshagel hatte er gespürt, als hätte der Spruch ihn selbst getroffen. Er jedoch war unverletzt, während der Große Kaan schwer, wenn nicht lebensgefährlich verwundet war. Er war geschwächt von den langen Jahren im Exil und nicht
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