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Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord

Titel: Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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nach wie vor das Land der Bauern bewachten. Für versuchte Diebstähle rächten sie sich mit Ingrimm, ließen zugleich aber zu, dass mehr angebaut wurde, als eigentlich nötig gewesen wäre. So waren die Beutezüge oft erfolgreich, und wenn es darauf ankam, zögerten die Elfen nicht, ihrerseits die Dämonen anzugreifen.
    »Wir haben alle unsere Dämonen«, hatte Dila’heth gesagt. »Aber du hast deinen einen Namen gegeben, und sie sind real und symbolisieren zugleich den dunklen Bereich der Psyche, den wir alle in uns haben. Natürlich haben sie Macht über euch, sie sind eure Nemesis. Das sieht für die Elfen anders aus. Wir haben keine so enge Verbindung zu ihnen. Für uns sind sie keine lebendig gewordenen Legenden.

    Für euch sind sie der Untergang. Sie sind das, wovor eure Mütter und Priester euch immer gewarnt haben. Für uns sind sie ein mächtiger Gegner, aber letzten Endes doch nur eine andere Rasse von Lebewesen. Sie haben ihren Platz in unseren Legenden, aber nur, weil sie Shorths Kinder bedrohen, und nicht die Lebenden.«
    »Willst du damit sagen, dass wir verletzlich sind, weil wir eine andere Perspektive einnehmen?«, hatte sie gefragt.
    »Das Bewusstsein und der Glaube sind mächtige Kräfte. Die Berührung eines Dämons kann dich töten. Uns kann sie nicht töten, solange unser Wille nicht gebrochen ist. Shorth beschützt uns, doch unsere Seelen sind an unseren Glauben und unser Volk gebunden. Das schenkt uns Kraft. Ihr seid Individuen, und deshalb seid ihr verwundbar. Die Menschen haben nie wirklich verstanden, was die Angehörigen eines Volks verbindet. Es gereicht euch zum Nachteil, dass die Dämonen es sehr genau wissen.«
    Als sie durch die sanft nickenden Halme schlichen, musste Pheone ihr im Stillen recht geben. Die Elfen besaßen im Umgang miteinander ein intuitives Verständnis, sie waren kaum auf Worte oder Gesten angewiesen. Andererseits war Pheone nicht sicher, ob sie Dilas Gedankengängen vorbehaltlos zustimmen konnte. Wie alle Elfen betrachtete die Elfenfrau ihren Glauben als Grundlage aller Lebensumstände. Pheone war jedoch der Ansicht, ihre Widerstandskraft gegenüber den Berührungen der Dämonen liege an ihrer angeborenen Verbindung zum Mana.
    Die Elfen waren vor ihr stehen geblieben. Gedankenverloren wäre Pheone fast gegen einen Krieger geprallt. Er drehte sich um und legte einen Finger auf die Lippen, dann deutete er auf seine Augen und über die Felder hinweg zu den Viehställen. Zur Tarnung abgedunkelt, bewegten sich Schatten vor den Gebäuden. Dämonen. Dila’heth
fand die Bezeichnung zu dramatisch, doch das waren sie. Zumindest für die Menschen.
    Die Diebesbande hockte sich ins Feld und war, außer aus der Luft, nicht mehr zu sehen.
    »Es sind nicht viele«, erklärte Kineen, der Anführer der Gruppe. »Es ist eine Gelegenheit.«
    »Eine Gelegenheit wofür?«, flüsterte Pheone.
    »Zuchtpaare mitzunehmen«, erklärte Kineen. »Wir brauchen mehr Vieh.«
    Pheone hielt inne. Über ihr raschelten die Blätter. Vor ihnen muhte eine Kuh.
    »Hätten wir darüber nicht lieber vorher diskutieren sollen?« , fragte sie.
    »Wozu? Erst jetzt stehen wir vor der Entscheidung. Wir wissen, dass du uns unterstützen wirst.«
    »Wollt ihr wirklich Vieh stehlen?« Ein Nicken. »Und durch den Tunnel treiben, ohne es umzubringen – und ohne dass die Dämonen den Eingang finden?«
    Kineen lächelte kurz. »Die Tiere werden auf dem Rückweg nicht bei Bewusstsein sein. Darum werden wir uns kümmern. Vier Dämonen sichern den Stall. Wir müssen sie gleichzeitig angreifen, aber wir haben nicht viel Zeit, bis Verstärkung eintrifft. Du musst schnell sein.«
    Pheone blies die Wangen auf. Ihr Herz raste in der Brust, auf der Stirn bildeten sich Schweißperlen. Sie begann sogar leicht zu zittern. Hoffentlich konnte sie, wenn es so weit war, überhaupt noch genügend Konzentration aufbieten, um einen Spruch zu wirken.
    »Sagt mir nur, welchen Spruch ich wirken soll.«
    Wieder lächelte Kineen. »Gut. Noch etwas, Pheone. Wenn wir es dir sagen, dann rennst du, und du drehst dich nicht um.«
    Die fünf Krieger schwärmten auf dem Feld aus, blieben
aber gebückt und waren daher nicht zu entdecken. Pheone und Afen’erei, die zweite Magierin, folgten ihnen langsam. Bisher hatten sie noch keine Sprüche vorbereitet, denn das Manaspektrum musste bis zum letzten Augenblick still bleiben. Nach einigen Schritten wandten sich die beiden Bogenschützen nach links und liefen schneller, um die Stallungen von der

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