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Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord

Titel: Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Dämonen und sorgten dafür, dass alles so geschah, wie sie es wünschten.
    Aus diesem Grund kam er jeden Morgen hierherauf und vergoss seine Tränen, und aus diesem Grund hielten alle Ausschau, die noch lebten. Er musste sich immer wieder vor Augen führen, warum er kämpfte, denn unten im Komplex schwand die Hoffnung viel zu rasch. Er wusste, was er dort unten sah. Es war ein Bauernhof.
    Dystran wandte sich vom Fenster ab, trotz der frühen Stunde schon ermüdet. Es schauderte ihn, als er sein Ebenbild im Spiegel sah. Hager, tief in den Höhlen liegende Augen, eingefallene Wangen. Die Haut schuppig und fleckig. Ein struppiger Bart, die Haare ungeschickt kurz gestutzt, damit die Läuse nicht überhandnahmen. Sein Mund eine bebende Linie, die Lippen bleich und rissig. Dabei zählte er noch zu denen, die am besten in Form waren. Ausgesucht hatte er es sich nicht, aber die Soldaten und Magier bekamen größere Rationen.
    Er winkte den beiden Soldaten, die ihn auf Schritt und Tritt begleiteten.
    »Lasst uns gehen«, sagte er mit einem letzten Blick zu Ranyls Turm, der abgesperrt und verlassen dort draußen stand. »Den Göttern sei Dank, dass du dies nicht mehr erleben musstest, alter Knochen.«
    »Mylord?«
    »Schon gut.«

    Sie stiegen zur Kuppel hinab. Dort unten hielten Gruppen von Magiern miteinander verbundene Kalträume in Gang, die einen möglichst großen Bereich abdeckten. Er hatte achtundsiebzig Magier, etwas mehr als hundert Soldaten und zweihundert Zivilisten zu schützen. Ein Jammer.
    Sie waren noch nicht weit gekommen, als ihm der üble Geruch des letzten Widerstandsnests von Xetesk in die Nase stieg. Die Lüftung funktionierte nicht. Sie konnten die Gebäude nicht ordentlich putzen und schrubben, sie mussten ihre Fäkalien in den Gängen der Katakomben entsorgen, konnten sie jedoch nicht mit Kalk löschen. Etwa vierhundert Menschen lebten und atmeten auf beengtem Raum, weil sie glaubten, nur zusammen sicher zu sein. Bei den brennenden Göttern, das war eines der wenigen Dinge, an die sie sich klammern konnten.
    Es musste etwas geben, das sie übersehen hatten. Etwas, das ihnen ein Machtmittel gab, damit sie kraftvoll zurückschlagen konnten, statt sich mühsam von einem zum anderen Tag zu schleppen. Nach zwei Jahren war das aber eine schwache Hoffnung.
    Auf einmal fiel Dystran etwas ein. Es musste einen Grund dafür geben, dass die Dämonen sie einfach so weiterleben ließen. Wann hatte es die letzten konzentrierten Angriffe gegeben? Vor ein oder zwei Jahreszeiten? Oder war es sogar schon länger her? Dystran verstand es nicht, und jetzt zürnte er mit sich selbst, weil er bisher noch nie auf die Idee gekommen war, nach den Gründen zu fragen. Die Lebenskraft eines Magiers war eine kostbare Beute für jeden Dämon. Dank ihrer Verbindung mit dem Mana brannten sie mit heller Flamme. Für einen Dämon war der Unterschied zwischen einem Magier und einem Nichtmagier so gravierend wie jener zwischen dem besten Rotwein aus Blackthorne und Essig.

    Vielleicht waren die Dämonen doch nicht so zahlreich, wie er angenommen hatte, doch für Xetesk würde dies nichts ändern. Bei den ertrinkenden Göttern, sie opferten nicht einmal mehr Stadtbewohner vor ihren Augen, um sie zur Kapitulation zu zwingen.
    Aus irgendwelchen Gründen entsprach es den Plänen der Dämonen, die Kerne der Kollegien zu erhalten, wie sie waren. Hilflos, aber immer noch lebendig. Das war ein bemerkenswerter Wechsel gegenüber den beharrlichen Attacken früherer Jahreszeiten. Jetzt sah es aus, als warteten sie. Aber worauf?
    Irgendwo mussten die Informationen und das Wissen zu finden sein.
    »Wo sind Suarav und Chandyr? Wo ist Sharyr?«
    »Sie sind alle im Festsaal, Mylord.« Eine traurige Ironie zur Frühstückszeit.
    »Gut. Begleitet mich dorthin.«
    Es war mal wieder Zeit für einen Ausflug in die Bibliothek.
     
    Pheone übernahm Einsätze wie alle anderen. Jeder Moment, den sie außerhalb des Kollegs verbrachte, war entsetzlich. Sie hatte ein schreckliches Gefühl im Bauch, und ihr Herz raste. Es erschütterte ihren Glauben und störte ihre Konzentration. Nur das Wissen, wie wichtig es war, half ihr, bei der Sache zu bleiben. Es war das Einzige, was ihr noch helfen konnte.
    Sie huschte aus dem Eingang des Tunnels ins Stadtzentrum hinaus. Beim Graben des Ganges hatten sie auf den Einsatz von Magie verzichtet. Ohne diesen Zugang wären sie längst verhungert, weil die Dämonen einen engen Belagerungsring um das Kolleg gezogen hatten. Pheone

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