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Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord

Titel: Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Hoffnung hast, macht dich zum Stärksten unter uns, mein Freund.«
    »Nicht für mich selbst tue ich es, Lord Vuldaroq, sondern für Euch und die Magier, die wir noch haben.« Er deutete in die Runde. »Wir haben geredet. Wir Nicht-Magier, meine ich. Wenn Ihr noch genügend Reserven für einen einzigen Spruch habt, dann besteht vielleicht die Möglichkeit zu fliehen.«
    Vuldaroq schüttelte den Kopf. Er war müde. Seine frühere Launenhaftigkeit und Überheblichkeit waren längst verschwunden, und er hatte eine unerschütterliche Loyalität gegenüber denen entwickelt, die so tapfer gegen die Dämonen gekämpft hatten, obwohl ihre Bemühungen letzten Endes doch zum Scheitern verurteilt waren.

    »Wir werden uns hier das Leben nehmen, damit sie nichts bekommen, was sie uns aussaugen können«, sagte er. »Dies haben wir schon beschlossen, Marn. Wir werden zusammen sterben.«
    »Nein«, widersprach Marn. »Sie wollen Euch, Ihr seid die Beute. Wir können Euch aber herausholen.«
    »Wie denn? Wir sind hier gefangen.«
    »Ja, Mylord, aber völlig hilflos sind wir nicht.«
    Vuldaroq hörte zu, und ein Funke der Hoffnung erwärmte sein Herz.

Elftes Kapitel
    »Unbekannter!«
    Hirads Ruf störte den Frieden auf Herendeneth, ließ die Vögel auffliegen und erschreckte das Vieh im Hof hinter dem Haus. Er lief vom Landesteg herauf und achtete nicht auf die im Wind schwankenden Bäume, die den Weg zu beiden Seiten mit solcher Anmut säumten. Er hatte nur Augen für den Mann, den er seit mehr als einem Jahr nicht mehr gesehen hatte. Es war ein wundervoller Anblick.
    Der große Mann trug leichte Leinenkleidung, der kahl rasierte Kopf war durch ein Tuch vor der Sonne geschützt. Er lächelte breit und verdeckte mit seinem riesigen Körper fast seine Frau und sein Kind, die ein Stückchen hinter ihm standen.
    Hirad eilte ihm entgegen und umarmte ihn so ungestüm, dass der große Krieger einen Schritt zurückweichen musste. Die beiden alten Freunde drehten sich umeinander, bis der Barbar ihn auf die Wange küsste und einen Schritt zurücktrat.
    »Überrascht?«
    »Ich dachte, du wirst am Ende noch ein echter Elf«, sagte
der Unbekannte. »Es ist schön, dich in so guter Verfassung zu sehen. Gibt es immer noch keinen Nachschub an Wein?«
    Hirad rümpfte die Nase. »Sie haben etwas, das fast genauso gut ist. Sie stellen es aus dem Saft eines Baums her.« Er schnaufte. »Sehr süß und sehr stark.«
    »Also gibt es keinen Wein. Wir haben hier einen jungen, den du probieren musst. Aber im Ernst, wie ist es dir ergangen? Du bist ausgesprochen guter Dinge, wie ich sehe.«
    »Das Leben mit Auum ist äußerst lehrreich.«
    »Nur deine Stimme ist nicht leiser geworden«, sagte Diera.
    Hirad ging um den Unbekannten herum, begrüßte Diera mit einem Kuss und zauste Jonas das blonde Haar. Der Junge ging hinter seiner Mutter in Deckung.
    »Einen guten Morgen wünsche ich, Frau Unbekannt«, sagte er.
    »Schön, dich zu sehen, Hirad. Es ist viel zu lange her.«
    »Ja«, stimmte Hirad zu. Er trat noch einen Schritt zurück und fasste sie alle ins Auge. Er bekam Schuldgefühle wie immer, wenn er sie beisammen sah. Die perfekte Familie. »Ja, es ist lange her.«
    »Komm doch zum Haus hoch, es ist fast Zeit fürs Mittagessen. Denser und Erienne werden sehr überrascht sein.«
    »Ja, das denke ich auch.« Hirad war jetzt überhaupt nicht mehr unbeschwert.
    »Nun«, sagte der Unbekannte und klopfte ihm auf den Rücken. »Du musst mir jetzt Auskunft über ein ganzes Jahr geben, wenn es nicht sogar noch länger her ist, Elfenmann. Wie lange bleibt Jevin hier? Oder kommt die Calaianische Sonne später wieder zurück, um dich abzuholen?«

    »Er bleibt ein paar Tage. Genauer gesagt, so lange, wie es nötig ist. Hör mal, Unbekannter …«
    Doch der Unbekannte hörte nicht zu. Hinter der Wegbiegung waren Stimmen zu hören, die Besitzer waren noch nicht in Sicht.
    »Wer ist der Mann, Mami?«, fragte unterdessen ein dünnes Stimmchen.
    »Das ist Hirad, mein Lieber, ein Freund deines Vaters, der …«
    Sie ließ den Satz unvollendet, weil sie wohl die Spannung spüren konnte, die vom Unbekannten Besitz ergriffen hatte. Hirad warf ihr einen kurzen Blick zu. Sie wurde kreidebleich, und in ihren Augen sammelten sich bereits die Tränen.
    »Ich hab ein paar Freunde mitgebracht, Unbekannter«, sagte er. Seine Stimme brach beinahe. »Es tut mir leid, Diera. Es tut mir so leid …«
    Und dann kamen sie um die Ecke, und das Lächeln und die Grußworte erstarben

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