Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz
niedergeschlagen. Er musste ständig an Darrick denken. Wütend hielt er sich vor Augen, dass sie den General nicht hatten retten können, und er war nicht in der Stimmung, sich irgend etwas anderes anzuhören außer den Antworten, die er bekommen wollte. Kaum dass der Unbekannte geendet hatte, ergriff Hirad das Wort.
»Hat einer von Euch eigentlich gemerkt, wer gesprochen hat?«
Seine laute, scharfe Frage ließ die beiden Männer herumfahren.
»Wie bitte?«, sagte Dystran.
»Der Unbekannte sitzt neben mir, aber Ihr habt ihn kaum eines Blickes gewürdigt.«
»Und was wollt Ihr mir damit sagen?«
»Wir zeigen Euch den einzigen Weg auf, diese Ungeheuer da draußen zu besiegen, und Ihr zwei beäugt Erienne, als hättet Ihr ein Festmahl vor Euch. Lasst mich zwei Dinge unmissverständlich klarstellen.«
Der Unbekannte zuckte zusammen, sagte aber nichts.
»Wir haben uns bis zu Euch durchgekämpft, weil dies nötig war, um unser Land aus der Not zu retten, in die Ihr es gestürzt habt. Nicht nur unser Land, sondern wahrscheinlich auch unzählige andere Dimensionen, abgesehen von denen, die uns bisher bekannt sind. Im Kampf ist Ry Darrick gefallen, und Auum trauert um Duele. Auch haben wir einige verloren, die wir geschickt haben, um Euch vor den Gefahren zu warnen. Ihr tragt die Verantwortung, aber dies ist nicht der Augenblick für Rache und Beschuldigungen. Wäre er es, dann wärt Ihr schon tot. Dies bedeutet aber auch, dass Ihr Euren Wunsch, Erienne unter Eure Kontrolle zu bringen, vergessen müsst, wenn Ihr nicht uns allen großen Schaden zufügen wollt. Erienne gehört zum Raben. Sie bleibt bei uns. Ihr habt jetzt nur noch über das nachzudenken, was der Unbekannte vorgeschlagen hat. Vorausgesetzt, Ihr habt überhaupt zugehört. Wenn Ihr nicht vergessen könnt, was geschehen und vorbei ist, dann hat keiner von uns mehr eine Zukunft. Wie lautet Eure Entscheidung?«
Dystran starrte Hirad an, als legte er sich eine scharfe Antwort zurecht, doch irgendetwas in der Miene des Barbaren veranlasste ihn, sich zu beherrschen. Mit einem gezwungenen Lächeln breitete er die Arme aus.
»Niemand unterschätzt die Schwierigkeiten, in denen wir stecken, noch die Verluste, die Ihr erleiden musstet. Aber im Herzen bleiben wir doch Magier. Erienne, bitte verzeiht uns, aber was Ihr seid, übt eine einzigartige Faszination aus.«
Erienne zuckte mit den Achseln. »Wenn es Euch glücklich macht.«
»Was aber Eure Vorschläge angeht …« Dystran schüttelte den Kopf. »Wir haben keine Möglichkeit, Euch oder sonst jemanden in die gegenwärtige Dimension der Dämonen zu schicken. Unsere Verbindung zu ihnen beruhte vor allem auf konzentrierten Mana-Strängen und hatte nichts mit deren Standort zu tun. Es tut mir leid, aber wir müssen uns einen anderen Weg überlegen, um sie zu besiegen.«
»Es muss doch eine Möglichkeit geben, uns dorthin zu befördern. Nur auf diese Weise können wir den Riss schließen, damit nicht noch mehr herüberkommen und das Mana sich wieder verstreut. Ohne diese Möglichkeit sind wir so gut wie tot, wie Ihr genau wisst.«
»Ja, das wissen wir«, antwortete Vuldaroq müde. »Und glaubt mir, wir sind sicher, dass es einen solchen Weg gibt. Leider kennen wir ihn nicht. Wir haben alle Texte erforscht, die wir aus der Bibliothek bergen konnten. Dabei haben wir etwas ungeheuer Wichtiges gefunden, aber leider ist dort von religiöser Bestrafung die Rede, die auf einer alten Magie beruht habe. Diese Magie sei jedoch zusammen mit einem Volk untergegangen, das als Charanack bezeichnet wird. Wenn wir einen lebendigen Vertreter dieses Volks finden, kommen wir sicherlich einen großen Schritt weiter.«
»Warum?«
»Einer Randnotiz in einem Dokument über die Dämonologie konnten wir entnehmen, dass diese Leute, wer sie auch waren, eine Verbindung zu den Dämonen unterhielten, die offenbar als Strafe eingesetzt wurde. Eine Art Verbannung oder so etwas.« Dystran hielt inne und blickte an Hirad vorbei. »Was gibt es da zu lachen?«
Hirad drehte sich um. Trotz der gedrückten Stimmung lächelte Rebraal, und Auum schürzte die Lippen und starrte den Magier verächtlich an. Der TaiGethen erklärte es ihnen schließlich.
»Die Menschen sind so dumm«, sagte er in der Elfensprache. Rebraal übersetzte. »Immer überseht Ihr Eure früheren Feinde und haltet sie für unwichtig, da sie scheinbar verschwunden sind. Zugleich fragt Ihr Euch, warum Ihr keine Zukunft habt.«
»Wenn Ihr uns vielleicht erleuchten
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