Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz

Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz

Titel: Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
Vom Netzwerk:
könntet?«, sagte Dystran.
    »Charanack ist eine Abwandlung eines alten elfischen Begriffs«, sagte Rebraal. »Chorun-y-ayck. Es bedeutet: Menschen aus dem Westen. Den Rest könnt Ihr Euch jetzt sicher selbst zusammenreimen.«
    Hirad stieß den Atem aus. Ihm war nicht bewusst gewesen, dass er ihn angehalten hatte. Kopfschüttelnd stand er auf und ging steifbeinig zu Dystrans Balkontür, wo Thraun und Ark Wache hielten. Er war erschöpft. Bei den ertrinkenden Göttern, sie waren alle erschöpft. Erienne und Denser waren zu nichts mehr zu gebrauchen, alle Krieger hatten Schnittwunden und schmerzhafte Muskelrisse davongetragen, weil sie schon lange nicht mehr daran gewöhnt waren, so hart zu kämpfen. Genau wie die anderen konnte auch Hirad es kaum erwarten, sich endlich ein paar Stunden auszuruhen. Vielleicht konnte ihm sogar jemand eine warme Heilung zukommen lassen. Im Moment waren sie hier so sicher wie nirgendwo sonst in Balaia. Er musste nur nach unten schauen, um sich zu überzeugen, dass dies der Wahrheit entsprach.
    Er schlenderte durch die offenen Türen nach draußen und blickte zum zurückeroberten Kolleg hinab. Im Hof
wimmelte es vor Wesmen. Sie hatten offensichtlich gerade einen weiteren Angriff der Dämonen zurückgeschlagen. Mit den etwa zweitausend Kriegern und Schamanen hatte eine große Zuversicht im Kolleg Einzug gehalten. Die Lieder der Krieger stiegen zum Himmel empor, ihre Kochfeuer brannten hell, und die Gerüche ihres mitgebrachten Proviants ließen den ausgehungerten Xeteskianern das Wasser im Mund zusammenlaufen.
    Sie hatten sich auf allen offenen Flächen eingerichtet, in den Ställen, in den Mannschaftsquartieren und in drei langen Räumen, und hatten zusätzlich die Bibliothek und das Mana-Bad befreit. Sie hatten den Zugang zu den Brunnen im Hof und im Stall freigekämpft und konnten das nunmehr reichlich vorhandene Wasser benutzen, um den Schleim der Dämonen und die grässlichen Überreste des Kampfes bis zur Grenze des Kaltraums von den Steinen zu waschen. Vor den Feinden, die sich nur wenige Schritte vor ihnen drängten und zuschauten, hatten sie anscheinend nicht die geringste Angst. Tessaya schritt gerade in die Mitte des Hofes und gab einige Anweisungen.
    Ein außerordentlicher Mann und einer der wenigen, die Hirads Erwartungen gerecht geworden waren. Der Barbar konnte beobachten, wie die Wesmen vor den Lücken in den Mauern, wo sich die Karron sammelten, starke Verteidigungsstellungen einrichteten. Bisher hatten die niederen Dämonen den Kaltraum nicht angegriffen, aber Tessaya war offensichtlich der Magie gegenüber misstrauisch wie eh und je.
    »Nun«, sagte Hirad, »wer ist bereit, mich zu begleiten und den großen Mann um einen großen Gefallen zu bitten, bevor wir uns schlafen legen?«

    Er spürte, wie eine schreckliche Panik von ihnen allen Besitz ergriff, und wie sich ganz in der Nähe das Böse zusammenballte. Die Gegner drängten und zerrten, wo die Trennung zwischen Lebenden und Toten ohnehin schon unter Spannung stand. Verschwunden die Gefühle von Licht und Wärme, von Nähe und Freude. Stattdessen ging die Angst um, und ein Abgrund tat sich auf, in dem das ewige Nichts wartete.
    Die anderen, die er aufgesucht hatte, um sich auszutauschen, waren so weit wie nur irgend möglich vor der Bedrohung zurückgewichen, auch wenn Entfernungen im Grunde bedeutungslos waren. Er aber wollte nicht fortlaufen. Es gab keinen sicheren Zufluchtsort. Vielmehr musste die Bedrohung beseitigt werden. Wieder suchte er hinter der dünner werdenden Grenze nach dem Licht der Gefährten, die er liebte. Wie hatte das Böse nur so viel Kraft gewinnen können? Er hatte keine Vorstellung, fand keine Antwort. Zeit war bedeutungslos.
    Jemand näherte sich ihm. Stark und beruhigend. Es gab Erinnerungen, aber er liebte ihn nicht. Wie konnte er es nur beschreiben … Achtung. Verehrung. Er spürte ein Drängen und sah rennende Füße und rasch fließendes Wasser. Auch Worte empfing er. Sie klangen nach Sicherheit.
    Ich habe dich gefunden.
    Ohne in der Reise zu seinem Ziel innezuhalten, teilte er sich mit. Was verschwommen gewesen war, nahm in seinem Geist Gestalt an. Er verspürte eine Klarheit und Zielstrebigkeit, wie er sie noch bei keinem anderen wahrgenommen hatte.
    Ich werde es dir zeigen.
    Jetzt war sein Geist ganz und gar auf das Wesen neben ihm konzentriert. Es empfand Verachtung für das Böse,
aber keine Furcht vor der Gefahr. Er sah Bilder. Blut floss, ein Körper fiel auf die kalte Erde. Er

Weitere Kostenlose Bücher