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Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz

Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz

Titel: Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Auum. »Warum habe ich je an ihm gezweifelt?«
    »Wann wird das alles geschehen?«
    »Im Grunde jetzt sofort«, sagte Ilkar. »Es war wundervoll, euch zu treffen, meine Freunde, aber es wird Zeit zu gehen. Ich glaube nicht, dass wir noch einmal einen solchen Kontakt haben werden. Aber was soll’s, Coldheart, du weißt ja, wo du mich finden kannst.«

    »Ich schau mal vorbei, sobald ich kann.«
    »Überstürze es nicht, alter Junge.«
    Damit verschwand Ilkar, und sie stürzten. Das Licht hatte vom bleichen Grau zu einem strahlenden Blau gewechselt, das immer heller wurde. Hirad schloss die Augen, doch dies änderte nichts. Einen Moment lang hatte er das Gefühl, er müsste ersticken, und als läge eine gewaltige Last auf seiner Brust. Er schnappte nach Luft, konnte aber nicht einatmen. Unwillkürlich packte er den Unbekannten fester und zog etwas Trost aus der Gegenwart des großen Mannes. Ringsum hörte er jetzt Schreie. Er brauchte eine Weile, um zu erkennen, dass es seine Gefährten waren. Einen Augenblick lang hatte er das Gefühl, die Haut werde ihm bei lebendigem Leibe abgezogen. Es war ein außerordentlicher Schmerz, der aber zum Glück nicht lange anhielt.
    Dann schlug ihm eiskalte Luft ins Gesicht, und ein säuerlicher Gestank drang ihm in die Nase. Er öffnete die Augen.
    »Oh, verdammt.«
    Sie waren nicht auf dem Boden, würden aber gleich landen. Ausgesprochen hart.

Neunzehntes Kapitel
    »Lösen, lösen«, rief der Unbekannte.
    Er stieß sich kräftig von Hirad ab, der gleichzeitig seine Hüfte losließ. Hilflos stürzten sie zwanzig Fuß tief auf eine schimmernde grüne Fläche hinab. Von dort stieg ein Gestank empor, der in der Nase brannte und den Kopf benebelte. Er hatte kaum noch Zeit, sich zu überlegen, was es sein mochte, bevor er aufschlug.
    Im letzten Moment drehte er sich, um mit der Schulter zuerst aufzukommen, und dann prallte er halb in stinkenden Schlamm und halb ins Wasser. Eine Ewigkeit schien er sich zu überschlagen, wobei er den Mund fest geschlossen hielt und immer wieder schnaubte, damit der klebrige Dreck nicht in die Nase eindrang.
    Endlich kam er zur Ruhe, stand sofort wieder auf und sah sich nach den anderen Rabenkriegern um. Sein Streitkolben steckte noch in der Schlaufe, das Schwert in der Scheide. Einer seiner Dolche, die er am Gürtel trug, war geborsten, und der Aufprall hatte ihm den Rucksack vom Rücken gerissen. Er lag ein Stück entfernt in der Schneise, die er in den Sumpf gerissen hatte.

    Er schlackerte mit den Händen, um den stinkenden Schlamm abzuschütteln, und wischte sich mit dem Handrücken über Arme und Beine. Ringsum waren die anderen Rabenkrieger gelandet und rappelten sich gerade wieder auf.
    »Wenn er nicht tot wäre, würde ich ihn eigenhändig umbringen«, murmelte jemand hinter ihm.
    Er drehte sich um. Hirad war von Kopf bis Fuß mit schwarzem Schlamm verschmiert. Aus dem Gesicht lugten die Augen wie Sterne in finsterster Nacht, und von seinen Zöpfen tropfte der Dreck. Mit einem nicht eben sauberen Ärmel wischte er sich Mund und Nase ab.
    »Ja, aber wenigstens war es eine weiche Landung«, sagte der Unbekannte. »Komm schon, wir helfen den anderen.«
    »Rieche ich so übel, wie du aussiehst?«
    »Bestimmt.«
    Der Unbekannte bot Erienne eine Hand, sie griff zu und richtete sich auf, bis sie saß.
    »Wundervoll«, meinte sie. »Wo ist Denser?«
    »Hier.«
    »Alles klar?«
    »Ja, meine Liebe, mir ist es nie besser gegangen. Es geht doch nichts über ein Schlammbad.«
    Der Unbekannte sah sich weiter um und zählte vier Elfen und Thraun, die sich ihnen näherten. Ark schüttelte gerade den Kopf, um wieder zu sich zu kommen. Offenbar war niemand verletzt, oder wenn, dann wenigstens nicht schwer.
    »Wie ist die Lage?«, fragte Hirad und trat neben ihn.
    »Da bin ich nun überhaupt nicht sicher«, gab der Unbekannte zu.
    Der Himmel über ihnen war voller dunkelgrauer Wolken.
Ein trübes Licht fiel auf das Land, das sich kaum von manchen Gegenden in Balaia unterschied. Links sahen sie Hügel und eine offene Ebene, die sich über den ganzen Horizont bis nach rechts erstreckte. Hinter ihnen stieg ein sanfter Hügel voller Schieferplatten vor weiter entfernten, steileren Hängen auf. Direkt vor ihnen war das Land eben, und am Horizont schien sich eine Siedlung zu befinden.
    Allerdings war sie ohne Leben. Nirgends war etwas Lebendiges zu entdecken. Diese Welt war still und stumm.
    Der Unbekannte starrte seine Füße an, die bis zu den Knöcheln im Schlamm

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