Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz
schlug einer seiner Männer zu und traf einen Karron seitlich am Kopf. Sein Schädel war zerschmettert, aber immer noch griff der Karron an. Eine Schere packte die Schulter des Mannes, dann folgte der Stachelarm und durchbohrte seine Brust. Der Mann stürzte und rutschte über den Marmorboden des Burgfrieds. Der Karron starb gleich darauf unter einem Hagel von Schlägen.
Fluchend stieß Blackthorne wieder zu. Sein Schild traf links einen Karron, rechts blitzte sein Schwert und verletzte eine Schere. Blut spritzte hoch in die Abendluft. Der Karron schlug mit dem Tentakel nach ihm und traf seine Seite. Die Wucht nahm ihm den Atem, aber seine Rüstung hielt. Rasch fand er das Gleichgewicht wieder, wehrte den Schlag eines Hammers ab und hieb seinerseits von rechts nach links, wo er ungeschütztes Fleisch fand.
Über dem sterbenden Karron kreischten wütende Seelenfresser.
»Achtung, über euch«, warnte Blackthorne die anderen.
Links auf der Treppe, noch halb im Schutz der überhängenden mächtigen Türstürze, wurde einer seiner Männer von einem Hammerarm an der Seite getroffen und gegen die nächsten Männer geschleudert. Drei gingen zu Boden. Schneller als sie sich eigentlich hätten bewegen dürfen, sprangen die Karron die Treppe hoch und machten die drei Männer nieder, wo sie gestürzt waren.
Blackthorne kniff die Augen zusammen. Er sprang nach links und durchbohrte die Brust eines Karron, der sich nach der Bluttat wieder aufrichten wollte. Sein Schild zuckte hoch und traf den zweiten unter dem Kinn. Der
Aufprall brach dem Wesen das Genick. Ein dritter wollte auf ihn losgehen, doch Blackthorne konnte den Angriff mit dem Schild abfangen, einen sicheren Stand suchen und dem Karron die linke Schulter spalten.
Jetzt machten die Seelenfresser Anstalten, auf sie herabzustoßen. Links und rechts ebbte der Angriff der Karron ab. Sie versammelten sich zwar ein Stück entfernt in großer Zahl, aber Ferouc hatte noch keinen Angriffsbefehl gegeben.
»Zurück!«, befahl Blackthorne. Er zielte mit dem Schwert auf Ferouc. »Eines Tages bist auch du an der Reihe, Fummler. Für jeden Kämpfer, der stirbt, töten wir sechs von deinen. Kommt dir das bekannt vor, du Bastard?«
»Du kämpfst gegen das Unvermeidliche an, Blackthorne. Noch zwei Tage, und du bist zerschmettert.«
Blackthorne achtete darauf, als Letzter wieder nach drinnen zu gehen. Fünf von den zwanzig waren tot. Einige Waffen der Toten hatten sie noch bergen können, aber die Gefallenen mussten draußen liegen bleiben.
»Dein Ehrgeiz übersteigt deine Fähigkeiten, Fummler. Du wirst uns nicht besiegen. Dir fehlt es an Willenskraft.«
Er zog sich in die Burg zurück, hinter ihm wurden die Türen geschlossen. Dann gab er sein Schwert einem Diener und klopfte dem Mann auf den Rücken.
»Da haben sie sich wieder eine blutige Nase geholt, was, Daniel?«
»Ja, Mylord«, stimmte Daniel zu.
Daniels mutlose Miene entging ihm nicht. Er nahm den Jungen in den Arm und kehrte mit ihm in die Küche zurück, dem einzigen Bereich, in dem sie jetzt noch wirklich sicher waren.
»Verliere nicht den Glauben, Junge. Wir haben da
draußen entschlossene Freunde. Sie werden uns nicht im Stich lassen.«
Besonders groß war die Höhle nicht, bot aber immerhin ein wenig Schutz vor dem eisigen Wind, der über das Land fegte. Es war feucht, dunkel und kalt, aber solange sie eng beisammen hockten, konnten sie sich gegenseitig wärmen. Der Unterschlupf, den Auum in der Klippe gefunden hatte, war nicht tiefer als zehn Fuß, der Überhang reichte jedoch noch einmal sechs Fuß nach draußen, sodass sie vor Angriffen aus der Luft recht gut geschützt waren. Er und Evunn standen gleich am Eingang im Schatten, blickten zur öden Landschaft hinaus und suchten am Himmel nach Anzeichen, ob sie entdeckt worden wären.
Gerade in Hörweite konnten sie, nur wenig lauter als der heulende Wind, das dumpfe Grollen der Dämonen hören. Es waren Befehle und Rufe, in die sich das Flattern tausender Flügel und das Trampeln unendlich vieler Füße mischte.
»Dann hat er uns wirklich nahe an den Dämonen abgesetzt«, sagte Hirad.
»So ist es«, bestätigte Rebraal lächelnd. »Er hat es gut gemacht.«
»Nur, dass wir alle jetzt erbärmlich stinken.«
»Ist das denn eine Veränderung gegenüber deinem sonstigen Zustand?«
»Meine Güte, Mann aus Xetesk, ich muss dich bewundern, weil du es immer noch versuchst. Aber wie ich schon zu Ilkar sagte, du musst noch viel üben.«
Erienne, um die er
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