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Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz

Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz

Titel: Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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steckten. Was er kurz vor dem Aufprall noch für Schilf gehalten hatte, waren Algenstränge, die im stehenden Wasser schwammen. Wenigstens waren sie glücklich gelandet. Auf dem Schiefer wären sie weniger gut davongekommen, und dann wäre ihre Mission vorbei gewesen, ehe sie richtig begonnen hatte.
    Stumpfe Farben herrschten vor. Grauer Fels, die dunkelbraune Ebene, hier und dort ein bleicher gelber Fleck. Nirgends auch nur eine einzige blühende Blume. Keine Wagenspuren, keine Fährten von Tieren. Keine Bäume, so weit das Auge reichte. Bis auf die Hügel besaß das Land keinerlei Konturen. Außerdem war es kalt, sehr kalt.
    Der Atem stand in weißen Wolken vor ihren Gesichtern, die sich beim Aufsteigen langsam auflösten. Der Unbekannte folgte ihnen mit dem Blick und betrachtete den leeren Himmel. Weder Vögel noch Insekten. Auch keine Dämonen, was ein Segen war. Er fragte sich allerdings, wie lange es noch so bleiben würde. Schließlich sah er sich wieder nach links und rechts um. Erienne hatte die Arme um sich geschlungen und schauderte. Denser bemühte
sich, sie zu wärmen, aber auch seine Nase und seine Wangen waren bleich vor Kälte.
    Der Wind kam von den Hügeln her, heulte über die Felsen und beutelte sie mit eisigen Böen. Nicht unbedingt das, was man sich gewöhnlich unter der Hölle vorstellte, aber es war kein schlechter Ersatz.
    »Wir sind anscheinend die einzigen Seelen, die hier noch leben«, überlegte Erienne.
    »Gerade das sollte uns Sorgen machen«, erwiderte Thraun. »Wir sind für die Dämonen wie ein Leuchtfeuer.« Er schnüffelte. »Abgesehen von diesem Gestank rieche ich allerdings noch nichts.«
    Der Unbekannte nickte. »Wir müssen in Deckung gehen und einen Unterschlupf finden, und zwar nicht nur wegen der Dämonen. Wir frieren und müssen uns aufwärmen und trocknen.«
    »Hier liegt nicht gerade viel Brennholz herum«, wandte Hirad ein.
    »Es gibt andere Möglichkeiten, Wärme zu erzeugen«, sagte Denser.
    Der Unbekannte wandte sich an die Elfen und zog die Augenbrauen hoch. Eilaan war reichlich mit kaltem Schlamm und Dreck bedeckt, die Krieger hatten höchstens einige Spritzer auf den Beinen und Stiefeln.
    »Es ist gut zu wissen, wie man landen muss, wenn man stürzt«, erklärte Auum.
    »Das habt ihr mir nicht beigebracht«, beklagte sich Hirad.
    »Du könntest gar nicht lange genug bei uns bleiben, um es zu lernen«, erwiderte Auum.
    »Was siehst du?«, wollte der Unbekannte wissen.
    Auum deutete zum Horizont. »Eine verfallene Siedlung. Nur noch Staub. Ein paar Steine. Die Ebene ist
weit und unfruchtbar. Dahinter gibt es Schutz. Das Land ist hügelig, und wenn wir Glück haben, finden wir eine Höhle.«
    »Das wäre sehr nützlich«, sagte der Unbekannte. »Also dort entlang.«
    Er bückte sich und zog seinen Rucksack aus dem Schlamm und dem eiskalten Wasser. Ein Riemen war noch dran, den er sich über die linke Schulter schlang. Seine Hüfte war steif, er schüttelte entmutigt den Kopf. »Ich bin zu alt für so was.«
    Hirad klopfte ihm auf die Schulter. »Keine Sorge, großer Mann, bald ist alles vorbei.«
    »Das ist nun wirklich kein Trost.«
    Auum und sein Tai übernahmen die Führung. Sie fühlten sich offensichtlich unwohl in dieser Welt. Noch ungefähr eine Viertelmeile weit mussten sie durch das faulige Wasser waten, ehe es bergauf ging. Der trockene Grund unter den Füßen war eine willkommene Abwechslung, und der Hang bot ihnen sogar etwas Schutz vor dem schneidend kalten Wind. Trotz der widrigen Umstände legten die Elfen ein grausames Tempo vor und eilten beinahe im Laufschritt das Schiefergeröll hinauf. Sie traten wie gewohnt auch zwischen den losen Steinen stets sicher auf, während die Rabenkrieger ständig ausrutschten und sich noch weitere Prellungen und Schnittwunden zuzogen.
    »Wer ist nur auf diese Idee gekommen?«, grollte Hirad, während er sich mühsam einen Weg nach oben suchte und Steinchen von den Händen wischte, die inzwischen in Handschuhen steckten.
    »Ich glaube, es war deine Idee«, sagte Denser. »Wenn ich mich nicht sehr irre, warst du es, der nach Herendeneth kam und sagte, man müsse etwas tun.«

    Herendeneth. Der Unbekannte wurde traurig. Jeden Tag standen seine Frau und sein Sohn auf dem Fels, blickten zur Anlegestelle hinab und warteten auf seine Rückkehr. Er dachte an Dieras Lächeln und den Wind, der ihr die Haare ins Gesicht wehte. An seinen Sohn, der vor Aufregung laut schrie und watschelnd zu seinem Vater rannte, der ihn mit offenen

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