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Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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sicherzugehen, dass wir uns in die richtige Richtung bewegten.
    Am frühen Abend machten wir Halt, da kein Mondlicht das Blattwerk durchdrang, aber wir waren so weit vom nächstgelegenen Ort entfernt, dass der Magus mit einem größeren Kochfeuer einverstanden war und Pol etwas von dem Dörrfleisch aus dem Proviant zu einem Eintopf verarbeitete. Während wir aßen, gab es kein Gespräch ums Feuer. Nach dem Abendessen war das Schweigen angespannt. Am Ende ergriff der Magus das Wort: »Wenn Gen sich ein paar Freiheiten mit den alten Mythen herausnehmen darf, kann ich das wohl auch«, sagte er und begann, Sophos noch eine Geschichte über die alten Götter zu erzählen.
     
    Eugenides und die Donnerkeile des Himmelsgottes
     
    Nach dem Streit mit ihrem Gemahl, dem Himmel, schenkte die Erde Hephestia ihre Macht, den Boden zu erschüttern. Der Himmel hatte versprochen, Hephestia seine Donnerkeile zu übergeben, aber er zögerte damit. Er machte Ausflüchte: Er habe sie gerade zum Reinigen weggegeben; er habe sie einem Freund geliehen; er habe sie am Bach vergessen, als er auf der Jagd gewesen war. Am Ende ging Hephestia zu ihrer Mutter und fragte sie, was sie tun sollte, und die Erde schickte nach Eugenides.
    Die Erde hatte versprochen, dass sie ihm keine Gaben über die hinaus verleihen würde, die sie allen Menschen geschenkt hatte. So sagte sie Eugenides, dass er seinen eigenen Verstand gebrauchen müsse, wenn er die Eigenschaften der Götter erringen wollte. Verstand war eine Gabe, die sie allen Menschen verliehen hatte, obwohl sie wenigen so viel davon geschenkt hatte wie dem Sohn des Holzfällers. Sie sagte Eugenides, dass der Himmel am Abend manchmal bei einer der Göttinnen der Bergseen lag, und wenn er das tat, legte er seine Donnerkeile neben sich.
    Eugenides ging erst einmal nach Hause zu seiner Mutter und bat sie um die Decke aus Maulwurfspelz, unter der er als Säugling gelegen hatte. Dann brachte er die Decke zu Olcthemenes, dem Schneider, und bat ihn, ihm daraus eine Tunika und enge Hosen zu nähen, und Olcthemenes, der Schneider, tat wie geheißen. Dann ging Eugenides in den Wald und erbat von jeder Drossel eine einzige Feder, und die brachte er zu Olmia, der Weberin, und bat sie, ihm einen Federhut zu machen, und Olmia, die Weberin, tat wie geheißen. Dann stieg Eugenides zu den Bergseen empor, setzte sich leise in den Schutz der Bäume und wartete darauf, dass der Himmelsgott erschien.
    Als der Himmel am späten Abend zum See kam, zog er die Donnerkeile aus ihrem Schultergeschirr und legte sie neben den See. Als alles still war, huschte Eugenides beinahe lautlos durchs Gebüsch, aber die Seegöttin hörte ihn. Sie sagte: »Was war das? Da hat sich etwas in den Büschen bewegt.« Und der Himmel sah nach, und er sah die Schulter von Eugenides’ Tunika. Er sagte: »Nur ein Maulwurf, der durchs Zwielicht huscht.« Und Eugenides schlich noch lautloser weiter, aber die Seegöttin hörte ihn, und sie fragte: »Was war das? Da hat sich etwas in den Büschen bewegt.« Und der Himmel sah nach, und er sah den Rand von Eugenides’ Federhut. Er sagte: »Nur eine Drossel, die sich ins Gebüsch setzt, um zu schlafen.« Und Eugenides tastete sich noch leiser weiter, und weder der See noch der Himmel hörten ein Geräusch, als er mit den Donnerkeilen des Himmels davonhuschte und sie über den Kamm des Gebirges trug.
    Es war dunkel, als der Himmel hinging, um sich seine Donnerkeile zurückzuholen, und als er sie nicht finden konnte, glaubte er erst, sie verlegt zu haben, und suchte auf allen Berggipfeln. So wurde es Tag, bevor er erfuhr, dass sie verschwunden waren.
    Er sah Eugenides die Ebene am Fuße des Gebirges durchqueren, und er hielt ihn auf und forderte seine Donnerkeile zurück. Eugenides sagte, er hätte sie nicht, und der Himmel konnte sehen, dass das zutraf.
    »Dann sag mir, wo sie sind«, verlangte der Himmel, aber Eugenides weigerte sich.
    »Ich werde dich packen und dich wieder zu Staub zermalmen«, drohte der Himmel, aber Eugenides weigerte sich noch immer. Er wusste, dass der Himmel ihm nichts zuleide tun konnte, ohne sein Versprechen an die Erde zu brechen. Der Himmel drohte, und Eugenides fürchtete sich, aber er gab nicht nach, bis der Himmel sich bereit erklärte, ihm zu geben, was er nur wollte, wenn Eugenides ihm sagte, was er mit den Donnerkeilen getan hatte.
    Und Eugenides verlangte einen Trunk aus der Quelle der Unsterblichkeit.
    Der Himmel raste vor Zorn, und Eugenides zitterte, aber er gab

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