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Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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fand auch der Gott der Diebe, obwohl manch einer das Zeichen seiner Zustimmung nicht erkennen würde.
    »Was, wenn sie auch diesseits des Flusses eine Suchmannschaft heraufgeschickt haben?«, fragte Sophos.
    Der Magus sah mich an, und ich zuckte mit einer Schulter. »Wir können ja nachsehen«, sagte ich. Wir hatten die Dystopie jenseits des Flusses hinter uns zurückgelassen. Auch diesseits des Flusses befanden sich am Ufer Felsen, aber der Boden wurde bald flacher und ging in hügelige Felder über, die von Busch- und Baumreihen durchbrochen waren. Es waren keine Häuser in Sichtweite, und keine Menschenseele war auf der Straße unterwegs.
    »Ich glaube, wir dürfen das Beste hoffen«, sagte ich. »Aber die Männer dort drüben könnten flussabwärts reiten, die Brücke überqueren und auf diesem Ufer zurückkehren. Wir sollten in Bewegung bleiben.«
    »Und wohin?«, fragte der Magus.
    Ich zuckte wieder mit der Schulter und deutete mit der gesunden Hand flussaufwärts. »Da lang.« Fort von den Leuten, die uns vielleicht verfolgten.
    Wir rutschten die Böschung hinab zur Straße und folgten ihr flussaufwärts. Die Straße war eine Wagenspur aus staubiger Erde. Meine Füße waren hier zufriedener, und dank der selteneren Erschütterungen ging es auch meiner Schulter besser. Das tröstliche Gefühl, die Straße entlangzuschweben, stellte sich wieder ein. Während wir wanderten, verschwanden die Felder zu unserer Rechten und wichen Land, das einst gerodet, aber schon lange nicht mehr bestellt worden war. Hier wuchsen wilde Gräser, und es gab Büsche, aber wir waren die höchsten Punkte in dieser Landschaft. Ich kam mir sehr ungeschützt vor.
    Ich fühlte mich weitaus besser, als die Sonne hinter den Hügeln versank und die Nacht anbrach, aber dann kam die Kälte. Eine halbe Stunde, nachdem die Sonne untergegangen war, streifte ein kühler Wind meinen Nacken. Den Magus und Sophos schien das nicht zu stören. Ich trieb mich zu größerer Eile an, um warm zu werden, und atmete mit offenem Mund, um meine Zähne vom Klappern abzuhalten. Ich konnte den Schauer, der mir über den Rücken lief, nicht einfach als Einbildung abtun. Mir ging durch den Kopf, dass die Königin von Attolia zumindest einen ihrer Gefangenen unbedingt zurückhaben wollte.
    Die Berge lagen vor uns, und wir wanderten in der Dunkelheit weiter auf sie zu. Auf dieser Seite stieg die Bergkette sehr steil an, direkt aus der attolischen Ebene, so, wie sie auch aus dem Olivenmeer aufragte. Wir verließen uns auf unser Gefühl, um auf der Straße zu bleiben. Wenn meine nackten Füße ins niedrige Gras traten, wusste ich, dass wir von der Wagenspur abgewichen waren. Obwohl die Brise mich die Straße entlangtrieb, wanderten wir sehr langsam. Ich war müde. Ich konnte den Fluss noch immer in seiner Klamm tosen hören und sehnte mich nach einem Trunk sauberen Wassers. Als ich zu stolpern begann, nahm der Magus meinen Arm, aber er war zu groß. Sophos schlüpfte unter meine gesunde Achsel und stützte mich. Gedanken an die Reiter, die uns auf den Fersen sein mochten, hielten uns in Bewegung.
    Nach langer Zeit ging der Mond auf, und die Seperchia, die einen Bogen von der Straße fort beschrieben hatte, näherte sich ihr langsam wieder. Der Boden, auf dem wir uns befanden, stieg schon seit einer Weile an, und der Fluss strömte neben uns in einer dreißig oder vierzig Fuß tiefen Schlucht dahin. Sein gegenüberliegendes Ufer war eine Klippe, die schroff bis zu den Berghängen aufragte. Wenn wir den Fluss nicht auf der behelfsmäßigen Brücke überquert hätten, hätte der Steig, dem wir gefolgt waren, uns ins Wasser geführt.
    Unsere Straße endete an einer Brücke, und ohne uns abzusprechen, gingen wir hinüber. Unmittelbar bevor wir den höchsten Punkt ihres Steinbogens erreichten, blieb der Magus stehen und drehte sich dann um. Wenn er Pferdeohren gehabt hätte, hätte er sie nach vorn gerichtet.
    »Was hört Ihr?«, fragte ich.
    »Hufschläge.«
    Wir überquerten die Brücke und liefen den dahinter wartenden Soldaten geradewegs in die Arme.

Kapitel 12

    Jenseits der Brücke befand sich ein Sims. An seinem Ende wachte ein gedrungener Turm über ein Tor, das eine Spalte in der Felswand verschloss. Das Tor stand offen, und Soldaten saßen verstreut um drei Lagerfeuer davor; sie würfelten, schliefen oder taten, was auch immer Soldaten tun, wenn sie nicht im Dienst sind. Nur zwei Wachen waren an der Brücke postiert, und sie saßen auf den Geröllhaufen dahinter.

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