Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)
Geringsten wie ein gefährlicher, mordender Sklave, während der Verwalter mir böse Blicke zuwarf und versuchte, Berrone zu überzeugen, mich zurückzubringen.
Am Ende sperrten sie mich in eine der unterirdischen Vorratskammern und befahlen mir zu warten. Der Boden bestand aus gestampftem Lehm, war aber so kalt, dass er genauso gut aus Stein hätte sein können. Ich hatte keine Ahnung, ob irgendjemand mich holen kommen würde – und wenn ja, wer. Wenn der Verwalter meine Anwesenheit dem Baron verriet, war ich verloren, und ich konnte nicht wissen, ob die Pläne des Barons in seinem Haushalt allgemein bekannt waren. Meiner Erfahrung nach wissen Diener immer alles …
Hinter mir kroch eine Maus durch die Dunkelheit. Der gestampfte Lehm war wahrscheinlich von Mauselöchern durchzogen. Ich war hungrig und fragte mich, ob die Maus etwas zu fressen fand, und so kroch ich selbst über den Boden und tastete mich vor, bis ich die Vorratskrüge erreichte, die ich im schwachen Licht gesehen hatte, bevor die Tür geschlossen worden war. Ich richtete mich auf die Knie auf und fuhr mit den Händen an den Seiten eines Krugs entlang, bis ich das wächserne Siegel am Deckel zu fassen bekam. Ich spürte die Symbole im Wachs, die mir gesagt hätten, was sich in dem Krug befand, wenn ich auch nur ein wenig Licht gehabt hätte, um etwas zu sehen. Ich tastete mich weiter, zum nächsten Krug, und dann darüber hinaus, um etwas Zugänglicheres zu essen zu suchen, vielleicht einen Beutel Nüsse oder Wurzelgemüse, aber alles war von Ton umschlossen, sicher vor allem Ungeziefer.
Ich war ja vielleicht harmlos, aber ich war zu mehr in der Lage als eine bloße Maus. Ich brach die Wachssiegel auf, tauchte die Hand in einen Krug und hoffte das Beste. Im ersten Krug befand sich Einlegeflüssigkeit voll kleiner Klumpen, die sich als Zwiebeln erwiesen. Im nächsten Krug waren Oliven in salziger Lake, die dafür sorgte, dass ich mich nach etwas zu trinken sehnte. Ich suchte weiter, fand aber nichts außer Olivenöl. Wenn noch etwas am Boden der Krüge gelagert war, wollte ich es nicht herausfinden, indem ich meinen Arm bis zur Schulter ins Öl steckte. Alles, was ich tun konnte, war, zu den in Essig eingelegten Zwiebeln zurückzukehren und zu versuchen, meinen Durst zu stillen.
Ich schlief im Dunkeln ein und erwachte im Dunkeln wieder; nun hatte ich langsam größere Angst. Ich konnte nicht abschätzen, wie lange ich schon im Keller war. Hatte Berrone mich vergessen? Würde sie beschließen, ihrem Vater ihren Fehler zu gestehen und mich an ihn auszuliefern? Oder würde man mich einfach im Dunkeln sterben lassen und nach ein oder zwei Wochen heraustragen, wenn jemand herunterkam, um eingelegte Zwiebeln zu holen?
Ich zog in Erwägung, an die Tür zu hämmern, war aber besorgt, dass es mir nur eine Audienz beim Baron einbringen würde, wenn ich meine Gegenwart anderen im Haushalt verkündet hätte. Als ich hörte, wie der Schlüssel im Schloss gedreht wurde, rappelte ich mich hoch und war auf den Beinen, als die Tür aufschwang und den Lichtschein einer Lampe einließ. Der Verwalter hängte sie an einen Haken neben der Tür und musterte mich. Ein größerer, kräftiger gebauter Mann sah mich über seine Schulter hinweg an.
»Er ist gefährlich«, warnte der Verwalter. Ich lachte beinahe. In einer Hinsicht war ich alles andere als eine Gefahr – in anderer Hinsicht aber gefährlicher, als er es sich vorstellen konnte. Irgendjemand regte sich irgendwo sehr über mein Verschwinden auf, da war ich mir sicher.
»Das lass nur meine Sorge sein«, sagte der andere Mann. Er lehnte mit verschränkten Armen, an denen die Muskeln hervortraten, am Türrahmen, und ich schluckte mein Lachen herunter.
Der Verwalter sagte: »Das hier ist Ochto, der Aufseher über die Landarbeiter des Barons. Du wirst mit ihm gehen, und wenn du ihm Schwierigkeiten machst, verschwindest du – verstehst du?«
Ich nickte.
»Wir werden der Dame erzählen, du wärst davongelaufen.«
»Ich mache keine Schwierigkeiten«, versprach ich.
»Nein, machst du auch nicht«, stimmte Ochto mir zu.
»Und du hältst den Mund darüber, wo du herkommst. Sonst ziehst du vielleicht die Aufmerksamkeit des Barons auf dich und wünschst dir, wir hätten dich draußen bei den Olivenbäumen erstochen und begraben«, sagte der Verwalter. Genau in dem Moment sah er die aufgebrochenen Siegel der Vorratskrüge. Man hätte meinen können, ich hätte Neugeborene verspeist. Er ging um mich herum, um
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