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Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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trugen die Männer ihre Schüsseln und Löffel zu den Jungen zurück, die sie hereingebracht hatten. Der Suppenkessel wurde hinausgetragen, und alle legten sich hin. Ich tat dasselbe und war überrascht, mit verquollenen Augen von dem Ruf aufzustehen, geweckt zu werden. Die Sonne war am Himmel gesunken. Die schlimmste Hitze des Tages war vorüber, und die Männer sollten an die Arbeit zurückkehren. Ich stolperte hinter den anderen her aus der Baracke und dann den Weg zu den Feldern entlang.
    Die Felder des Barons fielen hinter seinem Megaron zum Wasser hin ab und erstreckten sich mehrere Meilen lang am Ufer. Wir wanderten zwischen knorrigen Weinstöcken hindurch, in Senken hinein und wieder hinaus und erstiegen sanfte Hügel, bis wir schließlich Olivenhaine durchquerten und einen brachliegenden Hügel erreichten, der gerade für weitere Bäume urbar gemacht wurde.
    An der Straße lagen Steinhaufen und Grabwerkzeuge. Am Hang wurden Terrassen für neue Pflanzungen angelegt. Mehrere Männer begaben sich an die Stellen, an denen hüfthohe Mauern schon zum Teil gebaut waren. Sie waren Maurer, die ihr Handwerk verstanden. Andere dienten als Zuträger und schleppten die Steine zu den Maurern. Wir Übrigen hoben die Grabwerkzeuge auf und stiegen den Hügel hinauf oder hinab, um den Boden zu verlagern. Die, die bergab gingen, schaufelten die Erde Spaten um Spaten hinter die neu gebauten Mauern, um flache Terrassen aufzuschichten, auf denen Bäume wachsen konnten. Die weiter bergauf hatten eine schwierigere Aufgabe: Sie mussten durch die Wurzeln des vertrockneten Grases den steinharten Boden aufhacken, um Raum für eine Mauer zu schaffen. Ich schnappte mir eine Schaufel und ging bergab, bevor ich bergauf geschickt werden konnte.
    Was meine Freiheit anging, unterschied ich mich ja vielleicht nicht von den übrigen Sklaven, aber in anderer Hinsicht, die für die anstehende Aufgabe entscheidender war, trennten mich Welten von ihnen. Als ich die Schaufel das erste Mal in den Erdhaufen schwang, riss die eben erst heilende Haut unter dem Schorf auf meinem Rücken auf, und meine Muskeln brannten wie Feuer. Meine Hände glitten am Stiel des Grabwerkzeugs ab. Ich packte es fester, mühte mich ab, die Last zu heben, und kippte eine erbärmliche halbe Schaufel voll staubtrockener, lockerer Erde in den leeren Raum hinter der Steinmauer.
    Der Mann neben mir sah sich das Ergebnis meiner Anstrengungen an, dann mich. Ich konnte meine Leistung kaum entschuldigen, indem ich ihm von meiner behüteten Kindheit als Neffe des Königs von Sounis erzählte. Alles, was ich tun konnte, war, finster dreinzublicken und auf seine verächtliche Bemerkung zu warten. Zu meinem Erstaunen zuckte er nur die Achseln und ging weg, um an einer anderen Stelle zu arbeiten.
    Ich kippte eine zweite winzige Schaufel hinter die Mauer. Ich ignorierte alle anderen und fühlte mich mehr und mehr von meiner eigenen Leistung gedemütigt und mit jeder Minute trübsinniger; ich arbeitete stur, bis die Sonne am Horizont versank. Als ich einen Ruf von weiter oben hörte, schaute ich bergauf und sah den Aufseher auf seine Schaufel gestützt stehen. Auch er war Arbeiter und machte für heute Feierabend. Um mich herum gingen die Männer langsam zu dem Steinhaufen und ließen ihr Werkzeug dort. Gemeinsam kehrten wir zu der Baracke zurück. Mein Rücken schmerzte so sehr, dass ich Angst hatte, wie ein Sack Hafer umzufallen, wenn ich auf dem zerfurchten Weg an die falsche Stelle trat. Ich passte bei jedem Schritt so gut auf, als wäre es mein letzter, aber ich gelangte bis in den Schlafraum und zu meinem Strohsack, auf dem ich, ohne auch nur ans Abendessen zu denken, in traumlosen Schlaf sank.
    Am Morgen erwachte ich ausgehungert. Ich war, wie ich herausfand, als ich meinen Körper in eine sitzende Position hochstemmte, mit einer Handschelle an die Wand gekettet. Ich betrachtete den glatten Eisenring, erinnerte mich, wie Eugenides einst in einer vergleichbaren Situation gewesen war, und wünschte mir, ich hätte seinen Mut gehabt, sie zu meistern, als Ochto sich neben mich hockte, um die Fessel aufzuschließen.
    »Du bist nicht daran gewöhnt, oder?«, fragte er.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Besser das hier als eine Galeere, oder?« Er musterte mich mit zusammengekniffenen Augen, während er sprach, und beobachtete mich auch weiter, nachdem ich zustimmend genickt hatte. Er nahm das Schloss ab, als ein Junge gerade das Frühstück hereintrug. Mein ganzer Körper protestierte, aber

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