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Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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mich an die Gesellschaft der Landarbeiter an. Ich stand morgens mit ihnen auf, arbeitete den ganzen Tag mit ihnen, merkte mir nach und nach ihre Namen, lernte die Scherze kennen, über die sie gemeinsam lachten, die Freundschaften und Abneigungen zwischen ihnen. Sie waren gute Männer, überwiegend miteinander befreundet, und es gab nur kleine Reibereien, auch, weil Ochto als Aufseher zupackend war und durchgriff; er zögerte nicht, jedem Mann eine Kopfnuss zu verpassen, der auf der faulen Haut lag, während andere arbeiteten. Ochto hatte einen Rohrstock, um seinen Urteilen Nachdruck zu verleihen, aber er hing an zwei Haken neben der Barackentür und kam nur selten zum Einsatz. Wir arbeiteten in dem Gefühl, kameradschaftlich ein gemeinsames Ziel zu verfolgen, und ich freute mich auf die Abende, an denen ich mich ins Gespräch mischte und dem Vorgetragenen lauschte. Ich trat nicht häufiger als jeder andere auf. Ich war ein Schatz, der in kleine Portionen aufgeteilt werden musste, und ich genoss die Erfahrung.
    Mein Onkel war zu seinen Verbündeten im Norden von Sounis gelangt und bot seine Armeen gegen die Rebellen auf. Zunächst hörten wir kaum Neuigkeiten, aber so viel wussten wir im Feldhaus immerhin, weil Hanaktos Soldaten ausgeschickt hatte, die zu Baron Comeneus stoßen sollten. Warum gerade er der Anführer dieses Aufstands war, konnte ich nicht einmal erraten. Ich hätte ihm nie auch nur zugetraut, die aufsässigeren Barone meines Onkels aus einem Loch im Boden herauszuführen, wenn es mit Wasser volllief, besonders nachdem sein Attentatsversuch gescheitert war.
    Die Männer in der Baracke schien das alles sehr wenig zu kümmern; sie nahmen an, dass alles bald vorbei sein würde, dass der König mit den Rebellen so kurzen Prozess machen würde wie mit allen früheren Aufständischen. Ich konnte mir nicht vorstellen, welche Vorteile die Rebellen sich von einer Schwächung der Nation erhofften, da sie doch schon in solcher Gefahr schwebte, aber die Männer, an deren Seite ich arbeitete, waren der Ansicht, dass nichts davon sie betraf. Im Großen und Ganzen stimmte ich ihnen zu.
    Zu dem Zeitpunkt hatte ich bereits erfahren, dass nicht alle Männer um mich herum Sklaven waren. Manche waren Okloi, die an die Familie des Barons gebunden waren und für Essen und ein Dach über dem Kopf arbeiteten, und einige waren bezahlte Arbeiter, denen es nach Ende ihres Vertrags freistand zu gehen. Sie verdienten einen Hungerlohn und bezahlten einen Großteil ihrer Einkünfte zurück, um die Kosten ihrer Unterbringung zu tragen; es wäre ihnen besser ergangen, wenn sie dem Baron zu Diensten verpflichtet gewesen wären und nicht gegen Bezahlung gearbeitet hätten. Sie hatten keine Garantie, dass sie nach Ende ihres Vertrags weiter Arbeit und Lohn erhalten würden, obwohl ich annahm, dass es in der Praxis unwahrscheinlich war, dass der Baron sie entlassen würde. Ich wusste, dass ich noch nicht alle Einzelheiten der Hackordnung durchschaute, weil einer der Männer, der sehr bewundert wurde, Sklave war und Ochto selbst ein ehemaliger Sklave, der als Aufseher über freie Männer eingesetzt war, die völlig unbefangen unter ihm arbeiteten.
    Eines Tages, als ich schon seit ein paar Wochen im Feldhaus war, kam ein neuer Arbeiter zu uns. Der Mann war der Ansicht, dass er beim Essen als Erster an die Reihe kommen sollte. Als er sich angriffslustig zwischen mich und den Jungen mit dem Kessel drängte, bestand meine erste Reaktion in bloßem Erstaunen. Ich bemerkte noch, dass er sowohl größer als auch schwerer als ich war, doch da zupfte ihn der Mann hinter ihm schon drängend am Arm und zischte leise eine Warnung: »Totschläger!«
    Der neue Arbeiter hielt inne, um sich die Sache noch einmal zu überlegen, ich aber nicht. Ich konnte es mir nicht leisten, meinen Ruf zu verlieren, und das hätte ich sicher getan, wenn es zum Kampf gekommen wäre. Ich hob eine Holzschale auf und holte mir mein Abendessen. Dann ging ich zu meinem Bett und setzte mich hin; ich trug sorgloses Draufgängertum zur Schau, als müsste ich mir um nichts auf der Welt Sorgen machen. Mit anderen Worten: Ich ahmte Eugenides so gut nach, wie ich konnte, und hoffte inständig, dass die anderen Männer mich nicht durchschauten.
    Der neue Mann nahm sich sein eigenes Essen und setzte sich auf der anderen Seite der Baracke gegenüber von mir hin. Ich löffelte mir mein Abendessen, so schnell ich konnte, in den Mund, um zu überspielen, dass meine Hände zitterten. Am Ende

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