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Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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Handgelenk trug, war in Reichweite. Der Rohrstock, der sein Amt bezeichnete, hing an der Tür.
    Er wusste auch, dass ich einfach hätte davonspazieren können, ohne etwas zu sagen, als sei ich auf dem Weg zur Latrine, so dass er erst viel zu spät bemerkt hätte, dass ich fort war.
    Er schüttelte langsam den Kopf. »Du warst nie ein Sklave«, sagte er.
    »Berrone hat mich für Gold gekauft«, erwiderte ich ehrlich, aber Ochto schüttelte abermals den Kopf.
    »Gold macht einen nicht zum Sklaven, und man bekommt dafür auch nicht immer einen. Du hältst in der Arbeit jedes Mal inne, wenn eine Waldschnepfe ruft. Ich habe gesehen, wie du einen Mutterskorpion beiseitegetragen hast, als du Steine in die Mauer einpassen solltest, und einen halben Morgen verschwendet hast, um einen Grashüpfer zu beobachten. Dir fehlt der gesunde Menschenverstand. Was willst du dort draußen in der Welt anfangen, Häschen?«
    »Was immer die Götter und der König von mir verlangen«, antwortete ich.
    »Aha«, sagte Ochto. »Er ist unser Baron, war aber niemals deiner, nicht wahr?«
    »Das ist er wirklich nicht«, entgegnete ich. »Du musst dich noch entscheiden.«
    »Ich weiß nichts von den Angelegenheiten der Götter und Könige«, sagte Ochto und wandte den Blick ab. Ich wartete darauf, dass er sich wieder umdrehen würde, und begriff dann, dass er seine Entscheidung gefällt hatte.
    In der Baracke war es vollkommen still. Ich wandte mich um und wollte den Männern, die meine Gefährten gewesen waren, zum Abschied zunicken, stellte aber fest, dass auch sie beiseitesahen. Ich schluckte einen Kloß im Hals herunter und wandte mich wieder zur Tür.
    »Sollten wir mitkommen?«, erklang Lucas Stimme sardonisch. Er saß am anderen Ende des Raums, hatte ein Knie angezogen und die Arme darumgelegt. Er sprach, sah aber immer noch nicht in meine Richtung.
    Ich senkte selbst den Blick zu Boden. »Glaub mir, Luca, wenn ich du wäre«, sagte ich, »würde ich hierbleiben.«
    Im Zwielicht ging ich den Pfad zu den Ställen hinauf und von dort zur Küche. Es herrschte eifrige Geschäftigkeit, so dass es mir nicht schwerfiel, ungesehen hineinzuschlüpfen. Ich heftete mich einem der Hausdiener an die Fersen und folgte ihm, bis sich eine günstige Gelegenheit ergab, als er in dem Korridor zwischen der Küche und den Haupträumen des Megarons allein war.
    »Leih mir für eine Minute deine Tunika«, sagte ich.
    »Warum?« Er erkannte mich. Ich war ihm so vertraut, dass er keine Angst hatte, sondern nur verwirrt war.
    »Weil ich dich, wenn du es nicht tust, ordentlich verprügeln und sie dir doch wegnehmen werde.«
    Er sah sich hilfesuchend um, aber wir waren allein.
    »Entscheid dich besser schnell«, sagte ich und hob die Faust. Er löste die Schnürbänder und zog sich das Kleidungsstück über den Kopf.
    Nur noch im Unterhemd erklärte er: »Das sage ich weiter!«
    Ich riss ihm die Tunika aus der Hand. »Tu das ruhig«, erwiderte ich und eilte in die Küche zurück. Er rannte in die andere Richtung davon, und ich blieb stehen. Ich war nur zur Küche gegangen, damit er in die andere Richtung lief. So würde er länger brauchen, bis er jemanden fand, der sich seine Geschichte anhörte, und wenn er zurückkam, würde ich fort sein. Ich kehrte um und drang tiefer ins Megaron vor. Im Gehen zog ich mir die Tunika über und schob die Ärmel meines groben Arbeitshemds darunter hoch. Die Tunika saß eng, bedeckte aber genug von dem schmutzigen Stoff, um mich eine Weile unbemerkt bleiben zu lassen, während ich eine Treppe suchte und nach oben in die Wohnräume eilte.
    Ich war mehrfach in Hanaktos’ Megaron gewesen. Berrones Zimmer lag dort, wo ich es zu finden erwartete, und die Tür stand offen, so dass es mir nicht schwerfiel festzustellen, dass ich mich tatsächlich am richtigen Ort befand. Ich klopfte an den Türrahmen, und als ich ihre Stimme hörte, rannte ich ins Zimmer.
    »Herrin«, rief ich und fiel im Wohnzimmer auf die Knie, in dem sie sich – den Göttern sei Dank! – aufhielt, statt gerade irgendwo ein Haustier zu besuchen. »Wie eine Göttin habt Ihr mir geholfen, und ich bitte Euch abermals um Hilfe.«
    Ich kniete mit gefalteten Händen da und betete, nicht zu ihr, sondern zum alten Gott der Täuschung, Eugenides, dass sie mich nicht erkennen würde. Das tat sie auch nicht. Überhaupt nicht. Ich hatte mir Sorgen gemacht, dass sie den Prinzen von Sounis sehen würde. Mir war nicht in den Sinn gekommen, dass ich gar keine Saite zum Klingen bringen

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