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Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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tägliche Leben wichtiger. Unsere Fortschritte dabei, Terrassen auf dem Land des Barons anzulegen und die Gräben auszuheben, durch die der heftige Winterregen abfließen konnte, waren alles, worauf es ankam – nicht Schlachten, die meilenweit entfernt ausgefochten wurden. Als die Armee meines Onkels in Thylos geschlagen wurde, schien mich das kaum zu betreffen.
    Als die Regenfälle nachließen und die Tage wieder wärmer wurden, wurde ich zum Mauerbau befördert und fand heraus, dass ich dafür ein Talent hatte. Irgendetwas an der sorgfältigen Auswahl und Einpassung der Steine, daran, wie etwas so Haltbares aus einer Ansammlung einzelner Entscheidungen erwuchs, erfüllte mich mit Befriedigung.
    An einem Tag, der ungewöhnlich heiß für die frühe Jahreszeit war, hatten wir auf der landeinwärts gewandten Seite eines niedrigen Hügels gearbeitet, abgeschnitten von der Meeresbrise. Dirnes hatte um Erlaubnis gebeten, kurz ans Ufer gehen und schwimmen zu dürfen, bevor wir zum Essen in die Baracke zurückkehrten. Es war nicht ungewöhnlich für die Männer, eine kurze Mittagspause einzulegen, und Ochto hatte zugestimmt; so waren wir zu viert zum Strand hinuntergeeilt. Wir hatten uns zu lange dort aufgehalten und hasteten nun so eifrig zurück, dass alles, was das Schwimmen an Gutem bewirkt hatte, wieder verloren ging; wir wollten nicht das Risiko eingehen, unsere Mahlzeit ganz zu verpassen. Es waren reichlich Männer da, die alles gegessen hätten, was noch im Topf war, wenn Ochto verkündet hätte, dass wir zu lange ausgeblieben wären. Wir waren schon auf der Straße, als wir Reiter hinter uns hörten, und wichen aus, um dem Staub zu entgehen, den sie aufwirbeln würden. Als sie an uns vorbeikamen, blickte ich auf und sah meinen Vater.

Kapitel 7

    Er ritt auf einem braunen Pferd und war von zehn oder fünfzehn seiner Männer umgeben. Ich stand stocksteif da und sah sie vorüberreiten. Mein Vater blickte immer nur geradeaus.
    »Häschen?«, fragte Dirnes.
    Ich schüttelte mich. »Es ist nichts«, sagte ich. »Ein früherer Herr von mir.«
    »Ein guter?«, fragte er.
    Ich zuckte mit den Schultern.
    Hanaktos war ein Feind des Königs. Wechselte mein Vater vielleicht ins andere Lager? Das war eine lächerliche Vorstellung: Mein Vater ist alles andere als wandelbar. Es war weitaus wahrscheinlicher, dass mein Onkel meinen Vater als Parlamentär ausgeschickt hatte, um Hanaktos wieder auf seine Seite zu ziehen.
    Ich war nachdenklich, als wir unseren Rückweg zum Feldhaus fortsetzten. Hätte ich meinem Vater etwas zurufen sollen? Ich war ein Versager als Mann, als Prinz und Sohn, und ich bezweifelte sehr stark, dass es ihn auch nur gekümmert hätte, dass ich noch am Leben war.
    Ochto wartete auf uns, und ich konnte wenig tun, als mein Essen zu verspeisen und, den Rücken an die verputzte Wand gelehnt, auf meinem Strohsack zu sitzen, während die anderen Männer sich hinlegten, um sich auszuruhen. War ich für meinen Vater überhaupt zu irgendetwas nütze? Würde es für irgendjemanden außer mir einen Unterschied machen, ob ich blieb, wo ich war?
    »Es gibt keinen Wolf, der dich fressen könnte, Häschen«, rief meine Lehrerin mir ins Gedächtnis. »Bleib, wo du bist, dann wird kein Mensch davon erfahren, und kein Gott wird verstimmt sein.« Sie wies auf einen Punkt in der Luft, an dem ich nichts sehen konnte. Sie schürzte die Lippen und atmete aus, und ein winziges Staubkorn erschien und wurde von ihrem Atem in den breiten Lichtkegel bewegt. »Was willst du, Zecush?«, fragte sie.
    Das Kinn sackte mir auf die Brust; ich erwachte und hob so ruckartig den Kopf, dass er gegen die Wand hinter mir prallte. Mir schossen Tränen in die Augen, und ich begriff, dass ich geschlafen hatte. Meine Lehrerin war nicht wirklich in Baron Hanaktos’ Feldhaus erschienen.
    Die anderen ruhten noch. Der Raum war nur indirekt beleuchtet: Die Sonne schien durch keine seiner Türen, und es funkelten keine Staubkörnchen in irgendeinem Sonnenstrahl. Es war warm, und ich schwitzte. Ich sehnte mich danach, noch einmal zu schwimmen, aber ich war kein freier Mann, der schwimmen konnte, wann er wollte. Ich schwamm, wie ich ruhte und wie ich arbeitete: wenn man es mir erlaubte. Ich war ein Sklave, der dem Baron gehörte, und wartete auf den Weckruf, um aufzustehen und mit den anderen an die Feldarbeit zurückzukehren. Als er erscholl, raffte ich mich auf und folgte Ochto zur Tür hinaus.
    Draußen zwischen den Olivenbäumen dachte ich, während ich

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