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Die Leibwächterin (German Edition)

Die Leibwächterin (German Edition)

Titel: Die Leibwächterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Es gibt jetzt sogar Strom.»
    «Wirklich?»
    «Auf dem Land der Forstverwaltung werden neue Ferienhäuser gebaut, deswegen hat man neue Leitungen verlegt. Heutzutage will keiner mehr ein Sommerhaus ohne Strom. In der Sauna habe ich eine Wasserpumpe eingebaut. Komm bei uns vorbei und hol dir Milch, Brot und Eier, wenn du Zeit hast. Maija backt Piroggen, und der Wald ist voll von Preiselbeeren und Steinpilzen», meinte Hakkarainen gastfreundlich. Ich bestellte einen Mietwagen, kaufte im Internet eine Zugfahrkarte und druckte sie aus. Als ich alles erledigt hatte, stellte ich fest, dass der russische Jeep verschwunden war.
    Es konnte sich um ein Täuschungsmanöver handeln, deshalb verließ ich das Haus durch den C-Eingang. In der Mäkelänkatu nahm ich den Bus, stieg an der übernächsten Haltestelle in die Straßenbahn um und fuhr bis zum Bahnhof Pasila. Allem Anschein nach folgte mir niemand. Meinen Mitbewohnerinnen würde nicht auffallen, dass ich in der Wohnung gewesen war, es sei denn, sie wunderten sich über die fehlende Nudelpackung. Riikka und Jenni waren zwar arme Studentinnen, doch ich vertraute ihnen voll und ganz. Sie würden mich keinesfalls an Paskewitsch verkaufen. Riikka studierte Theologie und Jenni Theaterwissenschaften, beide befassten sich also mit Ritualen. Jenni, eine strenge Veganerin, schauspielerte neben dem Studium, Riikka wiederum sprach oft über die Pastorinnenrolle, die sie in ihrem künftigen Beruf spielen musste. Ich hatte mir ihre Gespräche über Schauspielerei leicht belustigt angehört, denn während die beiden sich in ihren Rollen sichtbar präsentieren wollten, bestand meine Aufgabe darin, mich verborgen zu halten.
    Der Zug war halb leer, und niemand schien mir Beachtung zu schenken. Dennoch blieb ich wachsam, vor allem, als der Zug in Kouvola, Lappeenranta und Imatra hielt. Am Bahnhof in Joensuu stand der Mietwagen bereit. Ich hatte einen kleinen Geländewagen gewählt, denn der Weg nach Hevonpersiinsaari war steinig, und die heftigen Gewitterregen im Frühherbst hatten vermutlich den Belag angefressen. Zudem genoss ich das Gefühl, erhöht zu sitzen und den Verkehr besser beobachten zu können. Ich untersuchte den Wagen von außen, schob den Sprengstoffdetektor so weit unter den Boden, wie ich nur konnte, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Dann fuhr ich zu einem großen Einkaufszentrum am Stadtrand und deckte mich mit Lebensmitteln ein: Kartoffeln, Nudeln, Thunfischdosen, Lammwurst, Piroggen und ein Kasten Bier. Kalorien waren in meiner Situation wichtiger als Bio. Im Schnapsladen holte ich zwei Flaschen Rum, eine davon als Mitbringsel für Matti Hakkarainen. Für Maija kaufte ich Geleefrüchte.
    Auf den Straßen rund um Joensuu waren jede Menge russische Wagen unterwegs, ich konnte nicht jeden argwöhnisch beobachten. Nach Ylämylly leerte sich die Straße, bald hatte ich sie fast für mich allein. Auch auf der einzigen Straße von Outokumpu herrschte kaum Verkehr. Seit Onkel Jaris Tod war ich nicht mehr hier gewesen, denn auf den beiden Heimatbesuchen, die ich danach gemacht hatte, war ich über Kuopio gefahren und hatte in Tuusniemi eingekauft. Hevonpersiinsaari gehörte zur Gemeinde Kaavi, doch da die Schule in Rikkaranta, einem der Nachbardörfer von Outokumpu, weitaus leichter zu erreichen war als die in Maarianvaara, hatte Onkel Jari durchgesetzt, dass ich in der benachbarten Kommune eingeschult wurde, obwohl sie zu einer anderen Provinz gehörte. In Rikkaranta gab es allerdings nur eine Elementarschule. Daher hatte ich ab der siebten Klasse die Schule in Outokumpu besucht und für den Schulweg zu Fuß und mit dem Bus eine Stunde gebraucht. Mein soziales Leben war stark eingeschränkt gewesen. Onkel Jari besaß nur sporadisch ein Auto, der Pkw war das Erste, woran er sparte, wenn uns das Geld auszugehen drohte. Einer seiner Bekannten, ein Gebrauchtwagenhändler, lieferte ihm gelegentlich einen alten Lada oder Datsun, weshalb ich als Kind verrostete Trittbretter für normal hielt.
    Der von Weidenbüschen gesäumte Weg war mit faustgroßen Steinen übersät. Am Rand einer Hiebfläche blühten noch späte Weidenröschen. Hevonpersiinsaari war von dichten Wäldern umgeben, die ich immer als Schutz empfunden hatte. Jetzt stellte ich fest, dass sich die Umgebung radikal verändert hatte. Kahlschläge waren ein grausames Spiel, sie verwandelten den Wald in Holzwüsten, deren Hässlichkeit nur die Weidenröschenflocken ein wenig milderten. Auch bei Hevonpersiinsaari hatte man jetzt

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